Bischof Rudolf Voderholzer feiert am Allerseelentag Pontifikalamt in Ziegetsdorf und betet am Grab der Familie Ratzinger
Am Allerseelentag feierte Bischof Rudolf Voderholzer in der Pfarrkirche St. Josef in Regensburg-Ziegetsdorf mit der Gemeinde den Sonntagsgottesdienst, in dem in besonderer Weise aller Verstorbenen gedacht wurde. Mit ihm standen am Altar Pfarrer Horst Wagner, der seit 1. September der Pfarrer der neugegründeten Pfarreiengemeinschaft St. Paul-St. Josef ist, Pfarrvikar Christian Kalis und Subsidiar Prof. Dr. Wolfgang Beinert. Bischof Rudolf brachte seine Freude zum Ausdruck, erstmals in St. Josef die Sonntagsmesse feiern zu dürfen. Im Blick auf die neugegründete Pfarreiengemeinschaft und die drei anwesenden Priester wisse er die Seelsorge in guten Händen.
Himmel, Hölle, Fegefeuer
Wenn wir, besonders am Allerseelentag, für unsere Verstorbenen beten, so der Bischof in seiner Predigt, dann kommt damit auch zum Ausdruck, dass diesen bis zur Vollendung noch etwas fehlt. Bis dass sie Gott schauen dürfen, durchlaufen sie sozusagen noch einen Ort der Reinigung, lateinisch Purgatorium oder im Volksmund einfach Fegefeuer genannt. Nehme man die letzten Dinge wie Himmel, Hölle und Fegefeuer in den Blick, dann dürfe man diese nicht dinglich oder räumlich betrachten, es gehe dabei um die Beziehung zum lebendigen Gott. Der große schweizer Theologe Hans Urs von Balthasar (1905 - 1988) bezeichnete Gott selbst als das "letzte Ding". So verstehe er den Himmel nicht als ein Schlaraffenland sondern als das endgültige bei Gott sein, den endgültig Gewonnenen. Auch die Hölle sei Gott, so zitiert Bischof Rudolf Hans Urs von Balthasar, aber eben der endgültig Verlorene, der Zustand, in dem Gott ausgeschlossen ist. So sei die Hölle auch nicht heiß, sondern eiskalt, weil jede Liebe erstarrt sei. Im Fegfeuer begegne uns Gott dann als der Reinigende, was ein Glück und eine Gnade sei, da brenne das reumütige Herz, aber nicht irgendein Feuer wie in einer Folterkammer.
In Christus eine Solidargemeinschaft
Im Anschluss an die Predigt wurden die 49 Namen der seit dem letzten Allerseelentag verstorbenen Gemeindemitglieder verlesen, währenddessen läutete die Totenglocke und an der entzündeten Osterkerze brannten 49 Grablichter. Die ganz kleinen Gemeindemitglieder waren während einem Großteil der Messe im Turmzimmer, wo ihnen in der "Kinderkirche" eine Bibelstelle spielerisch und kindgerecht näher gebracht wurde. Der Bischof begrüßte sie dann ganz herzlich, als sie vor der Kommunion in die Pfarrkirche gebracht wurden. Im Anschluss an das Pontifikalamt begaben sich alle auf den benachbarten Friedhof, der Bischof segnete noch einmal alle Gräber und an der letzten Ruhestätte der Familie Ratzinger betete er mit der ganzen Gemeinde ein Vater unser und ein Ave Maria.
Die Schwester des emeritierten Papstes Benedikt XVI. und seines Bruders Georg, Maria Ratzinger (1921 - 1992), war am Allerseelentag bei einem Besuch in Pentling verstorben. Joseph Kardinal Ratzinger schrieb damals in seinem Kondolenz-Dankschreiben: „Nun ruht sie im Elterngrab auf dem Ziegetsdorfer Friedhof, das zu besuchen sie nach Hause gefahren war, nicht ahnend, dass sie am Allerseelentag selbst in die andere Welt abgerufen werden würde. Dort wartet sie der Auferstehung; ihre Seele aber wissen wir in Gottes gütigen Händen geborgen, der ihr all das vergelten wird, was sie so still und unauffällig Tag um Tag ohne Schonung ihrer Kräfte getan hat. In der Gemeinschaft der Heiligen hoffen wir, eines Tages wieder mit ihr vereint zu sein, wenn Gott alle Tränen trocknen und allen Schmerz dieser Welt für immer von uns nehmen wird.” Seit der Umbettung 1974 von Traunstein nach Regensburg ruhen hier auch deren Eltern Joseph Ratzinger (1877 - 1959) und Maria Ratzinger geb. Peintner (1884 - 1963).