Die Wallfahrtskirche auf dem Amberger Mariahilfberg feierte ihr 300-jähriges Jubiläum- Bischof Gerhard Ludwig Müller: “ Niemand kann sich auf Gott berufen, wenn er seinen Brüdern und Schwestern Leid zufügen will“
Mit einem Pontifikalamt feierte Bischof Gerhard Ludwig Müller das 300-jährige Jubiläum der Einweihung der Marien-Wallfahrtskirche auf dem Mariahilfberg. Die barocke Kirche war mit Gläubigen voll besetzt. Auch viele Pfarrer der Region, aus Polen und Ungarn nahmen an der Messe, die vom Kirchenchor St. Martin aus Amberg festlich umrahmt wurde, teil. Der Guardian des Franziskanerordens auf dem Mariahilfberg, Pfarrer Janusz Wróbel OF begrüßte den Bischof und bedankte sich dafür, dass er die Heilige Messe zelebriere. In seiner Predigt verglich der Oberhirte die vielen Generationen von Gläubigen, die seit mehr als 300 Jahren in ihrer Not auf den Mariahilfberg gepilgert seien, mit dem pilgernden Gottesvolk, das durch die Zeit gehe: “Der Mariahilfberg steht hier für das himmlische Jerusalem, in dem wir dereinst in der Liebe Gottes aufgenommen werden“. Er erinnerte daran, dass diese Kirche während einer sehr schlechten Zeit errichtet worden sei. Es sei die Zeit des dreißigjährigen Krieges gewesen, aber auch die Zeit großer Epidemien, die vielen Menschen den Tod gebracht hätten. Die Menschen seien auf den Mariahilfberg gegangen, um die Mutter Gottes, die auf dem berühmten Gnadenbild dargestellt sei, um Hilfe zu bitten. Bedrohungen für den einzelnen, aber auch für die Gemeinschaft der Menschen gebe es auch heute noch, sagte der Bischof.
Bezugnehmend auf die Terroranschläge des 11. September 2001 in New York und anderen Städten stellte der Bischof fest, dass eben jene Attentäter von sich behaupteten, aus religiösen Motiven gehandelt zu haben. „Das lässt sich mit unserem Gottesverständnis nicht vereinbaren. Unser Gott ist anders. Er vergibt den Schuldigen. Niemand kann sich auf Gott berufen, wenn er seinen Brüdern und Schwestern Leid zufügen will“. Jeder Christ wisse genau, dass man dem Nächsten nur Gutes tun dürfe. Jeder müsse dankbar sein für all das, was ihm an Gutem von seinen Eltern, Lehrern oder anderen Wegbegleitern widerfahren sei. “Ohne Solidarität kann kein Mensch glücklich werden. Wir müssen hinschauen auf die Bedrängnisse unserer Zeit, auf die Not und auf Krankheiten“, forderte der Bischof die Gläubigen auf. Er warnte vor dem Terrorismus, der auch eine Krankheit der modernen Zeit sei: „Wir dürfen uns nicht zum Richter erheben über die anderen Menschen. Gott wird am Ende die Gerechtigkeit herstellen, denn er allein kennt die Gesamtzusammenhänge. Wir Menschen aber dürfen nicht als Richter und Rächer auftreten“, sagte der Bischof. Auch Säkularismus und die „Mattigkeit der Christen“ seien „Krankheiten unserer Zeit“. Papst Benedikt XVI. habe dies beim Weltjugendtag in Madrid thematisiert. Nicht mit großen Programmen könne man dem Entgegenwirken, sondern mit dem Empfang der Sakramente, der Beichte und der Eucharistie, des Teilhaftig-werden am Heilsgeheimnis Jesu Christi. „Jesus Christus hat für uns hat das Tor zum ewigen Leben geöffnet, das niemand mehr zuschlagen kann, nicht Sünde, Tod und Teufel!“ so der Bischof abschließend.
Die Wallfahrt auf den Mariahilfberg in Amberg geht auf eine Pestepidemie in Amberg im Jahre 1633/1634 zurück. Damals versprach die notleidende Bevölkerung der Gottesmutter Maria, dass in jedem Jahr eine Wallfahrt zum Mariahilfberg durchgeführt werde, wenn sie den pestgebeutelten Bürgern beistehen. Bald darauf legte sich die Epidemie. Der Rektor des Jesuiten-Gymnasiums P. Caspar Hell stiftete das Gnadenbild, das eine Kopie des berühmten Gnadenbildes Mariahilf von Lucas Cranach dem Älteren darstellt. Das Original befindet sich im Innsbrucker Dom. Es wurde auf dem 529 Meter hohen Mariahilfberg zunächst im Turm der alten Burg aufgehängt. Bald wurde daraus eine Kapelle. 1696 begann man mit dem Bau der heutigen barocken Wallfahrtskirche. Der Bau wurde 1711 geweiht.