News Bild Die Mitte des christlichen Glaubens im Blick – Zum 70. Geburtstag ehren zahlreiche Autoren Gerhard Kardinal Müller mit einer Festschrift

Die Mitte des christlichen Glaubens im Blick – Zum 70. Geburtstag ehren zahlreiche Autoren Gerhard Kardinal Müller mit einer Festschrift

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Anlässlich des 70. Geburtstages von Gerhard Kardinal Müller am 31. Dezember 2017 bekunden namhafte Autoren dem Geehrten mit einer umfangreichen Festschrift ihre Wertschätzung. Eine besondere Kostbarkeit dieser Festgabe ist das Grußwort Benedikts XVI. (S. 7-10): Der emeritierte Papst weist darauf hin, dass ihm Gerhard Müller 22 Jahre zuvor seine „Katholische Dogmatik“ geschenkt hat. Für Benedikt XVI. ist es damals ein „ermutigendes Zeichen“ gewesen, dass es Denker gibt, die den Mut haben, den Glauben der Kirche „als Einheit und Ganzheit darzustellen“. Der emeritierte Papst fährt in seinem Grußwort an Kardinal Müller fort: Als Mitglied der Internationalen Theologenkommission „bist Du vor allem durch den Reichtum Deines Wissens und die von innen her kommende Treue zum Glauben der Kirche aufgefallen“ (S. 8). Als 2012 das Amt des Präfekten der Glaubenskongregation neu zu besetzen war, „erschienst Du nach allem Überlegen als der am meisten geeignete Bischof“ (S. 9) für dieses Amt. Kardinal Müller wird – so Benedikt XVI. – „weiterhin öffentlich dem Glauben dienen“.

 

Herausragender Denker unserer Zeit

Die drei Herausgeber der Festschrift sind Kardinal Müller eng verbunden: George Augustin ist Professor für Dogmatik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar, Christian Schaller ist Stellvertretender Direktor des Instituts Papst Benedikt XVI. in Regensburg und Sławomir Śledziewski ist Mitarbeiter in der Glaubenskongregation in Rom. In ihrem Vorwort stellen die Herausgeber fest, dass die Frage nach Gott für die Zukunft des Menschen und der Kirche entscheidend ist. In der Theologie geht es um „die tiefe Erkenntnis des den ganzen Menschen umgreifenden Heiles“ (S. 17). Das Maß aller Verkündigung ist Gott in seiner Relation zum Menschen. Gerhard Kardinal Müller, der „zweifellos zu den herausragenden Denkern unserer Zeit“ (S. 18) gehört, betont in seinem umfangreichen theologischen Werk den Glauben als „dynamisch-kommunikatives Ereignis“.

 

Trinität – zum Glück!

Die Beiträge der Festschrift sind in fünf Kapitel unterteilt. Im ersten Kapitel („Gott als dreifaltige Liebe“) entfalten neun Autoren ihre Gedanken: Erzbischof Luis F. Ladaria SJ, der jetzige Präfekt der Glaubenskongregation, legt Reflexionen zum Thema „Die Dreieinigkeit ist der eine Gott“ vor. George Augustin plädiert für eine theozentrische Wende im säkularen Zeitalter. Der emeritierte Bonner Dogmatiker Karl-Heinz Menke, der am 18. November 2017 den diesjährigen „Ratzinger-Preis“ der Vatikanischen Stiftung „Joseph Ratzinger-Benedikt XVI.“ erhalten hat, legt eine Abhandlung vor über die Trinitätslehre als integrierende Mitte der „Katholischen Dogmatik“ von Gerhard Kardinal Müller. Der Heiligenkreuzer Zisterzienser Karl Josef Wallner will – mit Verweis auf die Theologie Hans Urs von Balthasars – zu trinitarischem Denken ermutigen. Dirk Ansorge, Dogmatiker in Frankfurt, präsentiert Überlegungen zu Gottes Treue zu Israel und zur universalen Heilsbedeutung Jesu Christi. Einen Beitrag über Trinität und Schöpfung steuert der Augsburger Dogmatiker Thomas Marschler bei. Heiko Merkelbach, Pfarrer und Regionaldekan, ist mit Ausführungen über „Trinität – zum Glück!“ vertreten. Ralph Weimann, Professor in Rom, entwickelt Überlegungen über den Zusammenhang von Trinitätsglaube und Menschenbild. Erzbischof Bruno Forte hat den Beitrag „Der dreifaltige Gott und die Schönheit, welche die Welt retten wird“ verfasst.

 

Seinsgüte und Seinsmangel

Im Kapitel „Gott im Vorhof des Glaubens“ (S. 215-361) sind sieben Beiträge enthalten: Angelo Kardinal Scola macht einsichtig, dass es „dem Wesen Gottes zuwider“ ist, nicht vernunftgemäß zu handeln. Der Frankfurter Philosoph Jörg Splett vermittelt wichtige Gesichtspunkte zum Geheimnis von Gottes Dreieinigkeit. Thomas Krafft, Philosoph und Publizist, entwickelt „Elemente einer Analyse des Unglaubens“. Der Vallendarer Dogmatiker Markus Schulze präsentiert erhellende Einsichten zum Thema „Gott, die Seinsgüte und der Seinsmangel“. Der St. Pöltener Dogmatiker Michael Stickelbroeck entfaltet wichtige Zusammenhänge zwischen dem philosophischen Theismus und dem Trinitätsglauben. Bischof Enrico dal Covolo, der Rektor der Päpstlichen Lateranuniversität in Rom, zeichnet – mit Blick auf das Verhältnis von Glaube und Vernunft – besondere Phänomene einer epochalen Begegnung von Paulus bis Augustinus nach. Abschließend legt Ulrich L. Lehner, Professor an der Marquette University in Milwaukee (USA), Einsichten über die Grenzen theologischer Rede bei Ludovico Muratori (1672-1750) dar.

