„Christus in der Welt sichtbar machen“
Ist die Kirche Bundesagentur für Wertevermittlung, der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält? Oder hat sie vielleicht gar keinen Zweck, der sich auf irdische Ziele richtet?
Der Regensburger Bischof feierte am Sonntag in einer Vesper im Regensburger Dom den Gedenktag seiner Bischofsweihe, die sich am 26. Januar zum 5. Mal jährt. Seine Rückschau, der Dank, der Blick auf die Lasten der vergangenen Jahre und auf die Aussichten der kommenden verband der Bischof immer wieder mit den Fragen über den Sinn der Kirche: Was sie ist, wie sie lebt und wie wir als Christen mit ihr in die Zukunft gehen?
Der Dienst der Christen
Christen leisten der Welt einen einzigartigen Dienst, einen Dienst, den sich die „Welt nicht selbst geben kann“: nämlich „den Himmel offen zu halten und Gott zu danken und zu loben.“ Nicht weil damit irgendetwas Auserlesenes oder Lobenswertes bezweckt wird, sondern einzig und allein „weil Gott Gott ist“.
Zweckfreiheit ist in der Tat schwer auszuhalten, denkt sich der Zuhörer. Die Fragen: Was habe ich davon? oder Was bringt’s? sind Leitsignale der Alltagstauglichkeit. Wo bleibt da der Raum für Gott, der ohne alle irdischen Richtlinien Menschen nach seinem Bilde erschafft in eine Welt hinein, die er diesen Geschöpfen anvertraut?
Gott loben
Die Kirche sei, so Bischof Rudolf, der Ort, wo Christus sichtbar werde, damit die Menschen Gott loben, ihm danken, ihn feiern und ihn anbeten. Bei Gott findet man die „richtige Adresse“ dafür. Er sei auch der Richtige, um unsere Klagen und unser Leid anzuhören.
Zu Gott zu beten, ihn zu feiern, zu loben, und ihm zu danken sei das Fundament, auf dem Menschen ihr Leben gestalten können, in dessen Rahmen sie zu entdecken vermögen, wozu Gott sie beruft. Das gelte auch und besonders für junge Menschen, die Gott zum Priesteramt oder anderen Diensten in der Kirche berufe. Wo Kirche als Ganzes das lebe, wofür sie da ist, da können Menschen den Ruf Gottes hören und ihn gehorsam befolgen. Nicht zuletzt in diesem Sinne sei der Lobpreis Gottes „der höchste Vollzug des Menschseins“.
Die gesamte Predigt von Bischof Rudolf können Sie hier nachhören:
Dank des Bischofs
Der Dank des Regensburger Bischofs galt den Menschen im Bistum Regensburg, die ihm zur Seite stehen und die ihn in seinen vielfältigen Aufgaben unterstützten. Seinen Weg „hinein ins Bistum“ wolle er fortsetzen. Ziel bleibe, alle Pfarreien des Bistums zu besuchen und mit den Menschen zusammenzutreffen. Denn Bistum Regensburg ereigne sich dort, wo wir gemeinsam „Eucharistie feiern“.
Lasten
Zu den Lasten habe die Aufarbeitung von Missbrauchs- und Misshandlungsfällen in kirchlichen Institutionen gezählt. Bischof Rudolf dankte allen, „die Vertrauen geschöpft“ hätten und sich mit dem, was sie erlitten haben, an die kirchlichen Beauftragten gewandt hätten. Den Abschluss der Aufarbeitung sähe er nun in greifbarer Nähe.
Evangelisierung beginnt mit Selbstevangelisierung
In der Zukunft seien die Verkündigung des Evangeliums und die Bezeugung des Glaubens von noch entscheidenderer Bedeutung als bisher. Evangelisierung beginne mit der Selbstevangelisierung. Verkündigung setze die eigene Umkehr voraus.
Bischof Rudolf wies auf die Regensburger Sonntagsbibel hin, die die alte Tradition der Hausbibeln aufgreife und mit der Darbietung der vielen herrlichen Zeugnisse christlicher Kunst im Bistum anrege, den Blick auf Christus und Gott zu richten.
Auch die Krippenkultur liegt Bischof Rudolf am Herzen. Krippen seien kein Kinderspielzeug. Sie machen Christus und das Geschehen, von dem die Evangelien berichten, sichtbar. Sie pflanzen den Glauben in unsere Herzen ein und regen an, ihn im Kopf zu reflektieren.
Besonders glücklich ist Bischof Rudolf über die Musik, die eine so große Rolle im Bistum Regensburg spielt. Natürlich müssen in diesem Zusammenhang die Domspatzen genannt werden. Überglücklich habe ihn aber auch die Nachricht gemacht, dass gegen den Trend in Deutschland die Zahl der Jugend- und Kirchenchöre im Bistum Regensburg in den letzten Jahren gewachsen sei.
Bitte
Zum Abschluss der Predigt bat Bischof Rudolf alle Gläubigen, das zu leben, wofür Kirche da ist, nämlich Gott zu loben, zu danken, ihn anzubeten und für die Welt den Himmel offen zu halten. Christus in der Welt sichtbar zu machen, das wiederholte der Bischof noch einmal, sei der Dienst, den die Kirche der Welt zu leisten habe.