Dankgottesdienst für 60-jähriges Wirken der Sales-Oblaten in Fockenfeld mit Bischof Gerhard Ludwig Müller
Irgendein Vorfahre Peter Wensierskis, Chefinquisitor von Spiegels Gnaden, sah bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts das Ende der katholischen Kirche nahen. Einzige Rettung: Die sofortige Abschaffung des Zölibats. Franz von Sales, damals Bischof im calvinistischen Genf, hörte den Anspruch wohl Tag für Tag. Der Heilige war berühmt für seine Geduld. Überliefert ist seine Antwort an eine Dame, die gar nicht verstehen wollte, dass die Katholische Kirche immer noch an der Ehelosigkeit ihrer Priester festhalte. "Gnädige Frau“, wird der Heilige überliefert, „wenn ich eine Familie hätte, fände ich bestimmt nicht so viel Zeit, auf ihre Schwierigkeiten einzugehen."
In seiner Predigt zum Dankgottesdienst für 60-jähriges Wirken der Sales-Oblaten in Fockenfeld am vergangenen Sonntag mag Bischof Gerhard Ludwig Müller diese Begebenheit aus dem Leben des Heiligen Franz von Sales im Hinterkopf gehabt haben. Fordert doch auch heute der Zeitgeist, endlich die Priester zu verheiraten – am besten mit Priesterinnen.
Die Gläubigen, die mit den Oblaten des hl. Franz von Sales ihren Gedenktag feierten, erlebten einen beherzten Bischof, der die Fundamente der Kirche entfaltete und aufzeigte, wo wir Menschen Halt und Orientierung finden: „Wir können sie nicht bauen auf den Wanderdünen wechselnder Zeitgeistströmungen, sondern einzig auf Jesus Christus, der unser fester Grund ist.“ Vordergründig betrachtet wirkten die Mächte des Lebensgenusses und des Geldes immer anziehender als die Bereitschaft zur Hingabe an den Willen Gottes. Macht, Reichtum, Ansehen und die Leckerbissen der Welt scheinen immer stärker zu sein als die Hoffnung auf Christus.
Bischof Gerhard Ludwig: „Wer aber kann gegen die Macht des Todes und der Verwesung angehen? Am Ende heißt es von jedem Menschen: Er riecht schon.“ Damit bezog sich der Bischof das Sonntagsevangelium von der Auferweckung des Lazarus (Johannes 11, 1-45). Dieses Zeichen offenbare die Macht und Herrlichkeit Gottes, die ewiges Leben bringen: „Der Genuss Gottes steht über allen Genüssen der Welt. Gehorsam gegen Gott schenkt uns eine größere Freiheit als alles, was uns die Welt versprechen kann.“ Keine Macht der Welt, keine noch so tönenden Ideologien helfen uns, wenn wir am Ende ins Nichts versinken. Bischof Gerhard Ludwig: „Setzt im Leben und im Sterben alles auf Christus.“ Seine Gegenwart bestehe fort in der Kirche, die an uns Seine Zeichen ewigen Glücks und wahren Lebens herantrage. Gerade Eucharistie und Beichte seien uns Begleiter, wenn wir unseren Alltag in Christi Geist gestalten.
Der Heilige Franz von Sales sei ein herausragendes Vorbild für alle Menschen, die sich dem Willen Gottes anvertrauen und aus Seiner Gnade leben wollen. Bischof Gerhard Ludwig: „Franz von Sales wurde hineingeboren in die Zeit der Reformation, die geprägt war von tiefer Zerrissenheit und Spaltung der Christen – eine furchtbare Wunde, die wir bis auf den heutigen Tag dem Leib Christi zufügen.“ Gegenüber allen Zweifeln damals und heute, sind wir wegen Christus voll und ganz berechtigt an die Berufung aller Menschen zum Heil zu glauben.