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Zum Synodalen Weg der Bistümer Deutschlands

Fragen nach der geschlechtlichen Identität

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Regensburg, 7. Juni 2023

Beim „Synodalen Weg“ wurden grundlegende Fragen nach dem Sinn menschlicher Sexualität gestellt. Dabei wurden auch Fragen nach der Bewertung homosexueller Beziehungen und Fragen der sexuellen Identität (z. B. Motive für gewünschte Geschlechtsumwandlungen) aufgegriffen.

Ein moderner Machbarkeitswahn?

Niemand wird leugnen, dass es einen modernen „Machbarkeitswahn“ (vgl. Christoph Türcke, Natur und Gender. Kritik eines Machbarkeitswahns, München 2021) gibt. Wir wollen die Welt vielfach nicht wahrnehmen, wie sie ist, sondern sie konstruieren. Viele wollen nicht mehr Naturwesen, die wir ja alle sind, sein, sondern „bloß noch als Erschaffer unserer selbst“ (Chr. Türcke) auftreten. Dabei hört man oft den Satz „Ich fühle mich, als sei ich im falschen Körper“. Wenn einem die Zuweisung der Wohnung bei der Geburt nicht gefällt, muss man die Wohnung umbauen. In den USA halten sich bereits über 150.000 Dreizehn- bis Siebzehnjährige für „transgender“ – ein sprunghafter Anstieg von Geschlechtsumwandlungswilligen. Außer Acht gelassen wird bei den Debatten über Geschlechtsumwandlungen, dass mit solchen massiven medizinischen Eingriffen massenweise Menschen unglücklich gemacht werden können.

Zweigeschlechtlichkeit: Unglück oder Glück?

Ist die Zweigeschlechtlichkeit ein Unglück oder ein Glück? Die Philosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz weist darauf hin, dass sich zunehmend Utopien des totalen Selbstentwurfs durchsetzen. Platon hat einen Kugelmenschen, der sich selbst genügt, entworfen. Als die Kugel zur Strafe von Zeus getrennt wurde, zerfiel sie in die Geschlechter. Doch genau dies wird im Buch Genesis als Glück gezeichnet. Was die Genesis erzählt, ist sinnstiftend. Die gendertheoretisch ausgesparte Frage nach dem schöpferisch-göttlichen Sinn von Mann und Frau beantwortet sich so: Mann und Frau sind zu ihrem eigenen Glück verschieden – leibhaft, seelisch, geistig. So kommt in der Liebe das andere Geschlecht entscheidend ins Spiel. