„Begegnung schafft Vertrauen“
(pdr) Mit einem Partnerschaftskongress unter dem Thema „Begegnung schafft Vertrauen“ wurden am 12. Februar 2005 in Pilsen die vielen freundschaftlichen Bande zwischen Pfarreien, Verbänden und Schulen der Nachbar- und Partner-Diözesen Regensburg und Pilsen eindrucksvoll bewusst gemacht und vertieft. Elf Partnerschaften stellten unter der Schirmherrschaft der beiden Bischöfe František Radkovský und Dr. Gerhard Ludwig Müller, der Ackermann-Gemeinde und des Diözesanrates ihre konkrete Arbeit vor.
Das Partnerschaftstreffen wurde mit einer Eucharistiefeier in der Pilsener Kathedrale St. Bartholomäus eröffnet, bei dem Domkapitular Peter Hubbauer das Grußwort von Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller verlas. Zusammen mit dem Pilsener Oberhirten konzelebrierten viele Priester aus Tschechien und Deutschland. Bischof Radkovský erklärte, dass Pilsen und Regensburg Nachbarn seien mit einer ebenso langen Grenze wie Geschichte. Über Jahrzehnte hinweg habe sich die Grenze als undurchdringbare Barriere dargestellt und die kommunistische Propaganda bewirkt, dass Angst vor denen auf der anderen Seite der Grenze herrschte. Das jetzige Erinnern bringe zutage, dass der zweite Weltkrieg viel Leid auf beiden Seiten gebracht habe und dass es eine ungerechte Vertreibung der deutschen Mitbürger gegeben habe, was sich wie ein schlechter böser Traum mit realen Konsequenzen dargestellt habe. „Wir Christen haben einen großen Vorteil, weil uns das Bewusstsein verbindet, dass dieses Leid ein Stück des Leidens Christi am Kreuz ist und dass das Zeichen des Kreuzes zum Zeichen des Sieges wird!“, sagte Bischof Radkovský. Er erinnerte an die ersten Kontakte von Pax Christi in den sechziger Jahren mit Persönlichkeiten um Otmar Kappl und unterstützt durch Bischof Rudolf Graber. Das erste Treffen nach dem Fall der Grenze mit Bischof Manfred Müller sei ein historisch unvergessliches Ereignis gewesen. „Jetzt - nach der Gründung der Diözese Pilsen vor über 10 Jahren - sei Regensburg wie eine Großmutter.“, so Bischof František. Mit Blick auf Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller sagte Bischof Radkovský, dass eine Großmutter ihrem Enkel gegenüber immer großzügig sei. Er dankte für die regelmäßige Unterstützung, die bereits auf rund vier Millionen Euro angewachsen sei.
Bischof Müller: Gemeinsame Sendung als Zeugen des Evangeliums
Zum Abschluss des Partnerschaftstreffens feierten die Bischöfe von Regensburg und Pilsen, Dr. Gerhard Ludwig Müller und Frantisek Radkovský, zusammen mit den Vertretern der Partnerschaftsgruppen eine Vesper in der Kathedrale St. Bartholomäus.
Für ihn seien die Begegnungen mit Christen aus Tschechien und die Partnerschaften, von denen den ganzen Tag über die Rede war gnadenhafte Zeichen, die sich in der Versöhnung, in der Gemeinschaft und in der Sendung zeigten, so Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller in seiner Predigt. „Schon früher – beim gemeinsamen Gottesdienst in Maria Loreto im Januar - wurde viel über die Versöhnung von Deutschen und Tschechen gesprochen. Es ist eine Aufgabe, die die Vergangenheit im Blick hat. Heute steht daher das zweite Zeichen der Gnade im Mittelpunkt: die Gemeinschaft.“ Nicht nur durch Taufe und den gemeinsamen Glauben hätten wir Gemeinschaft, sondern auch die vielfältigen Formen der Begegnung sind wichtige Brücken und Ausdruck der communio. „Alle Beziehungen auf den verschiedenen Ebenen von Pfarreien, Verbänden und Schulen haben jedoch eine Basis: Christus, der in der einen Kirche präsent ist.“, betonte der Bischof. Deswegen seien auch die Unterschiede in Sprache, Kultur und Geschichte letztlich nicht trennend, vielmehr baue darauf die Kirche Jesu Christi auf „als Einheit in Verschiedenheit“.
Der Blick der Kirche von Pilsen und Regensburg dürfe jedoch nicht in der Gegenwart verharren. „Es kommt darauf an, dass wir uns senden lassen und gemeinsame Zeugen für Christus werden. So wie wir in Christus versöhnt sind und in ihm Gemeinschaft haben, so sind wir auch von ihm gesandt in die Welt als missionarische Kirche.“ Dabei dürften wir weder enttäuscht sein noch uns entmutigen lassen, denn auch als „kleine Herde, sind wir Licht der Welt und Salz der Erde“. So sollten wir unseren Glauben bekennen und Zeugen sein für das Evangelium der Gnade – „in Versöhnung, Gemeinschaft und Sendung“, so Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller.
Vielfältige Partnerschaftsarbeit von Pfarreien, Verbänden und Schulen
Zuvor konnte Magda Skalova, die zusammen mit Domkapitular Peter Hubbauer, Franz Spichtinger, Johannes Schmidt, Diözesanratsgeschäftsführer Jakob Schötz und weiteren Persönlichkeiten aus beiden Diözesen den Kongress vorbereitet hatte, über 100 Gäste zu einer Präsentation der Partnerschaftsarbeit begrüßen. Dabei bekräftigte sie, dass das gegenseitige Vertrauen vor allem in der Begegnung mit Gott wachse. Moderiert wurde die zweistündige Präsentation vom Diözesanvorsitzender der Ackermann-Gemeinde, Leonhard Fuchs. Er begrüßte dabei auch Hagen Horoba als neuen Leiter der Arbeitsstelle Weltkirche in der Diözese Regensburg.
Auf vielen Tafeln waren die Partnerschaftsaktivitäten der Pfarreien, Verbänden und Schulen über die Jahre dargestellt. So berichteten Schülerinnen des Kirchlichen Gymnasiums Pilsen vom Schüleraustausch und die Pfadfinder Regensburg über ihren seit Jahre gemeinsam mit tschechischen Freunden restaurierten Friedhof. Pfarreien aus Neutraubling, Waldthurn, Waldsassen u.a. erzählten von Begegnungen und der Unterstützung bei Renovierungen von Kirchen, vom gemeinsamen Fronleichnam und einem grenzüberschreitenden und sowohl in deutsch als auch tschechisch verfassten Kochbuch. Die Beispiele waren ebenso beeindruckend wie vielfältig.
Der Vorsitzende des Diözesanrats, Fritz Wallner, fasste die Berichte zusammen und erklärte, dass Partnerschaft Völkerverständigung und Friedensbewusstsein ermögliche, den Blick über den eigenen Kirchturm hinaus schärfe, Versöhnung und Gemeinschaftsgeist fördere sowie tätige Nächstenliebe bewirke. „Wir verneigen uns vor den großen Persönlichkeiten, die schon in schwierigen Zeiten Kontakte geknüpft haben!“, so Wallner, der abschließend ein von Bischof Radkovský gewähltes Bild aufgriff: „Die Treffen und gemeinsamen Aktivitäten öffnen die Tür zum gemeinsamen Haus Europa“, so Wallner.