„Überall bist du zu hause“
Am Donnerstag feierte Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller im Regensburger Dom St. Peter mit rund 800 Gläubigen ein Pontifikalamt mit den Katholiken aller Muttersprachen anlässlich Christi Himmelfahrt. Es konzelebrierten der ernannte Bischof von Görtlitz, Generalvikar in Dresden-Meißen, Konrad Zdarsa und Weihbischof Reinhard Pappenberger. In seiner Predigt verdeutlichte Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller, dass es nachdem der erhöhte Herr vom Himmel seinen Heiligen Geist geschickt hätte, keine Schranken zwischen den Menschen gebe. „In der Kirche gibt es keine Einheimischen und Ausländer. Alle haben Heimatrecht. Und wo immer wir auf Erden leben, welche der vielen Sprachen auch unsere Muttersprache ist, wir sind alle durch die Taufe Glieder des einen Leibes Christi. Alle gehören wir dem einen Haupt dieses Leibes an, nämlich Jesus Christus. Darum gilt: Überall bist du zu hause“, hob der Regensburger Bischof hervor.
Im Heiligen Geist könnten wir frei von Fremdenfurcht und einem in Wahrheit völlig „geist-losen“ Rassismus miteinander die Gemeinschaft erleben. In einem Brief des Apostel Paulus an die Epheser habe er daran erinnert, dass Christus in seiner Person die Feindschaft zwischen den Völkern getötet habe. So sollten auch alle Menschen ihrer gemeinsamen Berufung als das eine Volk Gottes aus den vielen Völkern der Menschheit gerecht werden, erklärte Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller. „Wir leben in der Gemeinschaft der Brüder und Schwestern zusammen. Das gibt unserem Christ-Sein eine himmlische Leichtigkeit und Erhabenheit. Anstelle von Streit, Selbstsucht und Missgunst schenkt uns der Heilige Geist Liebe, Freundlichkeit und Güte“, so der Bischof weiter.
Der Gottesdienst wurde von Gläubigen verschiedener Nationalitäten gestaltet. So wurden die Lesungen in italienischer und russischer Sprache gehalten, die Fürbitten in italienisch, englisch, tschechisch, spanisch, japanisch, polnisch und französisch. Die Domspatzen gestalteten das Pontifikalamt unter der Leitung von Domkapellmeister Roland Büchner musikalisch, Domorganist Franz-Josef Stoiber spielte die Orgel.
Die Predigt des Bischofs im Wortlaut:
An diesem Hochfest der Himmelfahrt Jesu Christi sind wir im der Kathedrale von Re-gensburg versammelt, um gemeinsam Eucharistie zu feiern. Wir feiern diese hl. Messe in der lateinischen Kirchensprache und in verschiedenen Landessprachen. So zeigen wir: Die Kirche Jesus Christi besteht aus verschiedenen Nationen, Kulturen und Spra-chen. Nachdem uns der erhöhte Herr vom Himmel her seinen Heiligen Geist geschickt hat, gibt es keine Mauern und Schranken mehr zwischen den Menschen. In der Kirche gibt es nicht Einheimische und Ausländer. Alle haben Heimatrecht. Und wo immer wir auf Erden leben, welche der vielen Sprachen auch unsere Muttersprache ist, wir sind alle durch die Taufe Glieder des einen Leibes Christi. Alle gehören wir dem einen Haupt dieses Leibes an, nämlich Jesus Christus. Und darum gilt: Überall bist du zu hause. Und wir dürfen mit einem Lied formulieren: „O lass im Hause dein und alle geborgen sein.“
Jesus Christus vereint im Geiste seines Vaters und in seinem eigenen Geist die Kirche. So ist die Kirche das von Gott dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist ge-einte Volk Gottes auf Erden.
Die Kirche ist in Christus gleichsam das Sakrament der Einheit der Welt. Wir erfahren durch die Kirche die innigste Gemeinschaft der Menschen mit Gott und die Einheit der Menschen untereinander. So hat es das II. Vatikanische Konzil gleichsam als Magna Charta der Christenheit für die modere Welt proklamiert.
Das führt uns hinaus in eine religiöse und menschliche Weite. Wir sind nicht geistig beschränkt und menschlich eingeengt nur auf diejenigen, mit denen wir schon immer zusammen gelebt haben, die uns vertraut sind und bei denen wir keine Berührungs-ängste haben.
