Das sudetendeutsche Glaubenszeugnis einer ganzen Familie
Bischof Rudolf Voderholzer hat kürzlich in Weinheim an der Bergstraße Familie Diesner besucht, die ihm mit einer besonders eindrucksvollen Krippe aufwartete. Die wertvolle Krippe besteht aus 33 Figuren, die teils auf das 19. Jahrhundert zurückgehen. Sie ist im Stil der nordböhmischen Krippenbauer. Sie ist der Ausdruck einer tiefen Glaubensverbundenheit, wie sie unter Sudetendeutschen gepflegt wurde und unter den Nachkommen auch gepflegt wird.
Vor allem aber ist beeindruckend, dass sie 1946 unter Lebensgefahr durch Mitglieder der Familie Kindermann gerettet wurde. Die Figuren und Landschaften aus Königswalde bei Schluckenau in Nordböhmen wurden im Rahmen der Heimatvertreibung in Sachsen unter Lebensgefahr versteckt und später weiter nach Mecklenburg gebracht. In Mecklenburg wurde sie ab 1947 die Freude vieler Menschen, die aus dem Sudetenland dorthin vertrieben worden waren. Die Krippe aus der Heimat wurde zu einem Stück Heimat in der Fremde. Über weitere Stationen gelangten die Figuren nach Wiesbaden, wo der Sohn der Familie, Karl Kindermann, als Pfarrer wirkte. Karl Kindermann selbst war an der lebensgefährlichen Aktion beteiligt gewesen, die Krippe zu retten.
Sein Vater, der 1903 geborene Josef Kindermann, hatte den ersten Grundstock für die Krippe in seiner sudetendeutschen Heimat gelegt. Er baute sie von 1920 bis 1930 zu Hause aus. Georg Diesner, der Ehemann von Tochter Ottilie, stattete diese mit einer neuen ansprechenden Landschaft aus, die nahtlos in das historische Landschaftsbild übergeht. Der Weg diverser Figuren der Krippe führte somit aus dem Sudetenland über Sachsen, Mecklenburg, dann in den Westerwald, nach Wiesbaden und Weinheim. Sie werden in Regensburg einen guten Verbleib finden. Pfarrer Kindermann ist erst Ende August 2017 im Alter von 86 Jahren gestorben.
Bischof Voderholzer war beeindruckt von den Figuren, von dem Landschaftsbild und überhaupt von der Geschichte dieses glaubensreichenund gleichzeitig kunstvollen Zeugnisses aus dem Sudetenland. Pfarrer Kindermann hatte noch auf den Zusammenhang aufmerksam gemacht, dass nicht nur die Weihnachtsgeschichte, sondern die Geschichte dieser Krippe mit (der) Flucht in Verbindung zu bringen ist. Pfarrer Kindermann und die Überbliebenen seiner Familie sind froh, in Bischof Voderholzer jemanden gefunden zu haben, der die tiefe Bedeutung der Krippe zu schätzen weiß und sie für die Glaubensverkündigung fruchtbar machen will. Die "Weinheimer Nachrichten/Odenwälder Zeitung" berichteten über die Begegnung, bei der die sudetendeutsche Krippe im Zentrum der Aufmerksamkeit stand.