Berlin / Regensburg, 18. Oktober 2024.
Zum jüngst erschienenen Entwurf der Berliner Ampel-Regierung, der eine Neuregelung der Abtreibung vorsieht, hat Alexandra Linder, Vorsitzende des Bundesverbands Lebensrecht, einige klare Anmerkungen gemacht. Sie weist darauf hin, dass die neuen Regelungen massiv zulasten betroffener Frauen gingen und dass sexueller Missbrauch durch Männer mit dem neuen Gesetz besser verschleiert werden könne.
„Der Entwurf, den 26 Organisationen vorgelegt haben und der wirkt wie bestellt, soll und will die Politik unter Druck setzen“, so Linder, „denn wahrscheinlich ist diese Legislaturperiode die einzige Chance, dafür eine Mehrheit zu finden. Wenig beachtet wird die Tatsache, dass der Entwurf die legalisierte Abtreibung bis zur 22. Woche post conceptionem fordert, was rechnerisch der 24. Schwangerschaftswoche post menstruationem entspricht.“ Interessant sei der Blick darauf, wer diesen „zivilgesellschaftlichen“ Entwurf unterzeichnet hat: „Darunter sind unerwartete Organisationen wie die Gewerkschaft ver.di oder die GEW Berlin. Dass Pro Familia in der weiteren Entrechtung vorgeburtlicher Kinder federführend auftritt, ist nichts Neues und weist nur ein weiteres Mal auf die Dringlichkeit hin, diese Organisation – ebenso wie die unterzeichnende AWO – auf ihre Beratungsqualität im Schwangerschaftskonflikt gemäß § 219 StGB zu überprüfen.“
Besonderes Augenmerk, so Linder, solle man auf Organisationen legen, die sich angeblich für Frauen und ihre Rechte einsetzen. Sie nennt konkret Medica mondiale, UN Women, Terre des Femmes, Sozialdienst muslimischer Frauen sowie Evangelische Frauen in Deutschland: „Dies gilt nämlich nur, wenn Frauen sich dem ideologischen Diktat dieser Organisationen unterwerfen. Diese Ideologie behauptet, Abtreibung würde Frauen emanzipieren – dafür gibt es keinen Nachweis. In keinem Land der Welt hat eine Legalisierung von Abtreibung Frauen in irgendeiner Weise vorangebracht. Diese feministische Ideologie sieht keine Rechte für vorgeburtliche Frauen vor.“
Vertuschung von Missbrauch
Besonders kritisch ist für Linder, dass die feministische Ideologie keinen Zusammenhang zwischen einer erwünschten „leichten“ Abtreibung – ohne Kontrolle, ohne Beratung, ohne Ursachenforschung – und einer möglicherweise damit verbundenen, vielleicht millionenfachen Missbrauchsvertuschung herstellt. Linder erinnert: „Laut UNICEF-Bericht wurden etwa 370 Millionen Frauen weltweit als Minderjährige Opfer von sexuellem Missbrauch. Völlig außer Acht gelassen wird auch, dass Frauen in einer echten Schwangerschaftskonfliktberatung kaum von selbstbestimmter Entscheidung sprechen, wenn es um Abtreibung geht, sondern eben von einer Konfliktlage.“
Die „Konfliktlage“ sei allzu häufig eine Umschreibung für männlichen Druck, für finanziellen Sorgen und für schwierige Lebenssituationen: „Zu alldem passt die Strategie internationaler Abtreibungsorganisationen und die auch in Deutschland gewollte Tendenz, die chemische Abtreibungsmethode mit Mifepriston und Prostaglandin zu bevorzugen: Die Frau trägt das vollständige Risiko und die volle Verantwortung, sie nimmt die Handlung selbst vor, sie ist bei der eingeleiteten Fehlgeburt häufig allein, sie soll es möglichst unauffällig als „home abortion“ erledigen, wie es zum Beispiel in Schweden die Regel ist, einem Land übrigens mit besonders hohen sexuellen Missbrauchszahlen.“
Ursachenforschung statt Förderung von Kindermord
Linder warnt weiter: „Nach Lage der Dinge und der Erfahrung in vergleichbaren Staaten, etwa in Frankreich und Großbritannien, werden bei Realisierung dieses Entwurfes die Abtreibungszahlen weiter steigen und die Hilfs- und Schutzmöglichkeiten für die betroffenen Frauen und Kinder weiter sinken.“ In einem solchen Entwurf von „Menschenrechten“ und „Gesundheitsleitlinien“ zu sprechen, könne nur ideologisch begründet sein, denn: „Vernunftgemäß und wissenschaftsbasiert kann niemand behaupten, Kinder vor der Geburt seien keine Menschen oder eine Abtreibung sei vorteilhaft für die Gesundheit einer Frau!“
Für die Politiker in Berlin hat Linder ein klares Konzept parat. Sie rät dazu, angesichts der schon jetzt besorgniserregenden Abtreibungszahlen Sofortmaßnahme zunächst einmal die Qualität der Schein-Beratungsstellen zu prüfen. Weiter sei es wichtig, eine vollständige Abtreibungsstatistik zu erstellen. Erst damit ließe sich eine seriöse, nicht-ideologische Motivforschung betreiben. Danach gelte es, die Ursachen für die hohe Zahl von Abtreibungen zu beseitigen oder zumindest abzufedern. Das wäre echte Sozialpolitik – das neue Abtreibungsgesetz wird dagegen hunderttausendfaches Unglück bedeuten.
Text: BVL
(sig)