Dietrich Bonhoeffer – ein Zeuge des gemeinsamen christlichen Glaubens
Eine Woche lang, vom 20. bis 26. Juni, stand der vor 65 Jahren im KZ Flossenbürg hingerichtete evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer im Mittelpunkt einer Ausstellung in der evangelisch-lutherischen St. Paulus-Kirche in Schierling. Unter dem Titel „Mit dem Bischof Dietrich Bonhoeffer begegnen“ schilderte am Donnerstagabend Diözesanbischof Gerhard Ludwig seine Bezüge zu diesem auch für die katholische Kirche bedeutenden Märtyrer und zeichnete dessen Vita nach. Bischof Gerhard Ludwig verwies neben Hinweisen auf seine persönliche Vita auf die von dem damaligen Professor und heutigen Mainzer Kardinal Karl Lehmann angeregte Diplomarbeit zum Thema „Die Beichte bei Dietrich Bonhoeffer“. „Das brachte eine intensive Beschäftigung mit Dietrich Bonhoeffer und seinen Werken“, blickte Bischof Müller zurück, der dann auch seine Dissertation Bonhoeffer widmete, wobei er in dieser Arbeit dessen Sakramentsverständnis untersuchte.
Der Regensburger Oberhirte zeichnete das Leben Bonhoeffers nach, wobei er besonders auf die Entwicklungslinie vom Theologen zum Christ und schließlich zum Zeitgenossen einging: die Prägung im Studium durch die Professoren Adolf von Harnack und Karl Barth, das Kennenlernen ganz anderer Themen und Kreise in Deutschland und Amerika (Arbeiterjugend in Berlin, Rassenfrage in den USA). „Bonhoeffer erlebte die konkrete Begegnung mit den Menschen in ihrem sozialen Kontext. Dadurch ist er Christ geworden“, führte der Bischof aus. Das war für Bonhoeffer dann auch die Basis, „mit diesem theologischen Handwerkszeug Zeitgenosse zu werden“, erläuterte Bischof Gerhard Ludwig und verwies auf einen Hörfunkvortrag Bonhoeffers am 2. Februar 1933, kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, in dem er bereits die verbrecherischen Absichten der neuen deutschen Machthaber nannte. „Bonhoeffer hatte die Klarsicht, was aus solchen Prinzipien folgen wird, auch im Hinblick auf die Ausgrenzung ganzer Bevölkerungsgruppen“, machte der Bischof deutlich. Für Bonhoeffer gehörten, so Bischof Müller, der Gottesglaube und das gesellschaftliche Engagement zusammen. Deshalb blieb dieser auch im Herbst 1939 nicht in den USA, sondern kehrte nach Deutschland zurück, wo er ab 1940 immer mehr mit Leuten des Widerstands (Canaris) in Kontakt kam und schließlich 1943 verhaftet und am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg hingerichtet wurde.
„Dietrich Bonhoeffer ist ein Vorbild und Beispiel in ethischer Sicht, ein Märtyrer und Heiliger des Himmels über die Grenzen der Konfessionen hinaus. Dietrich Bonhoeffer ist ein Zeuge des gemeinsamen christlichen Glaubens, der auch die soziale, weltverändernde und gestalterische Dimension des Glaubens vertritt. Er ist eine Brücke für katholische und evangelische Christen, eine hervorragende Gestalt in Deutschland, ein Vorbild auch für Politiker und ein Leuchtturm für unsere Demokratie“, fasste Bischof Gerhard Ludwig seine Ausführungen zusammen. Im Anschluss stand er für Fragen des Auditoriums zur Verfügung und signierte sein Buch „Dietrich Bonhoeffer begegnen“