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Brauchtum in Ostbayern: Das Skapulierfest

Zum Gedenktag unserer Lieben Frau

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Regensburg, 16. Juli 2024

Überall in Altbayern wird um den 16. Juli ein ganz besonderes Marienfest gefeiert: das Skapulierfest zu Ehren Unserer Lieben Frau auf dem Berge Karmel. Im Jahr 1386 ist der Gedenktag erstmals in englischen Karmelitenklöstern als Ordenshochfest belegt, Papst Benedikt der XIII. erklärte es 1726 zum Fest für die ganze katholische Kirche.

Ursprung der Karmeliten

Bereits im 12. Jahrhundert haben sich Einsiedler und Eremiten im Karmelgebirge, einem kleinen Gebirge an der Mittelmeerküste des heutigen Israel, niedergelassen. Daraus entstand unter der Führung des heiligen Berthold von Kalabrien der Orden der Brüder der seligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel. Als die Sarazenen im 13. Jahrhundert immer weiter vorrückten, flohen die Karmeliten nach England, im 14. Jahrhundert breitete sich der Orden weiter über ganz Europa aus.

Schutz vor dem ewigen Feuer

Ein Merkmal der Ordenskleidung der Karmeliten ist das Skapulier – ein Überwurf über die Tunika der Ordenstracht. Der Legende nach wurde es vom heiligen Simon Stock auf Geheiß der Gottesmutter selbst eingeführt. Am 16. Juli 1251 sei ihm die heilige Jungfrau erschienen. Das Skapulier in der Hand habe sie zu Simon gesprochen: „Mein Sohn, empfange dieses Skapulier deines Ordens; es ist das Zeichen der besonderen Vergünstigungen, die ich für dich und die Kinder des Karmel erlangt habe. Wer in diesem Gnadenkleide sterben wird, wird vor dem ewigen Feuer bewahrt bleiben“.

Das kleine Skapulier

Bald entstanden Skapulierbruderschaften, deren Mitglieder als Zeichen der Zugehörigkeit bei ihrem Eintritt von einem Priester ein kleines Skapulier als „Schutzkleid der Gottesmutter“ aufgelegt bekommen. Es besteht aus zwei aus Stoff geschnittenen Vierecken, auf denen jeweils ein Bild angebracht ist und die durch zwei Schnüre so miteinander verbunden sind, dass jeweils ein Viereck auf der Brust und eines auf dem Rücken getragen werden kann. Dieses kleine Skapulier soll das braune Schulterkleid des Ordensgewandes der Karmeliter andeuten. Nicht viele dieser Skapulierbruderschaften haben sich bis heute erhalten. Doch immer noch wird an zahlreichen Orten in Altbayern am 16. Juli das Skapulierfest gefeiert.

Festgottesdienste und Prozessionen

In Schwandorf in der Oberpfalz wird der Gedenktag am 20. und 21. Juli mit einem großen kirchlichen Fest in der Kreuzbergkirche Marienmünster gefeiert – mit Hochamt, Rosenkranz, Marienstunde und Prozession. Doch auch die weltlichen Genüsse kommen nicht zu kurz. Für das leibliche Wohl sorgen Bratwürstl, Brotzeit, selbstgebacken Kuchen und Torten und aus dem Weinbrunnen im Klostergarten fließt an beiden Tagen Wein. Das Fest beginnt am Samstag um 19 Uhr. Höhepunkt ist der feierliche Gottesdienst am Sonntag um 9.30 Uhr. Nach der Marienstunde um 14 Uhr findet dann die gemeinsame Prozession um die Kirche statt.

Jahrhundertealte Tradition

Ebenfalls am dritten Wochenende im Juli feiert die Gemeinde Trausnitz im Landkreis Schwandorf ihr Skapulierfest. Und noch immer lassen sich hier alljährlich Gläubige in die Bruderschaft aufnehmen. Höhepunkt des Festes ist eine feierliche Lichterprozession durch den festlich geschmückten Ort. Und wie seit über 300 Jahren kommen Pilger aus den umliegenden Orten, um an den feierlichen Gottesdiensten teilzunehmen – und danach im Festzelt bei Musik, Bier und Brotzeit gemütlich beieinander zu sitzen.

Text: Judith Kumpfmüller

Unser Bild zeigt einen Ausschnitt des Gemäldes „Unsere liebe Frau von Berg Karmel und die Heiligen", 1641, von Pierto Novelli. Eingeklinkt ist die Abbildung eines zeitgenössischen Skapuliers.

Weitere Infos

In Ostbayern werden am kommenden Wochenende diese Skapulierfeste gefeiert: Schwandorf, 20. – 21. Juli 2024 und Trausnitz, 20. – 21. Juli 2024.



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