News Bild Die Spätberufenenschule in Fockenfeld – ein Rückblick

Die Spätberufenenschule in Fockenfeld – ein Rückblick

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Über sechs Jahrzehnte konnten junge Männer auf der Spätberufenenschule Fockenfeld ihr Abitur machen. Viele wurden danach Priester, einige davon im Bistum Regensburg. Jetzt hat das kleinste Gymnasium Bayerns endgültig seine Tore geschlossen.

„Ich bin hier eingefleischt“ – ein Gespräch mit Pater Benedikt Leitmayr

Die Spätberufenenschule St. Josef Fockenfeld und er gehören einfach zusammen – Benedikt Leitmayr OSFS war selbst einst Schüler in Fockenfeld im Landkreis Tirschenreuth und blieb der Schule bis heute verbunden. Wir haben Pater Leitmayr noch einmal dort besucht:

Sehr geehrter Pater Leitmayr, welche Rolle haben Sie an der Spätberufenenschule inne gehabt?

Ich habe verschiedene Rollen inne gehabt: Ich war zum einen der Schulseelsorger, der geistliche Begleiter vieler Schüler hier, aber ich habe hier auch Religion unterrichtet, hauptsächlich in der Oberstufe. Darüber hinaus war ich in der Öffentlichkeitsarbeit aktiv, habe das Jahrbuch „Geh in meinen Weinberg“ herausgegeben, das es seit längerer Zeit gibt.

Wie viele Jahre sind Sie schon mit Fockenfeld verbunden?

Ich bin seit dem Jahr 1979 mit Fockenfeld verbunden, weil ich selber hier Schüler war und Abitur gemacht habe. 1991, nach meiner Priesterweihe, kam ich wieder nach Fockenfeld zurück und war dann fünf Jahre da. Daraufhin habe ich noch mal in zwei Pfarreien gewechselt – in Wien und Linz – und seit 2002 bin ich wieder in Fockenfeld.

Hatten Sie vor dem Besuch der Schule schon eine Berufsausbildung absolviert?

Ich war Elektroinstallateur – nach meiner Lehre und zwei Arbeitsjahren bin ich hierhergekommen und habe 1984 mein Abitur gemacht. Und dann bin ich in den Orden eingetreten, der diese Schule seit 1946 leitet: die Oblaten des Hl. Franz von Sales.

Können Sie allgemein beschreiben, wie die Wirkung der Schule über die Jahre hinweg war?

Die Schule, denke ich, hatte zum einen eine Ausstrahlung im geistlichen Sinn, aber ich denke auch im ganzheitlich gesellschaftlichen Sinn. Viele Menschen, die hier durch die Schule gegangen sind, kamen mit unterschiedlichen Berufswegen und sind dann auch wieder die verschiedensten Berufswege gegangen. Natürlich waren wir daran interessiert, dass Menschen geistliche, kirchliche Berufe wählen. Tatsächlich sind auch sehr viele Priester geworden, von ihnen sind viele in unserem Bistum tätig, als Pfarrer oder Dekane. Andere sind aber auch Lehrer oder Mediziner geworden oder in die Politik gegangen.

Wie kam es eigentlich zur Gründung der Schule?

Nach dem zweiten Weltkrieg kamen viele junge Männer vom Krieg heim, die an kein normales Gymnasium mehr gehen konnten, zugleich aber den Priesterberuf ergreifen wollten, für den man das Abitur brauchte. Daraufhin hat unser Orden 1946 in Eichstätt – unserem Sitz für den deutschen Raum – diese Schule gegründet. Dann kam die Schule nach Hirschberg bei Weilheim und seit 1955 ist sie hier.

Sie haben die letzten Jahrgänge miterlebt – wie ging es den Schülern?

Es ist sehr spannend gewesen, ich habe immer wieder gesagt: Es ist ganz still geworden in unserem Haus, sehr meditativ, wenn man es so ausdrücken will. Es bestand aber nach wie vor eine Atmosphäre, die alles getragen hat. Es gab keinen, der den Kopf hängen gelassen hat und das ist auch ganz wichtig. Wir haben darauf geachtet, dass die letzten Schüler gut begleitet und unterrichtet wurden und sie selber, denke ich, waren auch gerne da.

Gab es auch in den letzten Jahrgängen noch Schüler, die einer priesterlichen Berufung nachspürten?

Dass es weniger geworden wären, kann man nicht sagen. Insgesamt gab es natürlich weniger Schüler, aber wenn man in Prozenten rechnet, dann sind von den ehemaligen Schülern in den letzten Jahren nicht weniger Priester geworden.

Wie ging es Ihnen selbst in den letzten Jahren mit der herannahenden Schließung?

Das Thema geht mir schon sehr nahe, weil ich natürlich mit der Schule, mit dem Haus sehr verbunden bin. Es sind immerhin viele Jahrzehnte meines Lebens auch wenn ich zwischendurch einmal weg war. Hier bin ich eigentlich einer, der eingefleischt ist – ich nenne es mal so.

Wahrscheinlich würde es Ihnen etwas leichter fallen, wenn Sie wüssten, wo es mit der Schule hingeht?

Wenn man sein Ziel beschreiben könnte, wäre es leichter, ja. Aber es ist halt alles offen und was offen ist, ist ungewiss. Von der anderen Seite gesehen: Loslassen können heißt, was Neues entdecken dürfen.



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