News Bild Dekanatsbesuch: Bischof Rudolf besucht Orgelbaufirma Thomas Jann
Dekanatsbesuch: Bischof Rudolf besucht Orgelbaufirma Thomas Jann

Von Wippen, Windladen und Zungenpfeifen

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Allkofen, 28. Juni 2023

Beim zweitägigen Pastoralbesuch im neuen Dekanat Donaustauf-Schierling schaute Bischof Rudolf auch bei der renommierten Orgelbaufirma Thomas Jann in Allkofen (Gemeinde Laberweinting) vorbei. Die Menschen auch an ihren Arbeitsplätzen zu treffen ist ihm ein wichtiges Anliegen. Und einen kleinen Einblick zu bekommen, wie „die Königin der Instrumente“ gebaut wird, welche handwerkliche Kunst und Vielfalt dahintersteckt, war höchst interessant. „Regensburg ist Welthauptstadt der Kirchenmusik – da nimmt die Orgel einen wichtigen Platz ein“, so Bischof Rudolf.

Orgelbaumeister Thomas Jann führte durch seinen Betrieb. Orgelbau Jann gibt es seit 1974, damals in Regensburg ansässig, aber schon nach 3 Jahren in größere Räume nach Allkofen umgesiedelt. Gegründet hat Georg Jann die Firma und dann 1995 an seinen Sohn Orgelbaumeister Thomas Jann übergeben. Dieser hat sich auch zum Restaurator im Orgel- und Harmoniumbauerhandwerk weiterqualifiziert. Bereits bei der Vorstellung und Begrüßung ließ Orgelbaumeister Thomas Jann ein ganz großes Dankeschön an Bischof Rudolf einfließen: einmalig in ganz Deutschland sei, dass die Diözese Regensburg 45 % Zuschuss bei Orgelneu- oder Umbauten gewährt. Das sei eine sehr große Hilfe für die Pfarreien und dies spüre auch die Firma Jann in den Auftragsbüchern, speziell aus der Diözese Regensburg. Darüber sei man sehr dankbar, denn 15 Mitarbeiter mit ihren Familien hängen an der Firma dran. Momentan werden 50 bis 60 % der Auftrage heimatnah übernommen. Nichtsdestotrotz sei man deutschlandweit, aber auch in der Slowakei, in Luxemburg, in den benachbarten Ländern bis hin nach Seoul in Korea tätig, um nur einige zu nennen. Wie Thomas Jann berichtete, ist der Hauptauftraggeber die Kirche, aber auch seitens des Staates werden Orgeln für Konzertsäle bestellt und manchmal leisten sich sogar Privatleute eine eigene Orgel für ihr Haus.

Alte Handwerkskunst und CNC-Fräsen

Beim Rundgang durch die unterschiedlichen Bereiche der Werkstätten war schnell klar, dass hier eine vielfältige Handwerkskunst notwendig ist. Da hingen gezeichnete Pläne, man sah Konstruktionen, es gab viel Holz, aber auch Metall. Hochmoderne Lasermaschinen und CNC-Fräsen zeigten das Moderne. An der Lasermaschine wurde Bischof Rudolf überrascht: per Knopfdruck begann die Maschine zu arbeiten, fing an, auf Holz etwas zu kreieren, zu schneiden. „Ich hab einen gewissen Verdacht“, sagte Bischof Rudolf, der die Arbeit ganz aufmerksam beobachtete. Und „der Verdacht“ bestätigte sich: das bischöfliche Wappen wurde aus Holz gefräst und dem Bischof von Orgelbaumeister Benjamin Herrmann gemeinsam mit dem Chef als Andenken überreicht. Bischof Rudolf erläuterte gerne in Kurzform die Bedeutung seines Wappens mit der Vierteilung durch das Stabkreuz, die Brücke, dem Alpha und Omega, die Schrägbalken, dem Pontifikalhut, den Quasten und dem Wahlspruch:„Christus in vobis spes gloriae! “ – „Christus ist unter euch, die Hoffnung auf Herrlichkeit!“

