Bundespräsident Gauck: „Die ökumenischen Brücken sind gut befestigt“ - Der 99. Deutsche Katholikentag wurde unter den Türmen des Hohen Doms St. Peter eröffnet
Vor Tausenden von Teilnehmern hat auf dem Domplatz in Regensburg am späten Mittwochnachmittag die Eröffnung des 99. Deutschen Katholikentags stattgefunden. Ein ganz besonderer Applaus folgte auf das Grußwort von Papst Franziskus, das Erzbischof Dr. Nikola Eterovic, Apostolischer Nuntius in Berlin, vortrug. Der Papst sprach zu den Teilnehmern des Katholikentags von den Schwierigkeiten, die es bereits vor 100 Jahren, bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914, gegeben habe: „Es wuchsen Mauern des Misstrauens in den Herzen.“ Dagegen setze der Katholikentag 100 Jahre später Zeichen für einen echten Dialog mit Christus und untereinander. Bischof Dr. Rudolf Voderholzer, der griechisch-orthodoxe Erzpriester Apostolos Malamoussis und der evangelisch-lutherische Regionalbischof Dr. Hans-Martin Weiss baten gemeinsam um den Segen Gottes für die anwesenden Gläubigen.
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer hatte zuvor erklärt, dass die Christen so genannt werden, weil sie ihr Leben auf Christus bauen. Mit Hinweis auf die beiden Türme des Hohen Doms St. Peter sagte das Oberhaupt der gastgebenden Kirche von Regensburg, die Türme wollten die Herzen nach oben, auf Gott hin richten. Gott selbst habe in seinem Sohn Jesus Christus eine Brücke zu den Menschen geschlagen.
Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), sprach von der Kirche als einer „hörenden, suchenden und demütigen Kirche“, deren Anspruch der Dienst, aber nicht die Ausübung von Macht sei. Er erinnerte an die Vielfalt der Glaubenswege sowie der Formen der Frömmigkeit. Auch Graf Philipp von und zu Lerchenfeld, der langjährige Vorsitzende des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Regensburg, begrüßte die Gäste herzlich. Theo Zellner, Vorsitzender des Trägervereins des Katholikentags, dankte allen ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern, die das Treffen der Katholiken durch ihren Einsatz möglich machten.
Bundespräsident Joachim Gauck drückte als Bundespräsident und evangelischer Christ seine Dankbarkeit aus, dass die „ökumenischen Brücken so gut befestigt sind“. Die Herausforderungen an das Land und in der Welt seien so groß, dass es sich die Christen nicht leisten könnten, jeweils eine katholische, eine evangelische und eine orthodoxe Antwort zu geben. Die Zersplitterung, so der Bundespräsident, lasse sich in vielen Fällen kaum mehr theologisch begründen. Deshalb gehöre die ökumenische Brücke zu den „wichtigsten geistlichen Konstruktionen der vergangenen Jahrzehnte“. Den Gläubigen dankte er dafür, dass sie der ganzen Gesellschaft einen Dienst erweisen, der allerdings oft nicht erkannt werde.
Horst Seehofer, bayerischer Ministerpräsident, unterstrich in seinem Grußwort, dass der Katholikentag eine weltweit einzigartige Veranstaltungsform sei. Von Bayern sprach er als einem christlich geprägten Land. Unter großem Beifall forderte er dazu auf, die Kreuze in den Klassenzimmern und auf den Berggipfeln zu lassen.
Ganz zu Beginn hatten zahlreiche Regensburger Glocken den Katholikentag eingeläutet. Für die musikalische Gestaltung der in den Medien übertragenen Eröffnung hatten die Regensburger Domspatzen sowie die Band „Ruhama“ gesorgt. Auch wurden bereits während der Eröffnungsveranstaltung wichtige Akzente des Katholikentags vorgestellt, so etwa das Engagement gegen die Zwangsprostitution durch die Organisation „Solwodi“, von dem Frau Elisabeth Popp berichtete. Zu den Liedern, die auf der Süd- und auf der Westseite des Doms gemeinsam gesungen wurden, gehörten das „Wer glaubt, ist nie allein“, das den Besuch Papst Benedikt XVI. im Jahr 2006 in Regensburg geprägt hatte, sowie das aktuelle Katholikentagslied.