„Alle Künste müssen in die Verkündigung hinein genommen werden“ - 75 Jahre Kunst und Kultur bei Schnell und Steiner
Anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Regensburger Verlagshauses Schnell und Steiner feierten rund 200 Gläubige am Morgen des Christkönigssonntags in der Dominikanerkirche St. Blasius in Regensburg mit Bischof Gerhard Ludwig Müller eine Pontifikalmesse.
In seiner Predigt betonte der Regensburger Oberhirte die herausragende Stellung Regensburgs im kulturellen und kirchlichen Bereich. Von den architektonischen Meisterleistungen der zahlreichen Gotteshäuser bis hin zum ältesten Knabenchor der Welt, den Regensburger Domspatzen habe die Stadt viel zu bieten. Die Auszeichnung zum Weltkulturerbe sei daher vollkommen verdient.
Am Beispiel eines Konzerts der Domspatzen im Jahre 2005 in der Sixtinischen Kapelle in Rom für den Heiligen Vater, von dem im Nachhinein 50.000 DVDs verkauft werden konnten, beschrieb Bischof Gerhard Ludwig Müller das Gesamtkunstwerk, welches aus dem Zusammenwirken von Bild, Sprache und Musik entstehen könne. Wenn man innerlich erfüllt werde von den Klängen, erlebe man ein tiefes Erfassen der Menschwerdung und Christus in seiner ganzen göttlichen Wirklichkeit. Dieses Gesamtkunstwerk dürfe aber nicht nur auf einer ästhetischen Ebene gesehen werden, sondern auch als Gesamtkunstwerk der Schöpfung und der Geschichte des Heils.
So sollten alle Künste in die Verkündigung hinein genommen werden. Dabei dürfe nicht vergessen werden, dass der Mensch stets als geistiges Wesen zu sehen sei. Darum sei es neben dem sozial-ethischen und caritativen Engagement des Bistums keine Verschwendung, auch für kulturelle und geistige Projekte Geld zu investieren, erklärte Bischof Gerhard Ludwig Müller abschließend.
In einem anschließenden Festakt im Neuhaussaal des Regensburger Stadttheaters bedankte sich Verleger Dr. Albrecht Weiland bei allen Mitarbeitern und Förderern des Verlages für ihr tägliches Engagement sowie bei der Stadt und der Katholischen Kirche von Regensburg. „Der Bischöfliche Stuhl von Regensburg hat 30 Jahre lang für den Verlag Schnell und Steiner Verantwortung getragen. Ihm ist zu verdanken, dass das Programm und die Zielrichtung, die die Gründerfamilien in vier Jahrzehnten aufgebaut haben, lückenlos fortgesetzt werden konnten“, hob Dr. Weiland hervor.
Oberbürgermeister Hans Scheidinger dankte dem Verlag für sein Bemühen, der christlich abendländische Kultur in Bild und Wort durch die Jahrzehnte hinweg ein Fundament gegeben zu haben und betonte, dass unter Dr. Weiland der Verlag mit seinen mittlerweilen mehr als 2.800 erschienenen „Kleinen Kunstführern“ gediehen sei und erklärte, dass er durchaus Stolz sei, den Verlag Schnell und Steiner in den Mauern Regensburgs zu wissen.
Bischof Gerhard Ludwig Müller sprach Dr. Albrecht Weiland in einem Grußwort sein Lob für die große Leistung aus und betonte, dass die christliche Kunst kein Nebenprodukt sei, sondern die Frohbotschaft des Glaubens vergegenwärtigte. In Regensburg, so der Bischof, herrsche eine lebendige Kultur, die sich auf kirchlicher, wissenschaftlicher, städtischer und kultureller Ebene sehen lassen könne und wünschte dem Verlag für die Zukunft weiterhin Erfolg und Gottes Segen. Auch der Rektor der Universität Regensburg, Dr. Alf Zimmer, bestätigte dem Verlag die wertvolle Basis für die kirchlich und kulturellen Veröffentlichungen und bedankte sich für die gute Zusammenarbeit mit der Regensburger Universität.
