Regensburg, 26. Juni 2024
Am 29. Juni findet im Regensburger Dom wieder ein ganz besonderes Ereignis statt: Die Weihe der Priesterkandidaten. Traditionell werden die neuen Priester immer am Samstag um Peter und Paul geweiht. Und so ist der Juni der Monat der Priesterjubiläen.
Während heute in der katholischen Kirche allgemein über Priestermangel geklagt wird, hatte früher fast jede Pfarrei ihren Kooperator. Priester gab es genug, besonders die kinderreichen und gläubigen Familien auf dem Land waren ein fruchtbarer Nährboden für den Pfarrernachwuchs. Doch es war ein harter und langer Weg vom Bauernbuben zum Pfarrer.
Prima Missa
Bis die Studenten schließlich vor dem Weihealtar standen, mussten auch von den Eltern viele Opfer gebracht werden. Und vor allem die Mütter haben so manches Stoßgebet zum Himmel geschickt, dass der Bub auch durchhalten würde. Doch alle Sorgen und Mühen waren vergessen, wenn der große Tag der Priesterweihe gekommen war. An Peter und Paul (29. Juni), früher ein großer Feiertag, durften die Weihekandidaten vor den Bischof treten und die Priesterweihe empfangen. Die Eltern konnten von ihrem Ehrenplatz aus das feierliche Ereignis miterleben.
Eine Woche nach der Priesterweihe fand dann das eigentliche Großereignis statt: Die Primiz in der Heimatgemeinde – die erste, von dem neuen Priester als Hauptzelebrant gefeierte Heilige Messe. Ihren Namen hat die Pimiz vom lateinischen „prima missa“, erste Messe.
Die Primizbraut
„Nun ist der Gnadentag erschienen, den ich ersehnt manch langes Jahr. Nun soll ich dem in Treue dienen, der meiner Kindheit Freude war“, schreibt Georg Rösch anlässlich seiner Primiz in Wiesent im Landkreis Regensburg im Jahr 1931. Das Haus des Primizianten war mit Tannen-Girlanden geschmückt, über der Eingangstür prangte der Spruch „Heute ist diesem Haus Heil wiederfahren“. Der ganze Ort war auf den Beinen und von überall her kamen die Menschen, denn der erste Segen eines neuen Priesters galt als ganz besonderes wirksam. Drei Paar Schuhe solle man für einen Primizsegen durchlaufen, so wichtig sei das Ereignis, hieß es im Volksmund. Vor dem Elternhaus wartete bereits die „Primizbraut“, ein junges Mädchen im weißen Kleid, das den Jungpriester an diesem Tag begleitete. Mancherorts trug sie eine „Primizkrone“ voraus.
Blumenteppich und Triumphbogen
Schließlich machte sich ein nicht enden wollender Festzug auf den Weg zur Pfarrkirche. Blasmusik, Geistliche aus den Nachbarpfarreien, Ordensfrauen, Bürgermeister und Gemeinderat, Kommunionkinder und Vereine begleiteten den Primizianten. Mancherorts waren die Straßen mit Blumenteppichen und Triumphbögen geschmückt.
Am Ende des Gottesdienstes wurde der begehrte Primizsegen erteilt. Zum Schluss heftete der Neupriester noch die Erinnerungsbänder an die Vereinsfahnen. Dann zogen alle gemeinsam zur Gastwirtschaft, wo der weltliche Teil der Feier begann.
Text: Judith Kumpfmüller