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Altarweihe in Tiefenbach St. Vitus

Was ein Gebäude zur Kirche macht

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Tiefenbach, 15. Oktober 2023

Das schwärzeste Kapitel der Pfarrei ist abgeschlossen: Bischof Rudolf Voderholzer hat den neuen Altar in der Pfarrkirche St. Vitus in Tiefenbach geweiht. Zuvor wurde er von Kindern der Pfarreiengemeinschaft begrüßt.

Die ganze Pfarreiengemeinschaft Tiefenbach-Treffelstein-Biberbach war gekommen, um die Weihe des neuen Volksaltares in der Pfarrkirche St. Vitus in Tiefenbach durch den Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer mitzuerleben. Doch bevor es losging, brachten die Buben und Mädchen vom „Haus des Kindes – St. Josef“ in Tiefenbach dem hohen Besuch vor der Kirche ein fröhliches Ständchen und ließen die weiß-gelben Fähnchen im kräftigen Wind flattern. Bischof Rudolf gefiel dies sehr und er nahm sich die Zeit, um die Kinder einzeln zu segnen. 

Nach dem festlichen Einzug der Konzelebranten um Bischof Rudolf, unter denen sich drei Ruhestandspfarrer sowie der letzte Primiziant der Pfarrei fanden, hieß Pfarrer Albert Hölzl den Diözesanbischof herzlich willkommen. Seine Freude über diesen Tag, der „jetzt endlich da ist!“, war für alle spürbar. Nun könne endlich „das schwärzeste Kapitel der Pfarrei abgeschlossen werden“. Schwarz im wahrsten Sinn des Wortes – denn in der Osterwoche 2015 sorgte die brennende Osterkerze für eine unvorstellbare Katastrophe in der Kirche. Der Brand hinterließ damals deutliche Spuren, so Hölzl. Unsichtbare in ihm selbst, der von der Katastrophe an seinem Urlaubsort - weit weg von der Pfarrei - erfuhr, und deutlich sichtbare in der Pfarrkirche St. Vitus. 

Doch gemeinsam mit den kirchlichen Gremien und zahlreichen ehrenamtlichen Helfern wurden die folgenden Jahre, die herausfordernd, kräftezehrend und nervenaufreibend waren, gestemmt. Es musste eine große Renovierung (die letzte war 2001 abgeschlossen) außerplanmäßig vorgezogen werden. Bereits Pfingsten 2021 konnte man sagen, dass der größte Teil geschafft war. Der Innenraum der Kirche war wieder hergestellt. Der neue Innenanstrich verlieh dem Gotteshaus eine helle, zeitgemäße und festliche Atmosphäre, das Inventar und die komplette Innenausstattung wurden aufgearbeitet, poliert und auf Hochglanz gebracht. Zuletzt stand noch die Neugestaltung des Altarraums an. Und diese wurde nun mit der Weihe des neuen Volksaltares und des Ambos durch den Bischof gekrönt.

Der Unterschied zwischen einer Kirche und einem anderen Gebäude

Zunächst segnete Bischof Rudolf den ebenfalls neuen Ambo mit geweihtem Wasser und sprach ein Segensgebet. Feierlich wurde dem Lektor anschließend aus seiner Hand das Lektionar überreicht und er verkündete die erste Lesung.

Nach der Allerheiligenlitanei wurden die Reliquien der heiligen Anna Schäffer und des Hl. Wolfgang am Fuß des neuen Altars beigesetzt, die während der Bauphase im Tabernakel untergebracht waren.

Es wurde ein sehr symbolträchtiger Gottesdienst, genau wie der Hauptzelebrant anfangs verriet. „Was unterscheidet eine Kirche von einem anderen Gebäude?“, fragte er in dem noch unbeleuchteten Gotteshaus, ohne Kerzenlicht und vor dem blanken neuen Volksaltar aus Kelheimer Auerkalk stehend. „Ja, es gehören die Glocken dazu, auch die Orgel und der Beichtstuhl sind nahezu unverzichtbar, wichtig ist auch der Kreuzweg, aber erst durch einen Altar wird ein Gebäude zur Kirche.“ Der Altar, auf dem zu Urzeiten alle Religionen und Kulturen Opfer dargebracht haben, Kostbarkeiten verbrannt und damit Gott dargebracht wurden, um die Versöhnung mit ihm zu erreichen. Aber erst der Brückenschlag von Gott selbst, der seinen eigenen Sohn gesandt und sich durch ihn am Kreuz hingegeben hat, zeigte die wahre Erfüllung und die unverbrüchliche Verbindung von Himmel und Erde.  So wurde der Opfertisch zum Tisch der Gemeinschaft, zum Altar, an dem der Bund der Versöhnung gefeiert wird. Ein Symbol auch für Christus, das Fundament der Kirche. Ein Eckstein, an dem die Ungläubigen zu Fall kommen und die Gläubigen aufgebaut werden. Bischof Rudolf veranschaulichte den anwesenden Gläubigen die Hintergründe zur Bedeutung des Altares in seiner sehr gut nachvollziehbaren Predigt.

