Minya / Regensburg, 28. April 2024
Kurz vor Anbruch der Osterzeit der orientalischen Christenheit meldet CNA Deutsch, dass in Ägypten der Verfolgungsdruck wächst. Wenige Tage vor dem orthodoxen Osterfest haben Moslems mehrere Häuser christlicher Familien in Minya, einer Provinz im Süden Ägyptens, niedergebrannt.
Nach Angaben von The New Arab haben antichristliche Fanatiker angezündet. Es war ihnen zuvor nicht gelungen, die christlichen Familien zu vertreiben. Die brutale und widerrechtliche Vertreibung war geplant worden, weil die örtliche Gemeinde versucht hatte, eine Kirche im Dorf Al-Fawakher zu bauen, was rechtens gewesen wäre. Im Jahr 2016 hat der ägyptische Gesetzgeber das Kirchenbaugesetz verabschiedet, das den Bau von Kirchen legalisiert.
Die Wohnhäuser in Al-Fawakher wurden Abend des 23. April dessen ungeachtet völlig zerstört. Auf seinem offiziellen X-Account reagierte der koptisch-orthodoxe Bischof Anba Macarius am 24. April, indem er berichtete, dass die ägyptischen Sicherheitskräfte „die Situation unter Kontrolle gebracht und die Anstifter und Täter verhaftet haben“ und dass die Regierung „die Betroffenen entschädigen und die Täter zur Rechenschaft ziehen wird“.
Feierstimmung bei den Brandstiftern
Der Bischof stellte fest, dass in Al-Fawakher also nun Ruhe herrsche, und fügte hinzu: „Möge Gott unser liebes Land, Ägypten, vor allem Unheil bewahren.“ Während der Bischof mit eine Gebet eine Ende der Gewalt beschwor, wurde sozialen Medien, die Moslems zuzuordnen sind, ein Video der brennenden Häuser eifrig geteilt. Es ist mit feierlicher Musik und arabischen Texten, dem Vernehmen nach Koransuren, akustisch untermalt.
Das Christentum in Ägypten hat eine lange Geschichte und ist tief verwurzelt. Fast 10 Prozent der 111 Millionen Einwohner des Landes sind Christen. Die meisten ägyptischen Christen gehören der koptisch-orthodoxen Kirche an, während etwa 2,5 Prozent der koptisch-katholischen Kirche und anderen Teilkirchen angehören. Bischof Macarius führt die koptischen Christen der Provinz Minya an, in der etwa ein Drittel der Christen des Landes lebt. Vor über zehn Jahren entging er nur knapp einem Attentat.
Ägypten unter Beobachtung
Die US-Kommission für internationale Religionsfreiheit (USCIRF) hat zwar festgestellt, dass die Regierung von Präsident Abdel Fattah El-Sisi erstmals einen Christen in das Oberste Verfassungsgericht berufen hat und auch einen extremistischen muslimischen Priestermörder verurteilt hat. Dennoch kritisiert sie das „langsame Tempo der Genehmigungen für den Rückstau von Legalisierungsanträgen”, die den Bau neuer Kirchen ermöglichen würden. Ägypten steht zudem auf der USCIRF-Sonderbeobachtungsliste, weil es schwere Verstöße gegen die Religionsfreiheit toleriert.
Text: CNA Deutsch
(sig)