Entführungen und Zwangsverheiratungen
Die US-Menschenrechtsexpertin Michele Clark sagte bei der Vorstellung des Berichts, die weltweit zunehmenden Fälle von Entführungen und Zwangsverheiratungen christlicher Frauen und Mädchen gehörten zu „einem Zermürbungskrieg radikaler Islamisten gegen christliche Minderheiten in Ägypten und anderswo“. Die Entführungen hätten Clarks Nachforschungen zufolge das Ziel, junge Frauen und Mädchen zur Konversion zum Islam zu zwingen, um so beispielsweise in Ägypten die Kopten auszulöschen. Bei dieser Strategie helfe den Entführern eine Besonderheit des islamischen Rechts: „Wenn die Mutter zum Islam konvertiert ist, gelten die Kinder auch als Muslime. Selbst wenn die Mutter sich entscheidet, ihre muslimische Familie zu verlassen, bleiben sowohl sie als auch ihre Kinder legal Muslime“, erklärte Clark. Die Entführungsfälle seien inzwischen derart häufig und gut dokumentiert, dass die US-Regierung die Angst vor einer Entführung als triftigen Grund für einen Asylantrag koptischer Frauen und Mädchen anerkennt.
Der Bericht „Hört ihre Schreie“ beschreibt ähnliche Fälle auch aus Syrien, dem Irak, Nigeria, Mosambik und Pakistan. Die Projektdirektorin von „Kirche in Not“, Regina Lynch, bestätigte beispielsweise, dass in Nigeria „die Terrororganisation Boko Haram bereits 2013 eine Entführungskampagne gegen christliche Mädchen begonnen hat“. Damals seien 276 Mädchen aus einer Schule verschleppt worden, über 100 davon würden bis heute vermisst. Aus Pakistan schilderte Lynch einen weiteren Entführungsfall, der in internationalen Medien Beachtung fand: „Am 28. April 2020 wurde die 14-jährige Maira Shahbaz auf dem Heimweg von der Schule in der Nähe von Faisalabad von drei Männern entführt, gefoltert und vergewaltigt.“ Shahbaz sei gezwungen worden, einen ihrer Entführer zu heiraten. „Ihre Familie wandte sich an die Gerichte, um ihre Tochter aus dieser Zwangsehe zu befreien, aber ohne Erfolg. Schließlich gelang es Maira zu fliehen. Sie und ihre Familie verstecken sich jetzt vor ihren Entführern, die damit drohen, sie und ihre Familie zu töten.“ Die einzige Hoffnung für die Familie von Maira Shahbaz sei inzwischen der Asylantrag in einem sicheren Land, erklärte Regina Lynch.