Frei von Fremdenfurcht und einem in Wahrheit völlig geist-losen Rassismus können wir im Heiligen Geist miteinander Gemeinschaft haben. In seinem Brief an die Ephe-ser schreibt der Apostel Paulus: Christus hat in seiner Person die Feindschaft zwischen den Völkern getötet. Juden und Heiden haben in dem einen Geist Zugang zum Vater. Ihr seid nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes. (vgl. Eph 2,19).
Darum kann er uns zurufen: „Ich ermahne euch, ein Leben zu führen, das des Rufes würdig ist, der an euch erging. Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einan-der in der Liebe und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch den Frie-den, der euch zusammenhält. Ein Leib und ein Geist, wie euch auch eure Berufung auch eine gemeinsame Hoffnung gegeben ist; ein Herr, ein Glaube, ein Taufe, ein Gott und Vater aller, die über allem und durch alles und in allem ist.“ (Eph 4,4-6).
So wollen wir unserer gemeinsamen Berufung gerecht werden als das eine Volk Got-tes aus den vielen Völkern der Menschheit.
Wir haben die gemeinsame Herkunft. Wir sind alle geschaffen nach dem Bild und Gleichnis Gottes. Jesus Christus, der Sohn Gottes hat unser aller menschliche Natur angenommen und ist für uns am Kreuz gestorben. Somit hat er das Band der Liebe um uns geschlungen. In seiner Auferstehung hat uns allen das Tor zu seinem himmlischen Reich geöffnet. So sind wir in ihm Söhne und Töchter Gottes und dürfen im Heiligen Geist alle gemeinsam zu Gott sagen: Abba, unser Vater im Himmel. Untereinander sind wir darum Brüder und Schwestern.
Nachdem wir den Heiligen Geist Gottes empfangen haben, dürfen wir seine Zeugen sein zu aller Zeit und an allen Orten der Erde bis zum Ende der Welt.
Und wir haben eine gemeinsame Zukunft. Begreifen wir doch zu welcher Hoffnung wir berufen sind. Welchen Reichtum Gott uns geschenkt hat. Gott, der Herrscher über den Himmel und die Erde, ist nicht die Projektion und die Illusion vergeblicher Wün-sche der Menschen. Er hat seine Macht und Stärke darin erwiesen, dass er Jesus von den Toten auferweckt hat. Er wird auch unseren sterblichen Leib auferwecken und uns in der Gemeinschaft seiner Heiligen im Himmel vereinen.
Das Ereignis von Christi Gang zu seinem Vater im Himmel bedeutet für uns Christen einen Tag der Freude. Vierzig Tage hatte Christus seinen Jüngern Beweise gegeben, dass er lebt. Die Rettungstat der Auferweckung war keine Fiktion, eine Wunschvor-stellung der Jünger. Gott hat wirklich zum Heil seines Volkes gehandelt. Und als letz-ten Beweis sendet er uns seinen Heiligen Geist , wie wir es am Pfingstfest feiern. Der Geist der Liebe und des Lebens schafft Himmel und Erde neu und er lässt unsere Her-zen froh werden, weil wir wissen: wir sind zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes befreit. Der Tod hat keine Macht mehr über uns. Wir dürfen als neue Menschen leben in Hoffnung und Freude. Und wir leben in der Gemeinschaft der Brüder und Schwestern zusammen. Das gibt unserem Christ-Sein eine himmlische Leichtigkeit und Erhabenheit. Deswegen sind wir engagiert in der Durchdringung der Welt mit den Gaben des Heiligen Geistes. Anstelle von Streit, Selbstsucht und Missgunst schenkt uns der Heilige Geist Liebe, Freundlichkeit und Güte. Und darum heißt es beim Apos-tel: „Wir wollen nicht prahlen, nicht miteinander streiten und einander nichts nachtragen.“ (Gal 5,25).
Diese Botschaft und dieses Zeugnis sollen ausgehen von dieser Heiligen Messe am Tag Christi Himmelfahrt mit den Gläubigen aus den vielen Nationen und Sprachen. Durch den Gleichklang unserer Gottesverehrung und den Einklang der Herzensliebe zu Gott und zum Nächsten werden wir vor der Welt die Stadt auf dem Berge, sind wir das Licht der Welt in Christus.
So bezeugen und leben wir, dass die Kirche der Leib Christi ist und von seinem Geist ganz erfüllt ist, von ihm der zur Rechten des Vaters sitzt. Denn sein ist die Macht und die Kraft und die Herrlichkeit in alle Ewigkeit.
Amen.