News Bild Bischof Rudolf Voderholzer feiert Festmesse zur 301. Sebastianiwallfahrt in Hebramsdorf

Bischof Rudolf Voderholzer feiert Festmesse zur 301. Sebastianiwallfahrt in Hebramsdorf

Heiliger als Vorbild, die Stimme zu erheben

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Langenhettenbach/Hebramsdorf, Regensburg, 20. Januar 2025

„Schön, dass du da bist“, wie könnte ein Tag besser beginnen als mit diesem herzlichen Willkommenslied. Bischof Dr. Rudolf Voderholzer war am frühen Sonntagmorgen nach Langenhettenbach, Pfarrei Ergoldsbach, gekommen, um an der 301. Sebastianiwallfahrt nach Hebramsdorf teilzunehmen. Der Dorfkinderchor unter Leitung von Veronika Gottschalk überraschte ihn in der St. Peterkirche mit frohem Gesang. BGR Stefan Anzinger Pfarrer von Ergoldsbach, Pilgerleiter Peter Lehner und Heike Berger, dritte Bürgermeisterin von Ergoldsbach, freuten sich sehr darüber, dass es dem Diözesanbischof möglich war, sein Versprechen vom letzten Jahr einzulösen und sich mit ihnen auf den Weg zu machen.

In der Kirche eröffnete Bischof Rudolf mit dem Glaubensbekenntnis die Wallfahrt. Etwa 90 Pilger folgten dem Kreuzträger Johann Pritscher hinaus in die frische kalte Morgenluft, den Weg sicherte die Freiwillige Feuerwehr. Sehr viele Kinder und Jugendliche mischten sich unter die betende Gemeinschaft. Aus den anliegenden Ortschaften reihten sich unterwegs noch Wallfahrer ein, darunter auch Neufahrns erster Bürgermeister, Alfred Forstner.

Pontifikalgottesdienst zu Ehren des Heiligen Sebastian

In der vollbesetzten Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Hebramsdorf, Pfarreiengemeinschaft Neufahrn Ndb., hieß Pfarrer Pater Pani Bischof Rudolf, BGR Pfarrer Stefan Anzinger, Diakon Norbert Spagert und alle Pilger willkommen. „Ich freue mich, dass ich meine Ankündigung des letzten Jahres wahrmachen konnte und an diesem schönen, sternenklaren Wintermorgen in den beginnenden Tag hinein mit ihnen gehen durfte“, sagte Bischof Rudolf. Zwar gebe es viele Sebastianskirchen in der Diözese, aber zu einer Wallfahrt sei er bisher noch nicht eingeladen worden. Er dankte allen, die dafür sorgten, dass diese besondere Tradition seit 301 Jahren ohne eine einzige Unterbrechung aufrechterhalten wird. „Vergelts Gott, dass sie mit großer Sorgfalt und Leidenschaft daran hängen, es ist ganz wunderbar, dass so viele Kinder und Jugendliche dabei sind“, lobte der Bischof. Mit dem Sebastianifest verbinde er auch Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend, denn ein Zentrum der Sebastiansverehrung sei in Ebersberg in Oberbayern. Im alten Augustiner Chorherrenstift werde die Hirnschale des heiligen Sebastian verehrt. Dort gebe es Wallfahrtsandenken, kleine Pfeile aus Zinn, die an den Rosenkranz gehängt oder in den Geldbeutel gelegt werden. Bischof Rudolf erklärte, die Sebastianipfeile nähmen die bekannteste bildliche Darstellung des Heiligen auf, das hänge mit seinem Martyrium zusammen. Sebastian, ein Elitesoldat in Rom unter Kaiser Diokletian sei auffällig geworden, weil er zu seinem christlichen Glauben stand, zu dem er sich bekehrt hatte und öffentlich nicht verleugnete. Als, nach heutiger Sicht, Sicherheitsbeamter, hatte er Zugang zu den wegen ihres Glaubens inhaftierten Schwestern und Brüdern und verschaffte ihnen Erleichterung. Deshalb sollte Sebastian durch Pfeile zu Tode kommen. Er überlebte diese Hinrichtung und wurde wieder gesund gepflegt. Danach zog er aber nicht den Kopf ein, sondern setzte sich weiter für seinen Glauben ein, bis er um seines Glaubens willen erschlagen wurde.

