Brücken ins Nachbarland und ins Nachbarbistum
(pdr) Am gestrigen Dienstag sprach Dr. Helena Soukupová aus Prag im Museum Obermünster über die St. Peter- und Paulskirche auf dem Prager Vyšehrad. Der Vortrag fand im Rahmen der Vortragsreihe „Alte und Neue Kunst in Böhmen und Mähren“ statt, die eine Brücke ins Nachbarland und Nachbarbistum schlägt. Orientiert am Jahresthema der Stadt „Regensburg und Böhmen“ stellen die Referenten die neuen kunsthistorischen Forschungen zur tschechischen Architektur, Plastik und Malerei vor.
Der Vortrag ließ die Anfänge des Christentums Revue passieren, das im 9. Jahrhundert von Regensburg und dem Großmährischen Reich aus nach Böhmen gelangte. Die ältesten Sakralbauten in Prag befanden sich auf zwei Burgstätten, auf der Prager Burg und auf dem Vyšehrad. Der Vyšehrad war der Sage zufolge der Sitz von Premysl dem Ackermann und Libussa. Im 10. Jahrhundert entstanden hier eine befestigte Burg und die ersten christlichen Kirchen. Es gelang der Referentin, die St. Clemenskirche zu identifizieren, die eine Palastkirche von Fürst Boleslav II. (972 – 999) war. Sie hatte die Form eines aus Byzanz abgeleiteten griechischen Kreuzes. Im 11. Jh. wurde der Vyšehrad Residenz König Vratislavs II. (1061–1092), mit dem der Bau der Kollegiatskirche St. Peter und Paul und der St. Laurentiusbasilika verbunden ist. Vratislav unterhielt lange Zeit freundschaftliche Beziehungen mit dem Schottenkloster in Regensburg, wie aus der erhaltenen Korrespondenz hervorgeht.
Während das Patrozinium der Kollegiatskirche mit Rom in Verbindung stand, knüpfte ihre Doppelchordisposition an die alte ottonische Tradition an. Demgegenüber orientierte man sich beim Grundriss der Laurentiuskirche an den deutschen Reformklöstern. Die Referentin erbrachte den Nachweis, dass diese Kirche die Palastkirche König Vratislavs war. Von der Kirche hat sich bis heute das nördliche Kirchenschiff erhalten, in welchem sich die Fürstenschatzkammer befand, die für wichtige Staatssymbole bestimmt war.