Bischof Rudolf Voderholzer würdigt Bischof em. Manfred Müller
Heute, am 20.05.2015, ist gegen 11:00 Uhr mein Vorgänger als Bischof von Regensburg, Bischof em. Manfred Müller im Kloster Mallersdorf verstorben. Bei den Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie lebte er seit seiner Emeritierung im Jahr 2002. Dort konnte er sich von seinem dreißigjährigen Dienst als Bischof ausruhen und seinen Lebensabend, getragen von der Gemeinschaft der Schwestern, verbringen. 1972 zum Weihbischof in der Diözese Augsburg geweiht, hat er 1982 den Bischofsstab und die Kathedra von Bischof Rudolf Graber in Regensburg übernommen.
Sein bischöflicher Wahlspruch lautete: „Die Wahrheit in Liebe verkünden“. Dieses Motto zieht sich wie ein roter Faden durch sein bischöfliches Wirken. Als Bischof von Regensburg war es ihm immer ein Anliegen, menschennah, gütig und liebenswürdig die Botschaft Jesu zu verkünden. Er suchte das Gespräch mit den Menschen, und freute sich über jede Gelegenheit des Austausches. Die Seminaristen beispielweise lud er regelmäßig in kleinen Gruppen zur Frühmesse und anschließendem Frühstück ein, um ihnen einen möglichst engen Kontakt zu ihrem Bischof zu ermöglichen.
Viele Menschen erlebten ihn als leidenschaftlichen Lehrer. Das Feld der Schulen und der katholischen Erziehung war ihm ein Herzensanliegen. Nachdem er selbst 20 Jahre lang an Berufsschulen und Gymnasien Religionsunterricht erteilt hatte, war er seit 1972 Mitglied und seit 1991 Vorsitzender der Kommission für Erziehung und Schule und der Lehrbuchkommission für die Region Bayern der Deutschen Bischofskonferenz. In seine Amtszeit fällt die grundsätzliche Neubestimmung des Religionsunterrichts nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil und der Würzburger Synode. Von 1982 bis 1986 war er darüber hinaus Präsident des Rates der OIEC (Catholic International Educational Office), Weltverbandes katholischer Schulen. Bleibende und sichtbare Erinnerung an seinen Einsatz für die Schulen ist die Bischof-Manfred-Müller Schule in Regensburg (ehemals Katholische Freie Volksschule), in der er die Wege eröffnet hatte für eine innovative, katholisch-ganzheitliche Erziehung und Bildung. Bis zuletzt pflegte er zu ihr den Kontakt, war Ansprechpartner für Schüler, Lehrer und Eltern. Die Schulgemeinschaft gab ihrer Wertschätzung und Dankbarkeit Ausdruck als sie die Schule nach seinem Namen umbenannte. Auch im Bereich der Hochschulen hat er entscheidende Weichen gestellt. An seinem 75. Geburtstag, dem 15. November 2001 konnte er das Dekret zur Errichtung der „Hochschule für Kirchenmusik und Musikpädagogik Regensburg“ unterzeichnen, womit die einstige „Fachakademie“ in den Rang einer vollwertigen, staatlich und kirchlich anerkannten Hochschule gehoben wurde.
Wenn wir heute von Pfarreiengemeinschaften, von der pfarrlichen Öffnung und dem Blick über die eigene Kirchturmspitze hinaus mit einer gewissen Selbstverständlichkeit sprechen, dann haben wir dies in Regensburg auch dem verstorbenen Bischof Manfred Müller zu verdanken. 1993 hatte er in einem Hirtenwort unter dem Motto „Zieh den Kreis nicht zu klein“ zu einem Diözesanforum eingeladen. Eine wesentliche und bleibende Frucht dieses Forums war eine Neuordnung der pastoralen Planung und eine Öffnung hin zu Pfarreiengemeinschaften. Das pastoralliturgische Seminar ist ebenfalls von Bischof Manfred Müller nach dem Diözesanforum eingerichtet worden. Es will allen Gläubigen durch Bildungsangebote den Sinn der Liturgie, ihre Symbole, Zeichen und Handlungen erschließen, um ihnen die bewusste, tätige und fromme Mitfeier der Liturgie im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils zu erleichtern.
Auch die Einladung an ausländische Priester, im Bistum Regensburg Dienst zu tun – eine weltkirchliche Unterstützung unserer Pastoral, die wir heute nicht mehr missen möchten – stellt eine Initiative und deshalb eine Weichenstellung von Bischof Manfred Müller dar.
Jedes Jahr am 15. November, wenn Bischof Manfred Müller Geburtstagsgrüße entgegennahm, gedachte er gemeinsam mit der ganzen Kirche des hl. Albertus Magnus, seines großen Vorgängers auf dem Bischofsstuhl von Regensburg. Albertus Magnus steht für das selbstverständliche Miteinander von Glauben und Wissen, Theologie und Naturwissenschaft, ein Ideal, das auch Bischof Manfred in seiner Lehre und in seiner Verkündigung anstrebte.
Möge Gott, der Allmächtige, der seine Kirche mit dem Heiligen Geist beschenkt hat, damit sie in der Wahrheit bleibe, auf die Fürsprache der Gottesmutter Maria, des hl. Erhard, des hl. Emmeram, des hl. Wolfgang und des hl. Albertus Magnus seinen Diener Manfred in seiner großen Güte aufnehmen und ihm seine Mühen, seine Schmerzen, sein Leiden und Sterben lohnen mit dem ewigen Leben in seiner himmlischen Herrlichkeit.