Dank für die Seligsprechung von Frater Eustachius Kugler in Nittenau - „An Eustachius ist zu studieren, wie tief Gottvertrauen und Nächstenliebe zusammengehen“
Rund 1500 Gläubige hatten sich am Montagvormittag in der Pfarrkirche von Nittenau versammelt, um mit Bischof Gerhard Ludwig Müller in Anwesenheit von Generalprior Frater Donatus Forkan ein Pontifikalamt zum Dank für die Seligsprechung zu feiern. Der tags zuvor im Hohen Dom St. Peter zu Regensburg durch Erzbischof Angelo Amato, Präfekt der römischen Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen, seliggesprochene Barmherzige Bruder war hier 1867 getauft worden. Der nun selige Eustachius hatte in der Pfarrkirche von Nittenau erstmals die Sakramente der Buße und der Erstkommunion empfangen.
Der Regensburger Bischof sprach in seiner Predigt in der mit Gläubigen überfüllten Kirche von der Seligsprechung als einem „tiefen und wunderbaren Ereignis, das in viele Länder übertragen wurde“. Frater Eustachius Kugler sei in vielen Medien sympathisch als eine Person dargestellt worden, die den Sozialstaat vorangebracht habe. „Als gläubige Menschen müssen wir aber tiefer schauen. Denn er war vor allem ein Mann des Glaubens“, erklärte der Bischof. Manche Menschen verzweifelten am Leben, dem sie keinen Sinn mehr abgewinnen könnten, haderten mit Gott und träten schließlich aus der Kirche aus. Die Kirche sei aber der Leib Christi und das Gottesvolk. Es sei nicht möglich, sich vom Volk Gottes zu trennen und gleichzeitig mit Gott verbunden zu sein.
Am seligen Eustachius sei exemplarisch zu studieren, wie tief Gottvertrauen und Nächstenliebe zusammengehen, sagte Bischof Gerhard Ludwig weiter. Nach seinem schweren Unfall habe er sich nicht für die Selbstaufgabe und das Hadern entschieden, sondern dafür, Gott zu vertrauen und dadurch ein neues Selbstwertgefühl zu bekommen. Er habe auf Ehe und Familie verzichtet und ein bedürfnisloses Leben in Armut und Gehorsam gelebt. „Als Christen dürfen wir uns nicht einreden lassen, dass unsere Botschaft nicht mehr gefragt sei. Vielmehr müssen wir die Botschaft von der Liebe Gottes in der Welt glaubwürdig verkünden“, so der Bischof. Dafür sei der neue Selige ein „reales Vorbild“. Er stehe dafür, dass es sehr wohl möglich sei, im Alltag heute heilig zu werden. Allerdings gehe es dabei nicht um äußerlichen Ruhm. Vielmehr zeige sich in einem heiligen Menschen die verwandelnde Macht der Gnade Gottes.
Frater Leodegar Klinger, Vizepostulator im Seligsprechungsprozess, überreichte dem Pfarrer von Nittenau, Josef Schiedermeier, ein Reliquiar mit Reliquien des Seligen und dankte der Pfarrei für alles Engagement und Gebet bei der Seligsprechung. Anschließend fand ein Besuch zahlreicher Mitglieder des Ordens der Barmherzigen Brüder, die aus der ganzen Welt zur Seligsprechung gekommen waren, im Kloster Reichenbach statt. In Reichenbach hatte Joseph Kugler die Brüder kennengelernt. Sie kümmerten sich um seine Wunde, die dank der Pflege heilen konnte. Hier auch trat Eustachius der Gemeinschaft bei und legte 1898 seine Ordensprofess ab. In einer Zeit, als in der ehemaligen Klosterkirche kaum Gottesdienst gefeiert wurde, betete Eustachius mit der Bevölkerung häufig den Rosenkranz. Bischof Gerhard Ludwig segnete abschließend den Kunstweg neben der Kirche, der wichtige Stationen des Lebens und Wirkens des Fraters künstlerisch eindrucksvoll umsetzt.