News Bild Bischof führt Vermittler der Bibel durch Krippensammlung

Bischof führt Vermittler der Bibel durch Krippensammlung

Selber Mitspieler werden

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Regensburg, 29. Juli 2022. „Grundlegend gibt es die Heimatkrippe und die orientalische Krippe.“ Diese maßgebliche Unterscheidung hat Bischof Rudolf Voderholzer zu Beginn einer Krippenführung für eine Abordnung der „Bibelwelt Salzburg“ gegeben. Die Initiative in Österreich unterstützt Interessierte dabei, den Schatz der Bibel zu entdecken. Sie unterhält ein Erlebnishaus, in dem zum Beispiel die Lebenswelt Pauli dargestellt wird. Klar: Da ist der Weg zur Krippe als Instrument der Verkündigung nicht weit. Entsprechend interessiert lauschte die Gruppe den Ausführungen des Bischofs mit Blick auf die vielfältige Welt der Krippe. Immer wieder kam es zu weiterführenden Gesprächsbeiträgen der Bibel-Vermittlungsunterstützer aus Österreich, die der Bischof gerne aufgriff und weiterführte.

Ruine, Höhle, Zelt, Stall, Altar

Zunächst hatte Bischof Voderholzer allerdings die verschiedenen Kontexte der Krippen eingeordnet und theologisch gedeutet. In diesem Sinne gibt es den Krippenkontext der Ruine. Die Ruine (als Kulisse) bezieht sich auf die Aussagen bei dem Propheten Amos, auf die dann auch in der Apostelgeschichte referenziert wird, wonach der Erlöser komme, um das verfallene Haus Davids aufzurichten. Darüber hinaus gibt es aber auch den Kontext der Höhle. Nicht zuletzt ausgehend von Origenes wurde früh die Höhle als Geburtsort Christi verehrt. Sodann nannte der Bischof von Regensburg das Zelt als Kontext und tippte nur einige der einschlägigen biblischen Passagen bzw. Tatsachen hier an: die Bedeutung des Zeltens im Buch Exodus; aber auch im Johannesprolog zu Beginn des Johannesevangeliums, wonach nämlich das Wort unter uns nicht nur Fleisch geworden ist, sondern, wie es näherhin heißt, sein Zelt aufgeschlagen habe.

Simultan oder sukzessiv

Schließlich nannte Bischof Dr. Voderholzer ebenso den Stall und sogar den Altar, die als Kontexte für Krippen dienen. Im Übrigen ist die weitere Kategorisierung die nach simultaner oder sukzessiver Aufstellung der jeweiligen Krippe. Und, so der Bischof weiter, „die Anspielung auf das Kreuz gehört auch zu einer Krippe“. Sie kann unterschiedlich umgesetzt sein: bei der Darstellung der Geburtsszene durch den florentinischen Renaissancemeister Domenico Ghirlandaio etwa als eine Art buchstäbliche Kreuzverstrebung im Holzwerk, andernorts wiederum als Lamm (Gottes), auf das der Täufer Johannes in der Landschaft hinweist. Vor allem aber sein eine echte Krippe nie ganz fertig, sagte Dr. Voderholzer.

Es waren die Jesuiten!

Es folgte die Klarstellung, wonach es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Jesuiten waren, die die Krippe, wie wir sie heute kennen, eingeführt und ganz wesentlich verbreitet haben. Daher sei es eben auch kein Zufall, dass die ersten solchen im böhmischen Prag sowie im portugiesischen Coimbra aufgestellt worden sind, just 1562, also gerade ein Jahr vor dem Abschluss des Konzils von Trient (1545-1563), das die sogenannte Bilderfrömmigkeit nachhaltig bejahte. Überhaupt sei es Teil der Spiritualität des heiligen Ignatius von Loyola, dem Heiland und dem Heil den Schauplatz zu bereiten. „Da gilt es, selber Mitspieler zu werden“, sagte Bischof Rudolf Voderholzer weiter. Durchaus nicht abwegig sei es, die ignatianischen Exerzitien selbst mit der Krippe zu vergleichen oder doch in Beziehung zu sehen.

Und die Modelleisenbahn?

Die geführten Besucher zeigten sich in einem hohen Maße beeindruckt von der Vielzahl bzw. Vielgestaltigkeit der dargebotenen Krippen, was Material und Form betrifft. Styrodur, welches das Material für diverse Kulissen abgibt, ist ein Abfallprodukt von Kerosin, war bei dieser Gelegenheit zu erfahren. Die Modelleisenbahn nannte Bischof Voderholzer die „säkulare Form der Krippe“; und die Krippe sei ein „wichtiges Moment der Männerpastoral“.

Die Krippe wird gleich aufgegessen

Man kann sagen, dass die Führung wirklich sehr lebendig war. Eine Frage wie etwa die, ob es eine Krippe aus Schokolade geben würde, parierte der Bischof mit der trockenen Feststellung: „Es gibt sie. Aber kurzzeitig. Sie wird gleich aufgegessen.“ Auch kam wiederholt der Hinweis auf, dass es Krippen in der Geschichte, als scheinbar überlebte oder überhaupt abzulehnende Form der Volksfrömmigkeit bekämpft, oft nicht leicht hatten. Aber sie haben nicht nur als Idee, sondern vor allem in der Realität „überlebt“ – wie sich unschwer an der beeindruckenden Sammlung bzw. im Rahmen der Führung durch den Bischof von Regensburg feststellen ließ. Dr. Veit Neumann



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