„Dem Haus Europa eine Seele geben“ - Begegnung von Bischof Gerhard Ludwig Müller mit dem Pilsener Bischof Frantisek Radkovsky
Am Mittwoch, 25. Juli trafen sich Bischof Gerhard Ludwig Müller und Weihbischof Reinhard Pappenberger zu einer grenzübergreifenden Begegnung mit Bischof Frantisek Radkovsky in Pilsen. Im Mittelpunkt des gemeinsamen Gesprächs stand die gegenseitige Unterstützung und der Austausch zu einer gedeihlichen Neuevangelisierung in den beiden Diözesen. Dem Treffen geht eine langjährige Partnerschaft zwischen dem deutschen und tschechischem Bistum voraus.
Die Begrüßung der Regensburger Mitbrüder nahm der Bischof von Pilsen zum Anlass, die aufwendigen und nötigen Renovierungsarbeiten im Altarraum der Pilsener Kathedrale St. Bartholomäus zu zeigen und zu erläutern.
Im anschließenden Gespräch hob der Regensburger Bischof hervor, dass viele Schäden behoben werden konnten, die der Zweite Weltkrieg und die Vertreibung der Sudetendeutschen im Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen verursacht hätten. Dabei gebe die Katholische Kirche ein gutes Beispiel, denn der Glaube verbinde die Völker. „Entscheidend ist letztlich immer der Glaube an Jesus Christus. Dieser führt die romanischen, germanischen und slavischen Völker seit jeher zusammen und formt Europa zu einer Einheit. Nur der christliche Glaube kann dem ‚Haus Europa’ eine Seele geben“, so Bischof Gerhard Ludwig Müller.
Bischof Frantisek Radkovsky erklärte, dass seit der Zerschlagung des Kommunismus in der Tschechischen Republik der Glaube an Jesus Christus zwar noch schwach vertreten wäre, aber im Gegensatz zu früheren Zeiten keine vollkommene Ohnmacht angesichts der Ausübung des Glaubens herrsche. Der Kommunismus habe ein Ende gefunden, doch der Atheismus sei vielerorts geblieben. Daher werde über die Pfarrgemeinden durch verschiedene Angebote auf die Menschen zugegangen. Dies geschehe durch Exerzitien, Kinderbetreuungen und kulturelle Veranstaltungen. Der Drang der Menschen nach einer Sinnfindung im christlichen Leitbild abseits eines oberflächlichen Materialismus wachse aber stetig, so der Pilsener Bischof.
Gemeinsam wurde festgestellt, dass eine grenzübergreifende Jugendarbeit große Chancen zum Vorantreiben der Neuevangelisierung birgt. Weihbischof Reinhard Pappenberger regte daher eine Partnerschaft zwischen den Katholischen Schulen beider Bistümer an, um gemeinsame, grenzübergreifende Projekte zu entwickeln.
Die Begegnung diente gleichzeitig einer Geldübergabe des Bistums Regensburg an das Bistum Pilsen. Weihbischof Reinhard Pappenberger hatte sich vor seiner Bischofsweihe im März 2007 von den Gläubigen gewünscht, keine persönlichen Geschenke zu machen, sondern eine Geldspende zu tätigen, die dem Nachbarbistum zu Gute kommen sollte. Dadurch konnten insgesamt 35.000 Euro gesammelt werden. Bischof Frantisek Radkovsky zeigte sich über die finanzielle Unterstützung sehr erfreut. Jiri Lodr, Direktor der Caritas im Bistum Pilsen, erklärte, dass die Summe für zwei verschiedene Projekte verwendet wird.
Seit 1994 unterhält die Pilsener Caritas im Zentrum des Städtchens Rokycany ein Altenheim, dessen Kapazität ausgebaut werden soll. In den Zeiten des Kommunismus war es üblich, die Altenheime abseits der Stadtzentren zu bauen, die Senioren wurden in ländlichen Randgebieten untergebracht. Ziel ist es nun, möglichst viele Altenheime in belebtere Regionen umzusiedeln. Des weiteren soll ein bestehendes Resozialisierungszentrum für ehemalige Obdachlose ausgebaut werden. Dort werden bereits Möbel aufgearbeitet, Kleiderkammern für sozial schwächere Menschen sowie eine kleine Produktionsstätte betrieben, die aus Alt-Textilien Wischlappen für Autowerkstätten herstellt. Die Arbeit in dem Caritaszentrum ermöglicht den dort arbeitenden Menschen einen leichteren Einstieg in ein normales Berufsleben. Im Anschluss an die Informationen des Caritasdirektors hatten die Regensburger Bischöfe Gelegenheit, das Resozialisierungszentrum zu besuchen. (jas)