„Bemüht Euch um das Wohl der Stadt“ – Bischof Rudolf betet mit Gläubigen in allen Anliegen der Stadt Regensburg
Manche Passanten konnten es gar nicht fassen, was sie da am Vorabend zum Hochfest Christi Himmelfahrt in der Regensburger Innenstadt erlebten: Singende und betende Menschen unterschiedlichen Alters, die in ziviler oder geistlicher Kleidung durch die Stadt zogen.
Um diesen besonderen Moment zu fassen, zu begreifen, festzuhalten, wurden die Smartphones gezückt und Fotos geschossen. „Was geht denn hier ab?“ – Diese Frage einer jungen Frau konnte einfach beantwortet werden: die traditionelle Bittprozession am Vorabend des Hochfestes Christi Himmelfahrt, die sich unter dem Wort des Propheten Jeremias „Bemüht Euch um das Wohl der Stadt“ (Jeremia 29,7) zusammengefunden hatte.
Die Anliegen der Stadt ins Gebet nehmen
Vor der Bittprozession feierte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer mit einer großen Gottesdienstgemeinde im Hohen Dom St. Peter die Heilige Messe, bei der die Innenstadtgemeinden vielfältig vertreten waren: Fahnenabordnungen der verschiedenen katholischen Verbände, Ministranten aus St. Anton und St. Georg Schwabelweis, die Seminaristen aus dem Priesterseminar St. Wolfgang, viele Ordensleute, die Domspatzen, das Dom- und das Stiftskapitel St. Johann, die Gemeindepriester und zahlreiche Gläubige.
Viertklässler der Grundschule der Domspatzen brachten bei dem Pontifikalamt die Gaben zum Altar, der Nachwuchschor verstärkte durch seinen Gesang der „Missa secunda“ von Leo Hassler das Gebet der Gläubigen.
„Den Himmel offen halten“
Zu Beginn seiner Predigt erklärte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer den historischen Kontext des Prophetenwortes. Jeremia richtete sich mit dem Auftrag „Bemüht Euch um das Wohl der Stadt“ vor rund 2500 Jahren an das Volk Israel, das damals in der Babylonischen Gefangenschaft war, nicht zuhause, sondern fernab vom geistlichen Zentrum des Tempels und in einer Gegend, in der die Menschen ihrem Glauben nicht wohlgesonnen waren. Uns spreche dieses Wort nun in einem anderen Umfeld als damals an, wenn wir auch wiederholt als gläubige Christen Gegenwind erfahren.
Bischof Rudolf erinnerte auch an die Eröffnung des 99. Katholikentages exakt fünf Jahre zuvor und an die Ausstellung zum 150-jährigen Domtürme-Jubiläum, die vor dem Pontifikalamt in St. Ulrich eröffnet worden war. Der Dom mit seinen beiden Türmen sei nicht nur ein Touristenmagnet und unverwechselbares, oft verwendetes Sinnbild der Stadt Regensburg, sondern in erster Linie ein Wegweiser zum Himmel, dem Ort der „Nähe Gottes zu den Menschen“.
So wichtig der Einsatz der Kirche mit Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern für die Menschen auch sei, wir dürften unsere ureigenste Berufung nicht vergessen, „uns den Himmel offen zu halten“. Dafür seien die Domtürme ein eindrucksvolles Symbol.
Ein Gebet von vielen für viele und vieles...
Singend und betend machte sich nach dem Pontifikalamt die Lichterprozession durch die abendliche Innenstadt auf den Weg, vorbei an Orten des alltäglichen Lebens und des Gebetes, vorbei an der Alten Kapelle und der Karmelitenkirche, über die Maximilianstraße und den Obermünsterplatz zum Vorplatz der Basilika St. Emmeram.
Nach den Fürbitten in allen Anliegen der Stadt und dem bischöflichen Segen erklang das Te Deum und es endete die Bittprozession 2019. Auch dieses Jahr war sie wieder ein unüberhör- und unübersehbares Zeugnis des Glaubens, das von so vielen frohen Herzen gegeben wurde. Wenn es auch hier und da Unverständnis, Kopfschütteln oder vielleicht auch ein spöttisches Wort erntete, so macht es doch deutlich, wer glaubt, lebt in der Welt und für die Welt.