News Bild Bischof Voderholzer traut Gerlinde Alesi und Arvid Lindenau in St. Wolfgang
Bischof Voderholzer traut Gerlinde Alesi und Arvid Lindenau in St. Wolfgang

Was ist Lieben, was ist entscheidend im Leben?

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Regensburg, 26. Juni 2023

Bischof Rudolf Voderholzer hat in St. Wolfgang das Ehepaar Gerlinde Alesi und Arvid Lindenau getraut: nachdem er ihnen Taufe, Erstkommunion und zweimal Firmung gespendet hat, machte er nun auch die Trauung der beiden jungen Katholiken.

„Vergelt’s Gott für ihr Zeugnis“, bedankte sich Bischof Rudolf Voderholzer beim Brautpaar. Am Samstag, dem 24. Juni 2023, hat der Regensburger Bischof in St. Wolfgang die Trauung der beiden jungen Katholiken Arvid Lindenau und Gerlinde Alesi vollzogen. Nicht nur das Brautpaar, auch der Bischof war sichtlich ergriffen von der Zeremonie. Nachdem er dem Bräutigam schon Taufe und Erstkommunion und beiden die Firmung gespendet hat, freute er sich sehr, nun auch die Vermählung durchzuführen.

Die Frage nach den Prioritäten im Leben

„Was ist entscheidend wichtig im Leben?“ Diese Frage stellte Bischof Rudolf ausgehend vom Text aus dem Matthäus-Evangelium (Mt 6,19-21;25-34), den das Brautpaar selbst ausgewählt hatte. Es gehe darum, immer wieder innezuhalten und nach dem eigenen „Ranking“ zu schauen. „Diese Frage immer wieder zu stellen, das wollten Sie allen, die heute mitfeiern, auf den Weg geben. Vergelt’s Gott Ihnen beiden, dass Sie den Mut hatten, uns allen dieses Evangelium zuzutrauen.“

Worum sollte es bei einer Hochzeit anderes gehen als die Liebe? Auch Bischof Rudolf Voderholzer nahm sich des Wortes „Liebe“ an. „Manchmal glaube ich, man muss das Wort ‚Liebe‘ auf Kur schicken, damit es sich wieder erholen kann“, so der Bischof. Damit spielte er auf die Abnutzung des Wortes an. Die deutsche Sprache habe „ein paar gute Leute auf der Ersatzbank sitzen“.

Lieben ist nicht nur was für Sonnenscheintage

Der vielleicht tiefste Ausdruck sei „Ich kann dich gut leiden“. Lieben sei nicht nur was für Sonnenscheintage. Bei Verletzungen heiße Lieben auch ertragen, leiden, so wie Gott uns in Jesus Christus gezeigt habe, dass er uns leiden mag. Es gehe nicht darum, zu sagen „Du bist mein Ein-und-Alles“, sondern zu sagen „Der Herrgott ist unser gemeinsames Ein-und-Alles.“ Das sei eine ungeheure Befreiung, denn dann sei Spielraum da für Unvollkommenheit. „Nehmen Sie sich fest vor, diesen Spielraum auszunutzen, die Hand zur Vergebung zu reichen, sich auszusprechen.“ Das sei das Geheimnis einer guten Beziehung. „Habe ich mir jedenfalls sagen lassen“, setzte der Bischof hinzu. Bitte, Danke und Verzeihung, an diesen Worten solle das Brautpaar nicht sparen, so der Rat des Bischofs – nicht ohne hinzuzufügen: „Ich bin Bischof und kein Eheberater.“ Lieben sei mehr als ein Strohfeuer, ein Verliebtsein, sondern ein Miteinander reifen, wachsen.

Bischof Voderholzer richtete die Bitte an das Brautpaar, keinen Tag vergehen zu lassen, an dem sie nicht füreinander oder miteinander beteten. Die wunderbaren Möglichkeiten zu nutzen, die uns zu Hause geboten werden – mit dem Herrgottswinkel etwa.

Bischof mit Mikro steht vor Brautpaar, das auf einer Bank sitzt

Homilie von Bischof Rudolf Voderholzer bei der Trauung von Gerlinde Alesi und Arvid Lindenau.

Ein tiefes Zeugnis

Für das Zeugnis der Beiden bedankte er sich besonders, denn die Hochzeit und die Trauung durch den Regensburger Bischof hat einen tieferen Hintergrund: Sowohl Bräutigam als auch Braut sind erst seit kurzer Zeit katholisch und wurden auf ihrem Weg dorthin auch durch den Bischof begleitet. Bischof Voderholzer hat bei Arvid Lindenau sowohl die Taufe, die Erstkommunion als auch die Firmung gemacht; Gerlinde Alesi ist ebenfalls von ihm gefirmt worden.

Wie kommt es, dass der Diözesanbischof die Vermählung der beiden durchgeführt hat? Arvid Lindenau erzählt uns, wie es dazu gekommen ist:

„Dass Bischof Rudolf uns traut hätten wir nie gedacht. Als wir unsere kirchliche Hochzeit geplant haben, haben wir einen befreundeten Pater, Pater Matthias vom Ruach Gebetskreis, gefragt, ob er uns trauen würde. Im Gespräch kam – eher als Witz – die Idee auf, der Bischof könnte das übernehmen, weil er mir schon die drei Sakramente Taufe, Firmung und Erstkommunion gespendet hat. Wäre es nicht cool, wenn er uns auch noch ein viertes Sakrament spenden würde? Das war gar nicht so ernst gemeint, aber Pater Matthias hat daraufhin sehr ernsthaft vorgeschlagen, dem Bischof eine E-Mail zu schreiben, mit genau diesem Wortlaut. Die E-Mail habe ich dann tatsächlich geschrieben, aber wir hätten uns niemals vorstellen können, dass der Bischof wirklich ‚Ja‘ dazu sagt. Irgendwann kam die Antwort, dass Bischof Rudolf das sehr gerne machen würde. Das hat uns erstmal etwas überfordert. Wir wussten erst gar nicht, wie wir damit umgehen sollten, hatten dann aber zwei persönliche und sehr herzliche Termine mit Bischof Rudolf, um Organisatorisches und die Planung der Messe zu besprechen. Wir sind dem Bischof sehr dankbar, dass er sich so viel Zeit für uns genommen hat und uns eine solche Ehre erwiesen hat, uns zwei „Frisch-Katholiken“ zu vermählen. Besonders da wir wissen, wieviel Verantwortung er trägt und wieviel er zu tun hat, gerade in der aktuellen deutschen Kirchensituation.“

Text und Fotos: Katharina Winterlich



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