„Die Caritas steht für eine Kultur des Lebens“ - Bischof Rudolf Voderholzer feierte mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern der Caritas in der Wolfgangswoche
Am Freitag feierte der Bischof mit haupt- und ehrenamtlichen Caritas-Mitarbeitern im Rahmen der Wolfgangswoche eine feierliche Messe. Daran schloss sich eine persönliche Begegnung im Pfarrgarten der Basilika St. Emmeram an.
Klares Zeugnis für das Leben
Weil dieses Thema grundsätzlich die Arbeit der Caritas berühre, bekräftigte der Bischof in seiner Predigt noch einmal seine Haltung zum Verein Donum Vitae: „Wir dürfen im nächsten Jahr in Regensburg den Katholikentag ausrichten. Er wird unter dem Motto stehen: ‚Mit Christus Brücken bauen’. Wir wollen mit vielen Tausend Gästen aus ganz Deutschland und den benachbarten Ländern unseren Glauben feiern und seine gesellschaftspolitische Relevanz deutlich machen, bei vielen Veranstaltungen zeigen, dass wir Christen, auch in ökumenischer Eintracht, einer Kultur des Lebens dienen. In diesem Zusammenhang, Sie haben es vielleicht mitbekommen, wird noch diskutiert, ob der Verein Donum vitae offiziell beim Katholikentag auftreten darf oder nicht. Weil dieses Thema ja grundsätzlich die Arbeit der Caritas berührt, möchte ich diese Predigt nützen, kurz auch ein Wort zu meiner Haltung zu sagen. Es ist hier nicht der Ort, eine Entscheidung zu fällen oder bekannt zu geben. Aber eines wollte ich klarstellen. Ich habe es immer bedauert, dass angesichts von Donum vitae der Eindruck entstehen konnte und auch entstanden ist, wir als katholische Kirche und als Caritas würden die durch eine Schwangerschaft in Not geratenen Frauen im Stich lassen und aus der Beratung und Hilfe aussteigen. Davon kann doch keine Rede sein. Es muss klar sein: Bei uns, bei Ihnen, bei der Caritas bekommen Frauen, die durch eine Schwangerschaft in Not geraten sind, jede nur erdenkliche Hilfe: materiell, psychologisch, menschlich, seelsorglich. Die Bedrängnisse können ja vielfältigster Art sein, bis hin zum Drängen des Vaters und des Umfeldes, die Frau gegen ihren Willen zu einer Abtreibung zu bewegen. Da muss klar sein: Bei uns gibt es jede nur erdenkliche Hilfe. Und die Caritas lässt sich diese Beratung viel kosten, bekommt aber im Unterschied zu Donum vitae kaum Zuschüsse.
Nur, und das ist das Entscheidende: Zu einer Hilfe können und dürfen wir die Hand nicht reichen, zu einer Lösung, die nicht eine Lösung, sondern die Beseitigung des Problems darstellt, ja die brutale Beseitigung des Problems, nämlich die Beseitigung des Kindes.
Liebe Schwestern und Brüder! Ich habe nie behauptet, dass nicht auch Donum vitae gute Absichten hat; ich habe nie behauptet, dass Donum vitae die schlechteste aller Lösungen ist. Ich halte auch nicht generell alle Mitglieder und Mitarbeiter von Donum vitae für böse Menschen und schlechte Christen. Aber, und das haben die Schreiben aus Rom von Anfang an deutlich gemacht, durch Donum vitae und die Beteiligung am Abtreibungssystem in Deutschland, durch die Ausstellung des Scheins, der zu nichts anderem dient als zur Durchführung einer straffreien Abtreibung, wird das konsequente Eintreten der Kirche für das Leben unter allen Umständen verdunkelt, die Klarheit der Kirche doch erschüttert. Darin besteht das Problem. Und die Folgen sind schwer abschätzbar. Einigen Fällen, bei denen vielleicht eine Frau, die nur zu Donum vitae gekommen ist und durch ergebnisoffene Beratung doch zur Entscheidung hin beraten wurde, das Kind zu behalten, steht die Gefahr einer moralischen Verunsicherung gegenüber, die darin ihren Ausdruck findet, dass nun der Eindruck entsteht, die Kirche macht grundsätzlich doch auch mit. Noch einmal: Es ist hier nicht der Ort für Entscheidungen im Hinblick auf den Katholikentag, aber es ist der Ort, den Beraterinnen und Beratern der Caritas wie überhaupt allen Mitarbeiterinnen auf das herzlichste für ihren Dienst zu danken und es hinauszurufen in unsere Stadt und unser ganzes Bistum: Wir stehen für eine Kultur des Lebens. Und bei uns bekommen Sie in einer durch eine Schwangerschaft entstandenen Notsituation jede erdenkliche materielle, psychologische, menschliche und seelsorgliche Hilfe. Wir beraten, wir helfen, wir begleiten, und das auch nachhaltig!“, sagte der Bischof.
