News Bild 2019 war eines der blutigsten Jahre für Christen

2019 war eines der blutigsten Jahre für Christen

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Das weltweite päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ wurde im zu Ende gehenden Jahr von zahlreichen Meldungen erschüttert, wonach Christen weltweit wegen ihres Glaubens angegriffen und getötet werden. Es bilden sich neue Schwerpunkte der Christenverfolgung heraus. Der Geschäftsführer von „Kirche in Not“ Deutschland, Florian Ripka, zieht anlässlich des Gebetstags für verfolgt und bedrängte Christen am 26. Dezember Bilanz.

 

Benedikt Bögle: Wie sicher war es 2019 für Christen weltweit?

Florian Ripka: Leider war 2019 eines der unsichersten und blutigsten Jahre für Christen. Fast wöchentlich erreichten uns bei „Kirche in Not“ neue Horrormeldungen. Viele Menschen erinnern sich noch an die Anschläge auf Ostergottesdienste in Sri Lanka mit über 250 Toten. Meistens vollzieht sich die Christenverfolgung jedoch „unter Ausschluss der Öffentlichkeit“: Zum Beispiel die islamistische Gewalt auf Christen in Burkina Faso. Dort sind allein in diesem Jahr mehr als 60 Christen ums Leben gekommen.

 

Wo hat sich die Situation für Christen am gravierendsten verschlechtert?

Ein neuer Brennpunkt der Christenverfolgung ist Südostasien. Dort hat der „Islamische Staat“ offenkundig neue Terrorzellen gebildet. Das verheißt nichts Gutes für die Zukunft. Große Sorgen macht uns die Entwicklung in China, wo der Staat die Repressionen gegenüber Religionsgemeinschaften verschärft hat. In Indien gehen Hindu-Nationalisten vermehrt auf Christen los. Angespannt bleibt die Lage auch in zahlreichen Ländern Afrikas, besonders in Nigeria.

Für und in Deutschland sind solche Gefahren oft nicht präsent. Welches Ereignis im Rahmen Ihrer Arbeit hat Sie 2019 am meisten bewegt?

In positiver Hinsicht bewegt hat mich, dass der Freispruch der pakistanischen Christin Asia Bibi höchstrichterlich bestätigt wurde und sie ausreisen konnte. Sie hatte Jahre wegen eines falschen Blasphemievorwurfs in der Todeszelle gesessen. „Kirche in Not“ und viele andere Organisationen hatten sich hartnäckig für ihre Freilassung eingesetzt. Das zeigt, was internationaler Druck in Sachen Religionsfreiheit erreichen kann!

 

Und in negativer Hinsicht?

Das war neben den Berichten von den Anschlägen auf Sri Lanka die Meldung von dem erst 34-jährigen Priester Simeon Yampa in Burkina Faso. Er wurde am 12. Mai von Islamisten erschossen, als er gerade die heilige Messe feierte. Mit ihm starben fünf Gottesdienstbesucher.

 

Inwieweit kann „Kirche in Not“ bei derart komplexen politischen und gesellschaftlichen Situationen überhaupt helfen?

Wir haben Kontakte und Augenzeugenberichte von Partnern in rund 140 Ländern der Welt. Ihnen wollen wir Gehör verschaffen. Das tun wir zum Beispiel mit unseren regelmäßigen Berichten zu Christenverfolgung und Religionsfreiheit, durch den Dialog mit Politikern und Entscheidungsträgern. Das allerwichtigste ist die konkrete Hilfe vor Ort, aber auch das Gebet.

Können Sie ein Beispiel nennen, wo das Engagement von „Kirche in Not“ die Situation von Christen nachhaltig verbessert hat?

Wir unterstützen jedes Jahr rund 5000 Projekte. Jedes davon bringt eine konkrete Verbesserung, weil es den Christen hilft, standzuhalten. Eines der größten Projekte in jüngster Zeit war der Wiederaufbau der zerstörten Dörfer in der irakischen Ninive-Ebene. Sie waren seit Jahrhunderten hauptsächlich von Christen bewohnt und vom IS niedergewalzt worden. Jetzt sind viele Gebäude wieder in Stand gesetzt, rund die Hälfte der vertriebenen Christen konnten heimkehren. Das sendet trotz aller Probleme ein wichtiges Signal: Die Christen sind gekommen, um zu bleiben.

 

Auf welche Herausforderungen müssen sich Christen weltweit im neuen Jahr einstellen?

Religiöser Fundamentalismus, Nationalismus und autoritäre Regime sind und bleiben die Hauptursachen für das Leid vieler Christen. Aber auch die Christen in vergleichsweise sicheren Regionen müssen sich eine wichtige Frage stellen. Mit ihr ist der jüngste Report zum Thema Christenverfolgung von „Kirche in Not“ überschrieben: „Verfolgt und vergessen?“ Ja, leider ist das viel zu oft immer noch der Fall. Der Gedenktag für verfolgte und bedrängte Christen am 26. Dezember ist ein Anlass, diese Frage einmal für sich selbst zu beantworten.



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