Die Domspatzenfamilie verabschiedet 45 Abiturienten
Zur festlichen Abiturfeier fanden sich am Freitagvormittag im Wolfgang-Saal an der Diepenbrockstraße 45 Abiturienten des Gymnasiums der Regensburger Domspatzen ein. Den Dankgottesdienst in St. Cäcilia zelebrierte Domdekan Johannes Neumüller gemeinsam mit Internatsdirektor Domvikar Rainer Schinko. Oberstudiendirektor i. K. Berthold Wahl begrüßte nach dem Gottesdienst die Schulabgängern, deren Eltern sowie zahlreiche Ehrengäste, Lehrer, Mitarbeiter und Schüler des Gymnasiums.
„Exklusive Kombination von intellektueller, musikalischer, sozialer und religiöser Erziehung und Bildung in Schule, Chor und Internat zeichnet die Domspatzen aus”
In seiner Ansprache widmete sich Schulleiter Berthold Wahl der aktuellen Diskussion um schulische Bildung. Als Trends stellte er heraus, dass sich zum einen das gesamte Schulsystem auf die Ergebnisse des schmalen Segments (Basiskompetenz von 15-Jährigen) der Pisa-Befragungen bezieht, dass zum anderen die Bildungs- und Schultheorie von der Grundschulpädagogik beherrscht wird und schließlich, dass sich die deutsche Schuldebatte um Schulstrukturen, Abiturientenquoten und Bildungsgerechtigkeit dreht. Dabei werde vergessen, dass es in erster Linie um Lehren und Lernen gehen müsse. Schulleiter Berthold Wahl kritisiert, dass im Vordergrund bei den Zielen für lebenslanges Lernen die Verwertbarkeit von ausschließlich fachlichen Qualifikationen stehe und nicht die individuelle Bildung, die Frage von Selbstverantwortung, von demokratischer Mündigkeit, von sozialer, ethisch-moralischer Verantwortung. Die religiöse Dimension finde gar keine Erwähnung. Oberstudiendirektor i. K. Berthold Wahl betonte jedoch abschließend, dass man dennoch guten Gewissens die Abiturienten entlasse, weil es bei den Domspatzen immer noch unverzichtbar sei, dass Zuverlässigkeit, Genauigkeit, Ausdauer, Aufmerksamkeit, Ethik und Religiosität eingeübt und eingefordert werden. Es sei einzigartig, dass es diese exklusive Kombination von intellektueller, musikalischer, sozialer und religiöser Erziehung und Bildung in Schule, Chor und Internat/Tagesbetreuung quasi unter einem Dach gebe.
Domkapellmeister Roland Büchner erinnerte daran, dass die Abiturienten in zahlreichen Gottesdiensten und Konzerten unzählige Besucher mit ihrem Gesang bewegt hätten und somit im Dienst der Verkündigung standen, und dankte ihnen herzlich. Er bat sie, sich stets der Musik und der Gemeinschaft zu erinnern und die Klänge im Herzen zu bewahren, da dies weiter trage. Die Idee der Institution der Domspatzen, wo sie eine ganzheitliche Entwicklung genommen haben, mögen sie in die Welt hinaustragen.
Für den Elternbeirat gratulierte die Vorsitzende Petra Pfaffenheuser und betonte, dass schon 1843 der Pädagoge Karl Friedrich Lauckhard betont habe: „Es ist wichtiger, was ein Mensch durch die Schule wird, als was er darin lernt“. Dass dabei die Musik eine große Hilfe ist, habe schon Martin Luther festgestellt wenn er betont: „Musik ist eine halbe Disziplin und Zuchtmeisterin, so die Leute gelinder und sanftmütiger, sittsamer und vernünftiger macht.“
Auch Preise wurden vergeben
Zahlreiche Preise u.a. der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, der Deutschen Mathematischen Vereinigung und des Altphilologenverbandes verlieh Maria Ginglseder, Mitarbeiterin in der Schulleitung. Außerdem überreichte sie Stipendien von e-fellows.net an die drei besten Domspatzen und teilte mit, dass Markus Roth für die katholische Begabtenstiftung des Cusanuswerks vorgeschlagen wird. Ludwig Geß überreichte den REWAG-Preis für hervorragende Seminararbeiten an Jonas Meier und Jan Nürnberger.
Ein Highlight der Abiturfeier ist die jährliche Vergabe des „Kai-Uwe von Hassel-Preises“, der in diesem Jahr zum sechzehnten Mal verliehen werden konnte. In Anwesenheit des Stiftungsratsmitglieds Christian Hambsch konnte Oberstudiendirektor i. K. Berthold Wahl den Kai-Uwe-von-Hassel-Preis mit einem Preisgeld in Höhe von € 1.000,00 an Markus Roth überreichen, der mit einem Notendurchschnitt von 1,1, auf Platz 2 der Abiturrangliste rangiert. Auf den zurückhaltenden Schüler, der aufgrund seines Einsatzes im menschlich-sozialen Bereich sehr geschätzt war, konnte sich jeder verlassen. Er organisierte Tombolas für Aidswaisen, wirkte als Chefredakteur bei der Abiturzeitung mit und wusste mit seinen Talenten im Hackbrettspiel, auch bei der „Bairischen Weihnacht“, zu glänzen. Aufgrund seines hervorragenden Einsatzes erhielt er diese besondere Auszeichnung.
Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde vom Bläserensemble sowie der Big Band des Gymnasiums unter der Leitung von Dominik Glöbl und Christof Weighart und Beiträgen der Abiturienten an Klavier und in Gesang. Die Feier klang aus mit der Motette „Denn er hat seinen Engeln“, gesungen vom Ersten Chor unter der Leitung von Domkapellmeister Roland Büchner und dem Chor der Abiturienten unter Hendrik Schmitz, die traditionsgemäß „Nehmt Abschied Brüder“ intonierten.
Hinweis: Insgesamt 45 Domspatzen erhielten am Freitag, 30. Juni 2016 das Abitur-Zeugnis. Die drei besten Domspatzen sind Simon Thelen (Langquaid) mit der Note Traumnote 1,0, gefolgt von Markus Roth (Lenting) mit dem Notendurchschnitt 1,1, der auch mit dem Kai-Uwe von Hassel-Preis ausgezeichnet wurde, und Leonardo Bugia (Dingolfing) mit dem Notendurchschnitt 1,2. Das Gymnasium der Regensburger Domspatzen umfasst einen musischen Zweig und seit dem Schuljahr 2014/15 einen naturwissenschaftlich-technologischen Zweig mit Schwerpunkt Chor und einer professionell geführten Ganztagesbetreuung sowie der Möglichkeit in einem Internat zu leben.