Bischof: Klima in der Kirche schaffen, in dem Berufung zum geistlichen Beruf und zu christlicher Ehe leichter möglich ist
(pdr) „Die Priester kommen nicht irgendwo her, sondern sie kommen aus der Mitte des Volkes Gottes, das die Kirche ist. Aus den Menschen und für die Menschen sind sie zu ihrem Dienst bestellt. In diesem Dienst geht es nicht um Herrschaft, sondern um einen Dienst für das Heil aller.“ So hat Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller bei der Priesterweihe von sieben junge Männer im Regensburger Dom am Samstag, 26. Juni deren Dienst beschrieben. Durch Gebet und Handauflegung hat Bischof Gerhard Ludwig die Diakone Reinald Bogensberger aus Burgebach, Michael Dreßel aus Pechbrunn, Sven Grillmeier aus Waldershof und Michael Hirmer aus Pfreimd zu Priestern geweiht. Zu den sieben Neupriestern des Bistums gehören weiter Michael Hoch aus Straubing, Christian Kronthaler auch Nandlstadt und Christian Stock aus Weiden.
„Die Redeweise von einer Priester- und einer Laienkirche, die sich wie zwei Hälften einander gegenüber stehen, sei völlig verfehlt“, stellte der Regensburger Bischof in der Predigt heraus. Das Weihesakrament setze den Empfang der Grundsakramente von Taufe und Firmung voraus. Mit der Weihe würden die Kandidaten im Heiligen Geist dazu bestellt, im Namen Jesu Christi sein Evangelium zu verkünden, die Sakramente zu spenden und als Hirten sich um die Gemeinden zu kümmern. „Wenn wir uns alle an Christus orientieren, dann können wir alle als Priester, Ordensleute und Laien als missionarische Kirche im Dienst Christi wirken.“ So ermunterte der Regensburger Bischof dazu, aus einem intensiven Glaubensleben heraus die Berufung als Priester, für das Ordensleben oder auch für eine christlich gelebte Familie anzunehmen und konsequent zu leben.
Zahl und Qualität der Berufungen zu Priestertum und Ehe ist Spiegelbild der Kirche
„Viele fragen heute, wie es mit dem Priestertum weitergehen soll. Wenn man nur auf die Statistik schaut, zeigen viele Indikatoren nach unten“, zitierte der Regensburger Bischof jüngste Statistiken. So seien vor 50 Jahren am Weihealtar im Regensburger Dom noch 35 Kandidaten gestanden. Heute sind es sieben. „Was können wir hier tun? Können wir große Programme starten?“, fragte der Bischof. Jesus sage uns dagegen: „Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter sende in seinen Weinberg!“ Den Christen sei also aufgetragen zu beten. Sie sollten aber auch ein Klima in der Kirche neu entstehen zu lassen, in dem die Annahme der geistlichen Berufung leichter möglich ist. „Die Berufung kommt gewiss alleine von Jesus Christus her. Aber sie ergeht nicht an den isolierten Menschen, sondern an den Menschen, der in der Kirchen und in der Gemeinschaft der Gläubigen lebt. Dies ist der Mutterschoß, in dem eine solche Berufung heranwachsen kann“, verdeutlichte Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller die Bedeutung der gott-menschlichen Struktur der Kirche auch für die Zahl der geistlichen Berufe. „Die Zahl und die Qualität der Berufungen zum Priester- und Ordensleben, aber auch zur christlichen Ehe, ist auch ein Spiegelbild des Gesamtzustandes der Gesellschaft und der Kirche“, benannte der Bischof einen wesentlichen Grund der heutigen Entwicklung in der deutschen Kirche. „Wir sind nicht mehr Volkskirche in dem Sinn, dass das politische Volk und die Kirche deckungsgleich sind. Daraus ziehen wir aber nicht die Folgerung, uns zurückzuziehen. Nein, wir sind missionarische Kirche im Volk und für die Menschen.“
Priesterweihe keine Last, sondern Hineinnahme in die Dynamik des Heiligen Geistes
„Dieses Sakrament der Priesterweihe, das Ihr heute empfangt, ist nicht eine schwere Last, die auf den Schultern liegt. Das Weihesakrament nimmt Euch vielmehr hinein in die Dynamik und die Kraft des Heiligen Geistes, so dass Ihr in Freude und innerer Gewissheit diesen Dienst ausüben könnt“, versicherte der Regensburger Bischof den Neupriestern in der Predigt. Der Dienst des Priesters sei durch diese Grundlage ein wunderbarer Dienst, der den Priester aber nicht zu einem besseren Christen mache, der sich auf seine Weihe im menschlichen Sinn etwas einbilden könne. „Wir alle sind Pilger auf dem Weg zu Gott. Aber Gott hat die Kirche von sich aus so eingerichtet, dass alles auf dem gemeinsamen Priestertum beruht, dass aber durch ein eigenes Sakrament, das Weihesakrament, die Diener Jesu Christi und der Kirche mit der Sendung des Heiligen Geistes bestellt werden.“ Erst dieser göttlich Geist teile den menschlichen Zeichenhandlungen die göttliche Kraft mit.
Menschen suchen im Innersten Erlösung durch Gott und brauchen priesterlichen Dienst
Diese Gott-Menschlichkeit des Priestertums, der Sakramente und der Kirche, so der Bischof weiter, sei grundgelegt in Jesus Christus selbst und kein Werk der Menschen. „Jesus Christus hat seine gott-menschliche Wirklichkeit zum innersten Prinzip der Kirche gemacht, dass auch die Kirche selbst in Analogie zu diesem inkarnatorischen Mysterium in Jesus Christus ebenso gott-menschlich ist.“ Die sichtbare Gestalt der Kirche sei daher die zeichenhafte Vergegenwärtigung der inneren Wirklichkeit der Kirche. Deren innere Wirklichkeit sei die tiefste Gemeinschaft der Menschen mit Gott und die Einheit der Menschen untereinander.
Diese Gewissheit der Begleitung durch Gott lasse trotz mancher Enttäuschung den Priester immer wieder „die Netze auswerfen“ und zu den Menschen hingehen. „Die Menschen, davon bin ich zutiefst überzeugt, suchen die Begegnung mit dem lebendigen Gott. Denn in der tiefsten Tiefe seines Herzens weiß jeder Mensche, dass er sich nicht selber erlösen kann, sondern dass nur Gott ihn erlösen kann“, so der Bischof weiter. Als Getaufte, als Gefirmte und als Geweihte verkündeten die Christen, dass diese Erlösung in Jesus Christus geschehen ist und jeder Mensch dazu berufen ist darauf zu antworten. Das Gebet am Tag der Priesterweihe gelte auch dem Anliegen, dass alle Christen an einer solchen missionarischen Kirche engagiert mitwirken.