Was ist Ihr spezieller Arbeitsbereich im Glaubensdikasterium, und welche Gestaltungsmöglichkeiten sind damit verbunden?
Mir wie allen anderen Mitgliedern werden alle Dokumente (Texte oder disziplinarische Urteile), die in der Regel von Experten vorbereitet werden, zur Begutachtung vorgelegt. Ich bin aufgefordert, Stellung zu nehmen, Verbesserungen oder Korrekturen einzubringen. Natürlich konzentriere ich mich besonders auf die Themen, bei denen ich mir von meinen Kompetenzen und Erfahrungen her ein begründetes Urteil zutraue. Es kam vor, dass Texte zur vollständigen Überarbeitung zurückgegeben wurden, bei anderen waren nur geringfügige Modi notwendig. Im Falle von „Dignitas infinita“ hat ein längerer Entstehungsprozess zu einem sehr guten Ergebnis geführt. Bei „Fiducia supplicans“ waren wir nicht einbezogen, was auch kritisch vorgebracht wurde bei der letzten Vollversammlung. Trotzdem stehe ich auch hinter diesem Text, der eine beachtliche und innovative Lehre bezüglich des „Segens“ bringt und etwas erlaubt, was nie verboten war. (Siehe „Dignitas infinita“ rechts)
Wie oft sind Sie für das Dikasterium in Rom? Finden Gespräche und Austausch auch online statt?
Normalerweise findet etwa alle vier Wochen eine sogenannte Feria quarta-, also Mittwochs-Konferenz statt, und alle zwei Jahre eine einwöchige Vollversammlung, die sogenannten Plenaria. Die Corona-Pandemie hatte zu einer Unterbrechung geführt. Aber mittlerweile, auch durch den neuen Präfekten und die neuen Sekretäre, normalisiert sich der Arbeitsrhythmus wieder. Online-Konferenzen gab es nicht.
Ist die Verlängerung Ihrer Mitgliedschaft ein Signal in der Diskussion um Synodalität und Synodalen Weg in Deutschland? Oder ist die Zusammensetzung der Glaubensbehörde so ausgewogen, dass auch die jeweilige Gegenposition vertreten ist?
Aus dem deutschen Episkopat bin ich tatsächlich das einzige Mitglied. Andererseits sollte man die Bedeutung des deutschen Synodalen Wegs nicht zu hoch veranschlagen. Ich wurde 2014 und 2019 ohne diesen Hintergrund berufen. Ich habe freilich seither meine Einschätzung auch in Rom freimütig kundgetan. Das hat offensichtlich der Verlängerung meines Mandats nicht geschadet.