„Beispielhaftes Zeugnis christlichen Lebens“ - Bischof Gerhard Ludwig Müller feiert Pontifikalamt anlässlich des 100. Geburtstages von Pfarrer Rudolf Salzer
Bischof Dr. Gerhard Müller feierte am 8. November anlässlich des Geburtstags von Monsignore BGR Rudolf Johann Salzer in Konzelebration mit Dekan Johann Ammer (Pilsting), Prodekan Martin Ramoser (Reisbach), Pfr. Franz M. Deffner ein Pontifikalamt in der Pfarrkirche St. Johannes in Wallersdorf. Musikalisch begleitet wurde das Hochamt durch den örtlichen Kirchenchor.
In seiner Predigt spannte der Bischof einen Bogen über die geschichtlichen Ereignisse im Leben des Jubilars vom Geburtsjahr 1911 bis zu seinem 100. Geburtstag. In dieser Zeit erschütterte der erste Weltkrieg das Gefüge Europas mehr als die gegenwärtige Krise. Nach Weimarer Republik, Nazidiktatur, den Verbrechen des zweiten Weltkrieges mit den vielen Millionen Toten und den Auswirkungen auf die Angehörigen fand er 1946 nach der Vertreibung im Bistum Regensburg eine neue Heimat. Über ein halbes Jahrhundert wirkte er segensreich als Priester, Seelsorger und Freund vieler Menschen, wandte sich der Bischof an den Jubilar und die zahlreichen Gläubigen: „In großer Gemeinschaft dürfen wir heute in dieser Eucharistie ihren Geburtstag miteinander feiern und Dank sagen, dass Gott uns auch in schwierigen Situationen beisteht. Wir Menschen müssen wissen, dass wir mit Gott niemals untergehen. Die Zeit, die so reich an Ereignissen und Erschütterungen war, trennte sie nicht von der Liebe Gottes. Apostel Paulus sagte: „Was auch immer kommen mag, die Freude bleibt. Nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes, die da ist in Jesus Christus unserem Herrn. Die Liebe Gottes ist die Konstante in der Weltgeschichte und im Leben eines Menschen Von dieser Liebe Gottes haben sie sich als junger Mensch angesprochen gefühlt und wir konnten im letzten Jahr das 75 jährige Priesterjubiläum feiern. Die Arbeit im Weinberg des Herrn ist zu aller Zeit herausfordernd und steinig. In den letzten 100 Jahren hat sich zudem ein Wandel in der Gesellschaft vollzogen. Anstelle christlicher Werte stehe das Streben nach Reichtum und Vergnügen im Vordergrund. Sie dagegen haben in ihrem 76 jährigen priesterlichen Dienst ein beispielhaftes Zeugnis christlichen Lebens abgelegt. Sie haben 5 Generationen durch das Leben begleitet. Im heutigen Gottesdienst dienen 30 junge Christen als Ministranten. Das Leben aus dem Glauben soll uns allen ein Ansporn sein“, so der Regensburger Oberhirte abschließend. Als Zeichen der Verbundenheit des Hl. Vaters, der vor 60 Jahren im Freisinger Dom zum Priester geweiht wurde, übergab Bischof Dr. Gerhard Müller dem Jubilar einen Bildband über Benedikt XVI.
Pfarrer Rudolf Johann Salzer
wurde am 08. November 1911 in Weipert-Neugeschrei (im deutsch-böhmischen Erzgebirge, das noch zur Österreich-Ungarisch Monarchie gehörte und 1918 der Tschechoslowakischen Republik zugeteilt wurde) geboren. Die Matura absolvierte er 1930 mit Auszeichnung und nahm das Studium an der theologischen Fakultät an der Deutschen Universität in Prag auf. Am 16. Juni 1935 empfing er im Veitsdom zu Prag die Priesterweihe. Seine priesterliche Laufbahn wurde von Kardinal Erzbischof Theodor Innitzer von Wien angeregt. Schwer und entbehrungsreich war seine Kaplanszeit in St. Joachimsthal, wo er wöchentlich an verschiedenen Schulen 24 Religionsstunden abhielt und dazu 12 Wegstunden im Gebirge zurücklegen musste. Von den neuen Machthabern nicht als Katechet in den Staatsdienst übernommen, wurde er „Administrator“ in der ausgedehnten Pfarrei Schlackenwerth. Er erlebte mit den Pfarrangehörigen die Wirren des Krieges mit all seinen erschütternden Auswirkungen. Salzer verließ mit dem letzten Aussiedlertransport am 28. September 1946 seine sudetendeutsche Heimat. Nachdem Transport über Parsberg erhielt er eine Anstellung als Kooperator in Wallersdorf. Nach verschiedenen Einsatzorten wurde ihm 1958 die Pfarrei Reicheneibach mit Zusatzaufgaben verliehen. Zu Beginn seines Ruhestands mit 75 Jahren betreute er die Pfarrei Reicheneibach seelsorglich weiter. In Verbindung blieb er mit seiner einstigen Pfarrei Schlackenwerth. Sein Bemühen um das Wiederfinden der Pfarrangehörigen und das Organisieren von Heimattreffen mit Gottesdiensten in den neuen Wohngebieten trug ihm die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes durch Bundespräsident Weizsäcker ein. Durch die Grenzöffnung 1989 konnte er sich wieder mit Angehörigen in der einstigen Heimat treffen und trieb die notwendige Sanierung seiner heimatlichen Herz-Jesu-Kirche in Neugeschrei voran.