Alter Heuwagen auf einer Wiese im Sommer

Brauchtum in Ostbayern: Die Walpurgisnacht

Walpern in der Freinacht


Regensburg, 30. April 2025

Die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai ist die Walpurgisnacht – obwohl der Gedenktag der heiligen Walburga oder Walpurgis nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil verlegt wurde. Feierte man sie jahrhundertelang am 1. Mai, dem Tag ihrer Heiligsprechung, so hat die Kirche inzwischen ihren Sterbetag, den 25. Februar, als Gedenktag festgelegt. Trotzdem gilt die Nacht auf den 1. Mai bis heute als Walpurgisnacht.

Nacht der Hexen

Zahlreiche Legenden und Bräuche ranken sich um die Walpurgisnacht. Hexen und böse Geister sollen sich nach altem Volksglauben an diesem größten Hexenfeiertag auf verschieden Hexenplätzen treffen, durch die Lüfte fahren und versuchen, Mensch und Tier Unheil zuzufügen. Um sich vor ihnen zu schützen, wurden früher in der Oberpfalz am letzten Apriltag vor Sonnenaufgang drei Kreuzdornzweige kreuzweise über Haus und Stallfenster genagelt und die Strümpfe der Kinder kreuzweise vor die Betten gelegt. 

Die große Suche

Vor allem in der Oberpfalz war die Walpurgisnacht oder Freinacht auch die Nacht der ledigen Burschen. Nichts war vor ihnen sicher. Da wurden Hof und Gartentore ausgehängt, um sie dann auf dem Dorfplatz aufzustapeln. Und noch heute wird in einigen Regionen am letzten Apriltag alles, was nicht niet- und nagelfest ist, vorsichtshalber sicher in Haus oder Scheune verstaut. Blumentröge, Hausbänke, Leitern, Gartenmöbel, ja sogar Fahrräder verschwinden auf „geheimnisvolle Weise“ in der Freinacht. Wer Glück hat, findet den einen oder anderen Gegenstand am nächsten Morgen irgendwo im Dorf wieder. Ursprünglich sollten mit dem „Walpern“ schlampige Bauern und Hausleute zum Aufräumen gezwungen werden. Herumliegende Gegenstände wurden eingesammelt und auf einen Haufen gelegt. Und ein Bauer konnte schon mal einen Heuwagen auf dem Hausdach wiederfinden.

Liebesbeweis oder Schandbaum

Manchmal nutzten die Burschen die Freinacht auch, um „Liebschaften“ öffentlich zu machen, ein Brauch, der sich in einigen Gegenden bis heute erhalten hat. Nahm man früher allerdings meist Kalk oder Sägemehl, wird heute nicht selten mit weißer Farbe ein „Spur“ zwischen den beiden Häusern des Pärchens gelegt. Solch eine Farbspur hält sich weit über den 1. Mai hinaus – und ist damit oft dauerhafter als die Beziehung des jungen Liebespaares.

In anderen Gegenden brachten die Burschen auf dem Wohnhaus ihres Mädchens ein grünes Bäumchen an. Im Bayerischen Wald bekam ein „ordentliches“ Mädchen ein mit Bändern geschmücktes Fichtenbäumchen vor ihr Fenster gestellt. Wer nicht den besten Ruf hatte, dem wurde ein „Schandbäumchen“ aus dürren Baumwipfeln gebracht. 

Ärgernis Freinacht

Vereinzelt wird die Freinacht heute als Freibrief angesehen und Jugendliche ziehen randalierend durch den Ort. Kein Wunder, dass manche Bewohner hier dem „guten alten Brauch“ eher ablehnend gegenüberstehen. Mit der Nacht der Hexen, der Walpurgisnacht, hat die Freinacht wenig zu tun. Sie hängt vermutlich mit dem alten Musterungstermin am 1. Mai zusammen. Bevor für die jungen Burschen oft weit weg von Zuhause in den Kasernen der „Ernst des Lebens“ begann, nutzten sie diese letzten Tage in der „Freiheit“ für ausgelassene Streiche. 

Walpern oder Philippeln

Nur die Bezeichnungen „Walpern“ oder „Walpernacht“ gehen zurück auf die Walpurgisnacht und die heilige Walburga, die im 8. Jahrhundert als Missionarin wirkte. In der Salzburger Gegend und bis in den Chiemgau heißt der Schabernack in der Walpurgisnacht übrigens „philippeln“. Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil stand nämlich am 1. Mai auch der heilige Philipp im Namenstagskalender. Inzwischen hat man seinen Gedenktag auf den 3. Mai verlegt – vielleicht, weil zu viel philippelt wurde.

Text: Judith Kumpfmüller

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