Tapfer für den Glauben

Der tapfere Glaubenszeuge wurde in der Kirche früh hoch verehrt und sein Gedenktag, der 20. Januar ist weltweit ein Tag der Verehrung. Interessant sei, so der Bischof, dass im Laufe der Kirchengeschichte das Martyrium mit den Pfeilen und der mit Wunden übersäte Körper von Sebastian vor allem als Patron der Pest galt, weil ein von vielen Pfeilwunden übersäter Körper fast so ähnlich ausgesehen habe, wie ein von Pestbeulen befallener Körper.Vermutlich sei dieses Patronat in Langenhettenbach/Hebramsdorf wie auch viele andere Sebastianiwallfahrten und – Bruderschaften in der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert durch diese schreckliche Pestkrankheit entstanden. Verehrt worden sei der Heilige als ein Patron für Menschen, die schwer krank waren. „Im Grunde hätte man ihn auch als Patron zur Coronazeit anrufen können“, meinte der Bischof. Sein Martyrium sei herübergewandert als Anlass, vertrauensvoll um die Fürsprache des hl. Sebastian zu bitten, bei Krankheiten die den Körper entstellen. Interessanterweise könne der heilige Sebastian jetzt wieder als Glaubenszeuge in das Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Denn wer sich heute zu seinem Glauben öffentlich bekenne, wer heute zu den Werten stehe, die aus dem christlichen Glauben folgen, der könne schon auch mal in die Schusslinie geraten, in die Pfeile von Argwohn, von Spott, von heftigem Widerspruch bis hin zum Hass. Dem könne es so ähnlich gehen wie dem heiligen Sebastian und in die Schusslinie von Pfeilen böswilliger Absicht geraten. Hier sei der Heilige ein gutes Vorbild, nicht gleich einzuknicken, nicht den Kopf einzuziehen, sondern es auszuhalten, wenn der Wind ins Gesicht blase. Auch Vorbild dafür, die Stimme zu erheben für das ungeborene Leben oder sich stark zu machen für das Lebensrecht von Menschen in der letzten Lebensphase. Diese ernsten Themen müssten zur Sprache gebracht werden um der Menschlichkeit, der Liebe und der Würde des Menschen willen, forderte Bischof Rudolf. Hier dürfe der heilige Sebastian als ein Vorbild an Tapferkeit, Standhaftigkeit und Mut angesehen werden. Dank sagte der Regensburger Oberhirte allen, die sich in der Bruderschaft zu einem besonderen christlichen Leben verpflichteten und gleichzeitig lud er zu Neuaufnahmen ein. „Fünf Mitglieder sind verstorben, drei sind dazu gekommen, da fehlen noch zwei, damit es wieder ausgeglichen ist“, rechnete er vor.

Gesegnete Sebastianizeltl

Am Ende des Pontifikalgottesdienstes, der musikalisch von den Chören Hebramsdorf und Hofendorf „Zusammen singen“ unter der Leitung von Anna Halbfinger und Organist Bruno Schicker gestaltet wurde, segnete Bischof Dr. Voderholzer die „Sebastianizeltl“. Er betete für die fünf verstorbenen Mitglieder und ließ für sie am Sebastiansaltar eine Kerze entzünden. Abschließend spendete er mit der Sebastiansreliquie den Segen. BGR Pfarrer Stefan Anzinger dankte Bischof Rudolf für den erneuten Besuch anlässlich der Sebastianiwallfahrt. Hebramsdorfer Frauen hielten mit den „Sebastianizeltl“ die Jahrhunderte alte Tradition erneut aufrecht. 16 Kilogramm Mehl, Salz und Wasser verarbeiteten sie gemeinsam in der Bäckerei Wittmann in Inkofen zu dem knopfgroßen knusprigen Gebäck, das dann in kleine Spitztüten verpackt wurde. Früher haben es die Frauen daheim im Holzofen gebacken und zur Kirche gebracht. Gerne nehmen die Wallfahrer und Gottesdienstbesucher die beliebte Wegzehrung gegen eine Spende entgegen.

Text und Fotos: Agnes Wimmer
(jas)



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