Regensburg, 3. Januar 2024
Wenn man in diesen Tagen die Sternsinger von Haus ziehen sieht, denkt kaum jemand an die jahrhundertelange wechselvolle Geschichte, die das Sternsingen hinter sich hat.
Caspar, Melchior und Balthasar
So wie wir uns die Heiligen Drei Könige vorstellen, sind sie historisch eigentlich nicht verbürgt. Der Evangelist Matthäus ist der einzige, der in seiner Weihnachtserzählung von den Sterndeutern berichtet, die einen Stern gesehen und ihm dann bis zum Geburtsort Jesu gefolgt sind. Mit dabei hatten sie drei symbolische Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Spätestens im 5. Jahrhundert wurden aus den Sterndeutern die drei Könige, die im Lauf der Zeit die Namen Caspar, Melchior und Balthasar erhielten.
Farbenprächtige Umzüge
Die Verehrung der Heiligen Drei Könige begann aber erst im 12. Jahrhundert, als ihre Reliquien von Mailand nach Köln gebracht worden waren. Bereits in frühchristlicher Zeit wurde die Geschichte der drei Weisen aus dem Morgenland in Kirchen und Klöstern nachgespielt. Später verlegte man das Dreikönigsspiel mit großen Umzügen und farbenprächtigem Pomp auf öffentlichen Plätze. Im Lauf der Zeit artete die Sternsingerei dann immer mehr aus. Tagelang zogen vermummte Gruppen von Kindern und Jugendlichen, Dorfarmen und Landstreichern herum.
Unsittliches Treiben
Als das Dreikönigssingen immer mehr zur Gaudi und Bettelei entartete, wurde der „Unfug“ schließlich verboten. Das Bistum Regensburg erließ im Jahr 1749 eine Verordnung gegen die Spiele, allerdings mit mäßigem Erfolg. Das beweist ein Schreiben des damaligen Regensburger Bischofs an den Pfarrer von Pettenreuth aus dem Jahr 1764, in dem er beklagt: „Lieber Dechant, wir haben in Erfahrung gebracht, dass in Eurem Dekanatssprengel noch der Missbrauch von sogenannten Dreikönigsspielen sei. Es gehen dabei Knaben und Mädchen miteinander, die Letzeren besonders tragen ärgerliche Kleider um den oberen Teil des Körpers, sehr kurze Röcke und sind alle zum Ärgernis. Wir mahnen Euch dringend, in Eurer Pfarrei und im ganzen Sprengel in Zukunft nichts dergleichen mehr zu dulden“.
Jämmerlicher Gesang
Und noch 20 Jahre später beklagt man in Freising: „Sie (die Sternsinger) halten vor ansehnlichen Häusern und singen jämmerlich ein Lied auf die Geburt Jesu. Dann macht man ihnen eine Schenkung an Geld. Bei den Bäckern erhalten sie Semmeln und bei den Bauern und Wirten Bier, wo es nicht selten geschieht, dass alle drei Könige so sternvoll werden, dass sie ihren Stern nicht mehr unterscheiden können…“.
Glück und gute Ernte
Doch nicht überall kam es zu solchen Ausschweifungen. Und von der Bevölkerung wurden die Sternsinger freudig erwartet, glaubte man doch, dass sie Glück und eine gute Ernte bringen. In manchen Gegenden war das Sternsingen den Ärmeren des Dorfes oder bestimmten Berufsgruppen vorbehalten. So durften in Laufen an der Salzach nur die Schiffsleute von Haus zu Haus ziehen. Für sie war das Sternsingen oft der einzige Verdienst während der Wintermonate.
Christus segne dieses Haus
Heute sind es die Ministranten, die mit ihrem Stern zu den Menschen kommen. Sie opfern meist mehrere Ferientage und sammeln nicht für sich, sondern für einen guten Zweck. Nach altem Brauch singen sie ihre Dreikönigslieder und schreiben mit geweihter Kreide die Initialen C + M + B – „Christus mansionem benedicat“, also Christus segne dieses Haus“ an die Türen. Und die gesammelten Spenden kommen dem Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ zu Gute.
Text: Judith Kumpfmüller