News Bild Bischof Rudolf Voderholzer feierte das Pontifikalamt im Regensburger Dom am ersten Weihnachtstag

Bischof Rudolf Voderholzer feierte das Pontifikalamt im Regensburger Dom am ersten Weihnachtstag

Die Würde des Menschen ist verletzlich, aber unzerstörbar

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Regensburg, 25. Dezember 2023

„Weil Gott selbst in seinem Sohn ganz auf unsere Seite getreten ist, ist die oft verletzliche Würde des Menschen letztlich unverfügbar, unzerstörbar, denn in seiner Menschwerdung hat Gott sich mit jedem Menschen aufs Innigste verbunden, so Bischof Rudolf Voderholzer in seiner Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag. Der Hohe Dom St. Peter war dicht mit Gläubigen gefüllt, die ein Pontifikalamt mit Bischof Dr. Rudolf Voderholzer und den Mitgliedern des Domkapitels am Hochfest der Geburt des Herrn feierten. Die Regensburger Domspatzen unter der Leitung von Domkapellmeister Christian Heiß und eine Choralschola (Leitung Kathrin Giehl) gestalteten die festliche Liturgie musikalisch. Domorganist Professor Franz Josef Stoiber ließ die Regensburger Domorgel festlich erklingen. Zum Abschluss des feierlichen Pontifikalamtes sangen die Regensburger Domspatzen das Lied „Heilige Nacht“ von Johann Friedrich Reichardts. Dabei wurde der Dom nur vom Schein der Kerzen und den Lichtern der Christbäume erhellt.

Die Würde des Menschen ist verletzlich, aber unzerstörbar

In seiner Predigt nahm Bischof Voderholzer Bezug auf die Festoration zum Weihnachtsfest: „Allmächtiger Gott, du hast den Menschen in seiner Würde wunderbar erschaffen und noch wunderbarer wiederhergestellt“. Damit sei nicht nur das Festgeheimnis von Weihnachten ausgesagt, insofern Christus, der neue Adam, das alte Verhängnis überwindet und „die Tür zum Paradeis“ (Eingangslied) wieder aufgeschlossen hat, so Bischof Rudolf. Noch fundamentaler werde an den Grund der Menschenwürde erinnert, die in der Gottebenbildlichkeit jedes Menschen gründet. In Lebensschutzdebatten sollte man sich freilich, so der Bischof, nicht zu schnell auf diese Glaubenseinsicht stützen. Denn wenn auch die Erkenntnis, dass jeder Mensch eine unzerstörbare Würde besitze, im Licht des Glaubens gereift sei, ist sie auch – das hätten vor allem die großen deutschen Philosophen gezeigt – jedem denkenden Menschen einsichtig. Von der Unan-tast-barkeit der Menschenwürde müsse die Unzerstörbarkeit unterschieden werden. Denn mit Blick auf die Wirklichkeit müsse man leider feststellen, dass durch Krieg und Terror, Vergewaltigung und Verstümmelung die Würde des Menschen fortwährend angetastet und verletzt wird. Die Würde ist antastbar und verletzlich, erklärte Bischof Rudolf; die Würde der Opfer, aber auch die Würde der Täter, nämlich durch entmenschlichende Verrohung und die Abtötung des Gewissens.

Doch an Weihnachten feiern wir gerade, dass die Würde nicht zerstörbar ist, denn „Gott selbst ist auf unsere Seite getreten“ und der Glaube schenkt uns die Hoffnung, dass „jede Wunde geheilt wird und jedes Unrecht vor dem Endgericht gesühnt wird“.