„Gerade Sie als Mitarbeiter der Caritas stehen oft genug vor Situationen, die einem angesichts der Verzweiflung am Krankenbett oder bei einer Beratung Tränen in die Augen treten lassen.“ Bischof Rudolf ermutigte seine Mitarbeiter in der Caritas, dass sie sich gerade in solchen Situationen auf die zentrale Botschaft des Christentums besinnen: „Hoffnung, Ermutigung und Trost sind die ersten Sätze der Verkündigung von Christus, nicht ein Satz der Moral“, sagte Voderholzer. In der Arbeit für Menschen mit Behinderungen, mit Asylsuchenden oder in den zahlreichen anderen caritativen Diensten und Einrichtungen gäben die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter der Caritas und ihrer Fachverbände laut Bischof Voderholzer im Geist Christi der Kirche ein jugendliches, zukunftsfähiges Gesicht.
In der Deutung des Spruchs auf seinem Bischofswappen „Christus in vobis spes gloriae“ („Christus ist unter Euch, er ist die Hoffnung auf Herrlichkeit“) erkennt der Oberhirte den Auftrag und die Würdigung des caritativen Dienstes: „Es ist Christus, dem sie als Caritas-Mitarbeiter dienen, Christus identifiziert sich mit jedem ihrer Patienten oder Ratsuchenden“.
Ein Bischof zum Anfassen
Nach dem Gottesdienst in der vollgefüllten Basilika St. Emmeram ließ es sich Bischof Rudolf nicht nehmen, den Caritas-Mitarbeitern zu begegnen und sie in persönlichen Gesprächen kennenzulernen. Zahlreiche ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter der Caritas kommen jedes Jahr zur Wolfgangswoche nach Regensburg. „Es ist für uns ein Zeichen der Wertschätzung unserer caritativen Arbeit, dass Bischof Rudolf uns zur Wolfgangswoche eingeladen und sich auch Zeit für persönliche Begegnungen genommen hat“, sagte Diözesan-Caritasdirektor Dr. Roland Batz.
Zusatz-Info
Caritas im Bistum Regensburg, das heißt heute: Mehr als 900 sozial-caritative Einrichtungen mit über 15.000 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Von der Hilfe für Obdachlose, über die Betreuung von alten und pflegebedürftigen Menschen mit und ohne Behinderung bis hin zur modernen Hochleistungsmedizin im Krankenhaus: Unter dem Dach der Caritas im Bistum Regensburg werden jährlich mehr als 250.000 Menschen betreut. Vor fast 40 Jahren wurde die Beratungsstelle für Frauen in Konfliktsituationen in Regensburg errichtet. Sie war in Bayern die erste katholische Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen. Heute bietet die Caritas diözesanweit Schwangerschaftsberatung an elf Orten: in Amberg, Cham, Deggendorf, Dingolfing, Kelheim, Landshut, Mainburg, Regensburg, Schwandorf, Straubing, Tirschenreuth. Neben der psychosozialen Beratung bieten die Beraterinnen soziale und lebenspraktische Unterstützung. Hierzu gehören Informationen über Sozialleistungen und Rechtsansprüche sowie die finanzielle Unterstützung aus verschiedenen Fonds und Stiftungen. Einen Schwerpunkt bildet die Beratung und Hilfe vor, während und nach Pränataldiagnostik (vorgeburtliche Untersuchungen). Die Beratung ist kostenlos, unabhängig von Herkunft und Religion, vertraulich und auf Wunsch anonym. Vor der Geburt bis zum dritten Lebensjahr des Kindes können die Hilfen der Caritas-Beratungsstellen in Anspruch genommen werden. Adressen und weitere Informationen zu „Hilfen für Schwangere“: www.caritas-schwangerschaftsberatung.de.
Caritas heißt aber auch zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiter in den Pfarrgemeinden. Auch sie sind häufig unmittelbarer Ansprechpartner für Menschen, die Rat und Hilfe brauchen. Derzeit engagiert sich die Caritas in der Diözese Regensburg auch in der Unterstützung der Hochwasseropfer. Die Betroffenen erfahren schnelle und unbürokratische finanzielle Hilfe. Gleichzeitig stehen den Betroffenen die Notfallseelsorger und Sozialberater der Caritas sowie die Seelsorger vor Ort zur Seite. Weiterhin bittet der Caritasverband im Bistum Regensburg alle Menschen, die von der Flutwasserkatastrophe verschont wurden um eine Spende: Das Spendenkonto lautet dafür: Konto 760, Ligabank Regensburg (BLZ 750 903 00), Stichwort „Hochwasser 2013“.