Wie ein Kind aufgenommen in die Kirche

Mit der Weihe werde dieser neue Volksaltar nun in die Kirche aufgenommen – wie ein Kind bei der Taufe, verriet Bischof Rudolf. Zuerst mit Weihwasser – viel Weihwasser (!), das der Bischof auf und um den Altar herum sprengte und mit dem dieser komplett von allem weltlichen gereinigt wurde. Danach goss der Bischof reichlich Chrisam-Öl auf den Altar und salbte die Tischfläche danach gründlich und eigenhändig damit. Dieses versinnbildlichte die Firmung des Altars. Im immer noch dunklen Altarraum, der nur gelegentlich durch einen Sonnenstrahl erhellt wurde, entzündete Bischof Rudolf schließlich mitten am Altar eine Schale mit Weihrauch, der sofort seinen Duft verbreitete und durch die vier kleineren, brennenden Kerzenschiffchen an den Ecken eine sehr besondere und symbolträchtige Stimmung erzeugte und an ein Opfer im Geiste erinnerte. Nach dieser Zeremonie und der festlich vorgetragenen Heiligenlitanei wurde der Altartisch feierlich poliert und „gedeckt“. Mit dem Altartuch, wunderbarem Blumenschmuck und Kerzen, die mit dem Feuer der Osterkerze entzündet wurden. Damit wurde der Altar vom Bischof „wie ein Kind aufgenommen in die Kirche“.  Endlich gingen die Lichter an und die Pfarrkirche erstrahlte in vollem Glanz, die Kerzen wurden entzündet und schließlich auch die Gaben zum Altar gebracht. Es folgte die erste Heilige Kommunion des Altares. Der ganze Pontifikalgottesdienst wurde vom Tiefenbacher Kirchenchor musikalisch umrahmt, stimmlich von Treffelsteiner Sängerinnen und Sängern unterstützt und instrumental von der Orgel und einem Bläser- und Paukenensemble begleitet, was dem Ganzen einen äußerst festlichen Rahmen verlieh.

Nach der Eucharistiefeier übergab Bischof Rudolf die offizielle Urkunde zur Weihe des neuen Volksaltars an Pfarrer Albert Hölzl, was diesem einen hörbar erleichterten und dankbaren Seufzer entlockte. Auch Bürgermeister Ludwig Prögler zeigte sich froh und dankbar über „das Happy End“ des Altarbrandes von 2015. „Diese Altarweihe ist die Krönung des Ganzen, wie ein neues Herz für unsere alte Pfarrkirche“. Sein Dank galt den zahlreichen Menschen, die sich auf vielfältige Weise bei der Renovierung und Neugestaltung miteingebracht hatten.

Erleichterung nach schweren Jahren

Pfarrer Albert Hölzl drückte nochmal seine große Erleichterung nach diesen langen schweren Jahren nach dem Brand vor acht Jahren aus. Die Lieferung des neuen Altars in der letzten Woche habe er zu jeder Minute persönlich begleitet und seine Freude darüber war riesig.  „Vergelte es euch Gott!“ rief er den vielen Menschen zu, die zum Gelingen dieses Herzstücks beigetragen haben. „Gott sei Dank – wir haben es geschafft!“. Dem Bischof dankte er für den wunderbaren Festgottesdienst, bei dem er selbst sich so manches Tränchen nicht verkneifen konnte. Zwei künftige Ministranten überbrachten dem Diözesanbischof zum Schluss noch Blumen und eine Miniatur des neuen Altares und sorgten bei dem Geistlichen damit und mit ihren freundlichen Worten für ein strahlendes Gesicht.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Turnhalle, bei der Anita Rohrmüller, eine Sängerin des Tiefenbacher Kirchenchores, durch ihren gleichnamigen Partyservice sprichwörtlich „Wos Guads‘“ auf die Tische brachte, besichtigte Bischof Rudolf Voderholzer noch das Klöppelmuseum im Tiefenbacher Rathaus, wo dem Bischof eine kleine Kostbarkeit, eine handgeklöppelte Krippenlandschaft übergeben wurde, worüber der krippenbegeisterte Diözesanbischof sehr begeistert war. Mit dem Besuch eines Kirchenkonzertes in der Bad Kötztinger Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt fand der Pastoralbesuch des Diözesanbischofs im Landkreis Cham einen entspannten, festlichen Abschluss. 

Text und Fotos: Christine Wendl

(kw)



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