Das beste Bild des verlorenen Schafs im Evangelium ist Judas. Denn er war ein Mann, der stets etwas Bitterkeit im Herzen trug, an den anderen immer etwas zu kritisieren hatte und immer distanziert war: ein Mann, der nicht wusste, wie schön die Uneigennützigkeit gegenüber den anderen ist. Und weil dieses Schaf nicht zufrieden war – Judas war ein unzufriedener Mann! -, floh es. Judas floh, weil er ein Dieb war. Andere sind wollüstig, wieder andere sind… Aber alle fliehen, weil sie jenes Dunkel in ihrem Herzen tragen, das sie von der Herde entfernt. Das ist das Doppelleben, das viele Christen leben, auch – es schmerzt dies zu sagen – Priester und Bischöfe… Im Übrigen war auch Judas Bischof, er war einer der ersten Bischöfe. Ein verlorenes Schaf. Der Arme! […] Wir müssen die verlorenen Schafe verstehen. Auch wir haben immer ein klein wenig oder auch nicht so wenig von den verlorenen Schafen. – Papst Franziskus, Frühmesse in Santa Marta, 6. Dezember 2016
Evangelium vom Tag
Johannes 13, 21 – 33, 36 – 38
In jener Zeit, als Jesus mit seinen Jüngern bei Tisch war, wurde er im Geiste erschüttert und bezeugte: Amen, amen, ich sage euch: Einer von euch wird mich ausliefern. Die Jünger blickten sich ratlos an, weil sie nicht wussten, wen er meinte. Einer von den Jüngern lag an der Seite Jesu; es war der, den Jesus liebte. Simon Petrus nickte ihm zu, er solle fragen, von wem Jesus spreche. Da lehnte sich dieser zurück an die Brust Jesu und fragte ihn: Herr, wer ist es? Jesus antwortete: Der ist es, dem ich den Bissen Brot, den ich eintauche, geben werde. Dann tauchte er das Brot ein, nahm es und gab es Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Als Judas den Bissen Brot genommen hatte, fuhr der Satan in ihn. Jesus sagte zu ihm: Was du tun willst, das tue bald! Aber keiner der Anwesenden verstand, warum er ihm das sagte. Weil Judas die Kasse hatte, meinten einige, Jesus wolle ihm sagen: Kaufe, was wir zum Fest brauchen! oder Jesus trage ihm auf, den Armen etwas zu geben. Als Judas den Bissen Brot genommen hatte, ging er sofort hinaus. Es war aber Nacht. Als Judas hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht und Gott ist in ihm verherrlicht. Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen und er wird ihn bald verherrlichen. Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch. Ihr werdet mich suchen, und was ich den Juden gesagt habe, sage ich jetzt auch euch: Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht gelangen. Simon Petrus fragte ihn: Herr, wohin gehst du? Jesus antwortete ihm: Wohin ich gehe, dorthin kannst du mir jetzt nicht folgen. Du wirst mir aber später folgen. Petrus sagte zu ihm: Herr, warum kann ich dir jetzt nicht folgen? Mein Leben will ich für dich hingeben. Jesus entgegnete: Du willst für mich dein Leben hingeben? Amen, amen, ich sage dir: Noch ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.
Text: Vatican News
(sig)