Mechanische, elektrische und pneumatische Steuerungen

Kleine und große Holzpfeifen erweckten die Aufmerksamkeit der Besucher und Mitarbeiter. Markus Schwanze erklärte, dass Holzpfeifen viel länger halten als Metallpfeifen – sofern sich der Holzwurm nicht niederlässt. Viele einheimische Hölzer wie Fichte und Ahorn werden hier verarbeitet. Aber auch Esche und Eiche kommen zum Einsatz, wenn die Spieltische und Sitzbänke hergestellt werden. Die gezeigten Holzpfeifen sind für Instandsetzung einer seit langer Zeit stillgelegten Orgel in Burghausen. Im weiteren Verlauf zeigte Thomas Jann einige Details, wie die Wippen und welche aufeinanderfolgenden Arbeitsgänge hier notwendig sind. Dazu die Erklärungen über mechanische, elektrische und pneumatische Steuerungen bei der Orgel. Und spätestens hier wurde klar: beim Orgelbau ist extrem viel Handarbeit notwendig. Das sei dann auch das Wertvolle und das Teure an einer Orgel, erläuterte der Fachmann und sprach von 80% Lohnkosten und 20% Materialkosten. „Jeder Auftraggeber, jede Kirche, möchte seine eigene Orgel, seine eigene unvergleichliche Neukonstruktion“.

Schwerpunkt der Arbeit: Die Intonation

Hinter das Geheimnis der großen und kleinen Pfeifen ließ der Orgelbaumeister auch blicken, zeigte enge und weite Pfeifen, gedeckte und offene Pfeifen, Pfeifen die schwingen, Pfeifen mit Kehlen und Pfeifen mit Zungen - Lippenpfeifen und Zungenpfeifen. Sie sind die klangerzeugenden Teile einer Orgel. Um die verschiedenen Tonhöhen, Klangfarben und Lautstärken zu ermöglichen, gibt es Pfeifen in unterschiedlichen Größen und Bauarten.  80% davon funktionieren wie eine Blockflöte. Raushören kann man aber auch Trompeten oder Oboen und verschiedenes mehr. Ein Schwerpunkt der ganzen Arbeit liegt in der Intonation. Thomas Jann erläuterte, dass der „Intonator“ etwa 30 Stunden für ein Register benötigt. Bei einer Orgel in einer Dorfkirche mit 20 Registern bedeutet dies etwa 600 Stunden Arbeitszeit für das Intonieren.

Handwerk zur Verherrlichung Gottes

Übrigens wird jede Orgel erst einmal in der Werkstatt fertig montiert, dann geprüft und wenn nötig nachkorrigiert, abgebaut, mit Lastwagen oder bei Überseeaufträgen auch im Container transportiert und in der Kirche endgültig aufgebaut und intoniert. 10 Monate bis 1 ½ Jahre dauert es von der Konstruktion bis zur Fertigstellung. „Sauberstes Arbeiten von der Konstruktion über Mechanik, Windladen, Pfeifenbau zur Intonation und Fertigstellung“ nennt Thomas Jann als Firmenphilosophie. Die größte Orgel der Firma steht im Liebfrauendom in München mit über 9.000 Pfeifen. „Von Herzen Dank für die Führung durch das Haus und die Einführung in dieses wunderbare Handwerk, das zur Verherrlichung Gottes und zur geistlichen Erbauung der Menschen dient. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Gottes Segen und allzeit gutes Gelingen“, schrieb Bischof Rudolf in das Gästebuch. Hochinteressant waren diese Einblicke in eine Orgelbaufirma waren sich Bischof Rudolf, Dekan Josef Weindl, Prodekan Franz Matok und alle Begleiter einig. Zum Schluss gab es noch Mallersdorfer Klosterbier und einen Imbiss, wobei der Auszubildende Johannes Debor auf der Orgel „Ein Prosit der Gemütlichkeit intonierte“.

Text und Fotos: Irmgard Hilmer/jas



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