„Der Kötztinger Pfingstritt gibt Gott die Ehre“ - Bischof Gerhard Ludwig Müller führte zum sechsten Mal das Allerheiligste in der eucharistischen Prozession
(pdr) Aus nah und fern strömten Abertausende von Gläubigen am Pfingstmontag nach Bad Kötzting und Steinbühl, um den berühmten Pfingstritt zu erleben und sich dem Gebet anzuschließen. Bereits zum sechsten Mal nahm der Regensburger Diözesanbischof Gerhard Ludwig Müller am Pfingstritt teil und trug zu Pferde das Allerheiligste von der Kirche St. Veit in Bad Kötzting zur Kirche St. Nikolaus in Steinbühl. Der Bischof hatte in der Vergangenheit aus der Veranstaltung wieder eine eucharistische Prozession gemacht. Heuer nahmen an der Reiterprozession mehr als 900 prächtig geschmückte Pferde teil, die gemeinsam mit dem Bischof in der eucharistischen Reiterprozession in das sieben Kilometer entfernte Steinbühl ritten. Der Weg war gesäumt von Gläubigen, die an diesem christlichen Ereignis am Pfingstmontag teilhaben wollten.
Der Bad Kötztinger Pfingstritt ist eine der größten berittenen Prozessionen Europas. Zurück geht er auf ein Gelöbnis aus dem Jahre 1412. In Steinbühl lag ein Mann im Sterben und bat um die Sterbesakramente. Der Pfarrer in Kötzting fürchtete sich jedoch, schutzlos die sieben Kilometer nach Steinbühl zu reiten. Die Kötztinger Burschen gaben dem Pfarrer daraufhin ihr Geleit. Nach der glücklichen Rückkehr wurde gelobt, diesen Ritt jedes Jahr zu wiederholen.
Die Reiterprozession folgt einer genauen Ordnung. Angeführt wird sie vom Kreuzträger, ihm folgen Laternenträger, Fanfarenbläser, der Geistliche Offiziator mit dem Mesner und den Ministranten. Mit ihnen reitet der Bischof mit dem Allerheiligsten. Dahinter reitet der Pfingstbräutigam mit den beiden Brautführern. Die offizielle Spitze wird abgeschlossen vom Pfingstbräutigam des Vorjahres, der die Marktfahne mitführt, und seinem Brautführer. Die anderen Reiter schließen sich an. Betend reitet die Prozession nach Steinbühl.
Nach Steinbühl kam heuer ein besonderer Gast: Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer nahm mit seiner Gattin an dem Pontifikalamt, das Bischof Gerhard Ludwig in St. Nikolaus in Steinbühl zelebrierte, teil. Der Regensburger Bischof hob in seiner Predigt hervor, dass die christliche Glaubenslehre prägend für Bayern sei. „Das Christentum ist kulturschaffend und gesellschaftstragend“, sagte der Bischof. Durch die Gottebenbildlichkeit wohne dem Menschen eine hohe Berufung inne, die angenommen werden müsse. Er gab privaten Einblick in sein eigenes Leben und berichtete, dass erst vor wenigen Tagen seine Schwester in Regensburg verstorben sei. „Das christliche Leben und das christliche Sterben hängen zusammen“, sagte der Bischof. Bei aller Trauer habe er in der Arbeit der Palliativkräfte im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder „viel Wunderbares“ erlebt. Dieser große Bereich der Diakonia, den die Kirche an so vielen Stellen ausübe, werde viel zuwenig gewürdigt, bedauerte der Bischof.
Er ermutigte die Gläubigen, „angesichts des Sturms gegen die Kirche sich nicht verunsichern zu lassen. Nicht die Kirche ist in der Krise, höchstens der einzelne Gläubige kommt in die Krise, wenn er sich abwendet von der Gemeinschaft der Kirche“, sagte der Bischof. Den Pfingstritt bezeichnete er als einen Ritt „durch Gottes schöne Schöpfung“. Doch habe diese Prozession einen viel tieferen Sinn, nämlich „Gott die Ehre zu geben“.