Unter dem Titel „Der gerade Weg. Katholische Verlage in der Zeit des Nationalsozialismus“ sprach Prof. Dr. Reinhard Wittmann von der Universität München und reflektierte dabei die Schwierigkeiten und den Kampf der christlichen Verlage. Veröffentlichungen seien durch das Naziregime als volks- und staatsschädlich eingestuft worden, in dieser Folge verboten oder ganze Verlage systematisch ausgehungert worden. Allerdings habe das Regime mit seinen Unterdrückungsmaßnahmen eher das Gegenteil erreicht.
Die katholischen Verlage verspürten deutlichen Aufwind, je dringender mit dem Kirchenkampf der Nazis das Bedürfnis der Gläubigen nach Orientierung und Stärkung wurde. In diese Zeit sei auch die Gründung des Verlages Schnell und Steiner gefallen. „Daß der Kunsthistoriker Hugo Schnell und der Diplomkaufmann Johannes Steiner sich im Herbst 1933 zusammenfanden, geht auf niemand anderen zurück als auf Therese Neumann, die Resl von Konnersreuth. Beide erklärte Gegner des Nationalsozialismus waren auf unterschiedliche Weise in ihren Kreis geraten.
Als eines der ersten Verlagswerke nach dem Neubeginn hat Johannes Steiner 1946 einen umfangreichen Band herausgegeben mit dem Titel „Prophetien wider das Dritte Reich“, eine Anthologie von Artikeln des Kapuzinerpaters Ingbert Naab und von Fritz Gerlich. Mit beiden war Steiner eng verbunden gewesen. Gerlich war 1927 als Protestant nach Konnersreuth gefahren, um den Schwindel um die Resl aufzudecken; dort konvertierte er, wurde vom Saulus zum Paulus. Auch die Stigmatisierte war eine entschiedene Gegnerin Hitlers“ erklärte Dr. Reinhard Wittmann. Weiter führte der Festredner aus, dass man noch zu wenig über die katholischen Verlage im Dritten Reich wisse, um ein gesichertes Urteil erlauben zu können.
Unzweifelhaft aber gehöre Schnell und Steiner zu den nicht allzuvielen, die ohne jedes Zugeständnis ans Regime, ohne bequemen Opportunismus, einen geraden Weg gegangen seien – nicht vergleichbar freilich jenem von Fritz Gerlich zum Martyrium, der im KZ Dachau ermordet wurde, sondern ihren eigenen, bescheidenen, unspektakulären Seitenweg, der aber stets sein Ziel, seinen Auftrag klar vor Augen gehabt habe: der bedrängten Kirche zur Seite zu stehen, Zeugnis zugeben, den Gläubigen Trost und Stärkung zu vermitteln.
Prof. Dr. Bertram Stubenrauch betonte in einer weiteren Festrede mit dem Titel „Buch und lebendiges Wort – Grundlagen der Kultur“, dass der Verlag Schnell und Steiner die Maxime von Schönheit und Wahrheit stets in das rechte Licht rücke. So spiele neben dem Visuellen die Dimension des Hörens und das gelungene Wort eine gleichberechtigte Rolle. Wort und Buch seien Grundlage unserer Kultur. Einem guten Buch gehe aber stets eine gute Rede zuvor und so bezog sich Dr. Stubenbach auf die fünf Stufen der antiken Rhetorik, die über das Auffinden des Stoffes, die rechte Auswahl des Wortes, das Feilen am Ausdruck, die Suche nach dem Einprägsamen bis zur Art der Präsentation des Wortes gehe. „Lesen heißt auch Lebenszeit aufzuwenden, mit Büchern übt man Einfluss aus und Schnell und Steiner macht einfach schöne Bücher“, schloss der Redner.
Das Gesangsensemble „AllesBäss Tens“, welches sich aus ehemaligen Domspatzen zusammensetzt, umrahmten den Festakt musikalisch.