„Auf dem Siegertreppchen des Himmels stehen“ - Bischof Voderholzer feiert Patroziniumsgottesdienst im tschechischen Kladruby
Dieser Tag mit der Messfeier am Spätvormittag in der Klosterkirche und der Andacht am Nachmittag im örtlichen Gotteshaus ist inzwischen ein Treffen von Vertriebenen aus Kladrau und von Menschen, die hier ihre Wurzeln haben - darunter auch Angehörige der Familie und Verwandte von Bischof Voderholzer. Aber auch Interessierte, welche die Kirche gerne von Innen sehen und hier Gottesdienst feiern wollen, waren dabei. Und natürlich tschechische Katholiken, die in der Klosterkirche Kladruby die Sonntagseucharistie begehen wollten. Die Klosterkirche wird fast nur zu solchen Anlässen aufgesperrt, so dass das Patrozinium auch eine Gelegenheit bot, die Kirche in Augenschein zu nehmen.
Gleich zu Beginn des Gottesdienstes überreichte eine örtliche Pfarrangehörige an Bischof Rudolf einen Blumenstrauß als Erinnerung an die Gottesmutter. Der Oberhirte drückte in der Begrüßung seine Freude darüber aus, diese Tradition der Patroziniumfeier fortsetzen zu können, auch wenn heuer erstmals seine Mutter, die aus Kladrau stammt, nicht mehr dabei war. Wenige Tage nach dem letztjährigen Patrozinium, dem sie noch beiwohnte, verstarb sie. Bischof Voderholzer übermittelte Grüße des seit Ende April amtierenden Pilsener Bischofs Monsignore Tomáš Holub und von dessen Amtsvorgänger Bischof em. Monsignore František Radkovský. Auch wies er bereits auf die Bedeutung des Festes "Mariä Himmelfahrt" hin, das ein österliches Fest sei und über das Grab und den Tod hinaus weise.
"Wer jemanden in den Tod reißt, ist kein Märtyrer, sondern ein Verbrecher"
Diese Gedanken vertiefte der Regensburger Oberhirte in seiner Predigt. Die aktuell laufenden olympischen Spiele, bei denen die Sportler viele Jahre Training und Opfer für eine Goldmedaille, einen Platz auf der Siegertreppe und letztendlich "für einen vergänglichen Ruhm" auf sich nehmen, nahm er als Ausgangspunkt, um diesem den Gehalt des Festes "Mariä Himmelfahrt" entgegenzustellen. Auch hier gehe es um Ankommen, Siegen, Vollendung, aber vor allem "um das Gelingen des ganzen Lebens".
Anders ausgedrückt: "Das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel ist das Fest der Vollendung des Menschen. Es zeigt, wo das Ziel des Menschenlebens, das oft ein Ringen ist, wirklich existiert. Der Sieger, den wir in der Kirche an jedem Sonntag feiern, ist Jesus Christus, der zweite Adam, der die Last der Sünde überwunden und das Tor zum Himmel geöffnet hat", führte der Bischof aus. Und Jesu Mutter, die Gottesmutter Maria, sei die erste nach Jesus gewesen, die im Himmel vollendet ist. Im Glauben an Jesus und in der Verbundenheit mit ihm dürfen die an ihn Glaubenden hoffen, ebenfalls so vollendet zu werden.
In diesem Zusammenhang wandte sich der Oberhirte auch gegen die Selbstmordattentate extremer Muslime, "die zu verstehen geben, dass ihre Selbstmordattentate unmittelbar den Weg ins Paradies öffnen." Er unterstrich die Aussage von Papst Franziskus, wonach der Islam von seinem Wesen her nicht gewalttätig sei. "Umso mehr müssen wir darauf pochen, dass solche Vorstellungen nicht mit der Religion in Verbindung gebracht werden: Wer jemanden in den Tod reißt, ist kein Märtyrer, sondern ein Verbrecher", wurde Bischof Rudolf deutlich. Trotzdem sei es schwierig, über solche Menschen zu urteilen. "Es muss deutlich von allen Religionsvertretern gesagt werden: Wer andere Menschen in den Tod reißt, den erwartet ein strenges Gericht."
Zur Umkehr ist es nie zu spät
Für Christen stehe am Ende das Gericht mit Jesus Christus als Richter, bei dem deutlich werde, „ob wir den Geboten Gottes – Liebe, Barmherzigkeit – entsprochen haben.“ Daher sei dieser Hinweis auf das Endgericht eine Frohbotschaft, „weil sie uns den Weg zum wahren Leben zeigt“, konkretisierte der Bischof. Er verwies in diesem Kontext auf die Werke der Barmherzigkeit, das Bemühen, dem Willen Gottes zu entsprechen, und die Möglichkeit der Umkehr, für die es nie zu spät sei. Dann sei es auch möglich, „eines Tages auf dem Siegertreppchen des Himmels zu stehen“. Dazu stärke, so Bischof Voderholzer, der Festtag Mariä Himmelfahrt – besonders in den drei christlichen Grundtugenden Glaube, Hoffnung und Liebe.
Der Patroziniumsgottesdienst wurde in drei Sprachen – Deutsch, Tschechisch, Lateinisch – gefeiert. Die Cousine von Bischof Voderholzer, die in Nordhessen lebende Regina Raacke, trug die Fürbitten auf Deutsch vor, der unter anderem auch für Kladrau zuständige Pfarrer Pater Wojciech Kaczmarek OFMCap auf Tschechisch. Am Nachmittag feierte Bischof Voderholzer noch eine Andacht in der Kladrauer Pfarrkirche, bei der auch der Verstorbenen gedacht wurde.