Ukrainische Marienikone auf Deckeln von Munitionskisten als Zeichen des Friedens

Im zweiten Teil seiner Predigt lenkte Bischof Rudolf den Blick auf die Themen der Hoffnung auf Frieden und Versöhnung. Für alle Gläubigen sichtbar, wurde vor dem Ambo im Dom eine Ikone des ukrainischen Künstlers Oleksandr Klymenko aufgestellt. Die Besonderheit an dieser Marienikone ist die Holzplatte, auf der sie aufgemalt ist. Dabei handelt es sich um einen Deckel von Munitionskisten, die von der Front des Ukrainekrieges mit Russland stammen. Alle Gläubigen bekamen ein Gebetsbildchen mit einem Foto dieser Ikone ausgeteilt und konnten so ein Stück dieses Hoffnungssymbols mit nach Hause nehmen. „Für mich ist diese Ikone mit ihrem besonderen Hintergrund nicht nur ein Zeichen, mit dem wir Solidarität mit einem von Krieg und Zerstörung geschundenen Volk zum Ausdruck bringen können, sondern darüber hinaus ein unglaublich starkes weihnachtliches Symbol, ein Glaubenszeugnis ersten Ranges“, so Bischof Rudolf an die versammelten Gläubigen. Das Holz der Kisten erinnere den Regensburger Bischof an das Holz der Krippe von Bethlehem, deren Härte Jesus Christus nicht gescheut habe. Und auch an das Holz des Kreuzes, an das der Herr sich annageln ließ, um vom Kreuz herab Erde und Himmel zu versöhnen. Schließlich ging der Bischof in diesem Zusammenhang auf die Kalenderreform in der autokephalen ukrainisch-orthodoxen Kirche sowie der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine ein. Erstmals feiert diese Schwesterkirche in diesem Jahr das Weihnachtsfest zeitgleich mit der Westkirche. Grund ist die Abkehr vom julianischen Kalender und die Übernahme des so genannten „neujulianischen“ Kalenders, der weitgehend dem gregorianischen gleicht. Dies sei ein „deutliches Signal der Distanzierung von der russisch-orthodoxen Kirche“, die ihre Feste weiter nach dem julianischen Kalender berechnet. Bischof Rudolf hofft, dass dieses Zeichen „zum Segen gereichen und nicht neue Wunden schlagen möge“ und sich stattdessen die gemeinsamen Glaubensüberzeugungen von der Menschwerdung Gottes und der darin gründenden Einsicht in die Würde jedes Menschen durchsetzen wird.

Maria Mutter Gottes und Königin des Friedens, bitte für uns!

Er schloss seine Predigt mit den Worten: „Gott der Herr der Zeit und der Geschichte, er hat den Menschen in seiner Würde wunderbar geschaffen und durch die Menschwerdung des Gottessohnes und seinen Tod und seine Auferstehung noch wunderbarer wiederhergestellt! Weil Gott selbst in seinem Sohn ganz auf unsere Seite getreten ist, ist die oft verletzliche Würde des Menschen letztlich unverfügbar, unzerstörbar, denn in seiner Menschwerdung hat Gott sich mit jedem Menschen aufs Innigste verbunden“. Dazu erbat er den Segen durch Maria: „Mutter Gottes und Königin des Friedens, bitte für uns!“.

Zum Abschluss der Heiligen Messe erteilte Bischof Rudolf den apostolischen Segen. In Verbindung mit dem Empfang der Kommunion und der Beichte schenkt dieser Segen allen Gesegneten den vollkommenen Ablass aller zeitlichen Sündenstrafen. Verbunden mit persönlichen Weihnachtswünschen an die Gläubigen, bedankte er sich vor allem auch bei allen, die dazu beigetragen haben, dass dieses Weihnachtsfest wieder so wunderbar gefeiert werden konnte. Er bedankte sich vor allem bei den Mesnern, dem liturgischen Dienst, den Domspatzen, dem Domorganisten und allen fleißigen Helferinnen und Helfern im Hintergrund. Als kleines Dankeschön überreichte Bischof Rudolf jedem einzelnen Domspatzensänger ein kleines schokoladenes Weihnachtsgeschenk, verbunden mit großem Dank und Freude über die Sangeskunst der Domspatzen. Am Nachmittag feierte Bischof Rudolf Voderholzer im Dom St. Peter mit zahlreichen Gläubigen eine Pontifikalvesper.

Text und Fotos: Christian Beirowski



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