 

Sokrates, Hadrian, Voltaire und Tizian

Das dritte Kapitel („Gott in Kunst und Kultur“) umfasst sieben Aufsätze: Gianfranco Kardinal Ravasi zeichnet – mit dem Blick auf Bilder und Symbole des dreifaltigen Gottes – Wege des Glaubens und der Kunst nach. Der Dogmatiker Achim Buckenmaier, Professor in Rom, steuert unter dem Titel „Inkognito Gottes und der Kirche“ eine Abhandlung zur Herkunft und Bedeutung des Gedankens der Verborgenheit Gottes bei. Der Luzerner Dogmatiker Wolfgang W. Müller legt eine theologische Betrachtung zu geistlicher Musik vor. Der bekannte Schriftsteller Martin Mosebach schreibt zum Thema „Die Seele. Vier vergebliche Versuche, das Unfassbare zu greifen“. Dabei nimmt er Bezug auf Sokrates, Hadrian, Voltaire und Tizian. Der St. Pöltener Pastoraltheologe Veit Neumann geht der Frage nach, wie Journalisten in überregionalen Zeitungen die katholische Theologie wahrnehmen. Der Würzburger Dogmatiker Otmar Meuffels schreibt zum Thema „Eine Gottesrede in Resonanzen – der christliche Gott in Kreuzungen mit der Moderne“ und der emeritierte Münchener Pastoraltheologe Ludwig Mödl fragt, welche Bedeutung Kirchen als „Gotteszeugen“ haben.

 

Muslimisch-christliche Begegnungen

Das Kapitel „Gott im Kontext des Dialogs“ (S. 477-612) enthält sieben Beiträge: Kurt Kardinal Koch geht der Frage nach, wie Gottes Gegenwart in ökumenischer Gemeinschaft bezeugt werden kann. Erzbischof Rino Fisichella legt einen Versuch zur Interpretation des Lehramtes vor. Der Mainzer Pastoraltheologe Philipp Müller fragt, was Schriftinterpretation an der Schnittstelle von Dogmatik und Bibelpastoral heißt. Włodzimierz Wołyniec, Rektor der Theologischen Fakultät in Breslau, entfaltet die Bedeutung der Dokumente des kirchlichen Lehramtes. Marc Witzenbacher, ein evangelischer Theologe, gibt Impulse für eine geistliche Erneuerung der Ökumene. Der Freiburger Dogmatiker Helmut Hoping behandelt die hochaktuelle Frage nach dem einen Gott und der Göttlichkeit Jesu im Gespräch mit dem Islam. Der Jesuit Felix Körner, Professor an der Gregoriana in Rom, gibt Einblicke in die theologische Praxis muslimisch-christlicher Begegnungen.

 

Und die eheliche Gemeinschaft

Im letzten Kapitel („Gott und das christliche Zeugnis“) werden fünf Beiträge vorgelegt: Reinhard Kardinal Marx behandelt das Thema „Wirtschaftsethik und Option für die Armen im Horizont der Frage nach Gott“ (S. 615-629). Der Landshuter Stiftspropst Franz Joseph Baur fragt nach dem Sinn des Gebetes „Gott, wende dich uns wieder zu!“ (Ps 80,15). Christoph Binninger, Dogmatiker und Direktor des Bischöflichen Studium Rudolphinum in Regensburg, entfaltet eine Theologie des christlichen Märtyrers. Die renommierte Philosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz legt Reflexionen über „Dreieinigkeit und eheliche Gemeinschaft“ vor. Krzysztof Goźdź, der Dogmatiker an der Katholischen Universität Johannes Paul II. in Lublin, nennt Argumente, die für die Rehabilitierung der Theologie der Befreiung sprechen.

 

Ausgezeichnet durch Tiefe und Breite

Mit diesem Buch haben die 35 Autoren ein beachtliches Werk vorgelegt. Die Festschrift für Gerhard Kardinal Müller, den emeritierten Bischof von Regensburg, zeichnet sich sowohl durch die Tiefe des theologischen Nachdenkens als auch durch die Breite der behandelten Themen aus. Immer bleibt die Mitte des christlichen Glaubens, der dreifaltige Gott, im Blick. Die Verfasser sind sich der Herausforderungen heutiger Glaubensverkündigung sehr bewusst. Es gelingt ihnen, bei den Leserinnen und Lesern eigene Nachdenklichkeit zu wecken, Ermutigungen zu geben und Wege in die Zukunft aufzuzeigen. Prof. Dr. Josef Kreiml


George Augustin / Christian Schaller / Sławomir Śledziewski (Hrsg.): Der dreifaltige Gott. Christlicher Glaube im säkularen Zeitalter. Für Gerhard Kardinal Müller, 695 Seiten, gebunden, Verlag Herder, Freiburg 2017, ISBN 978-3-451-37875-1; 40 Euro.



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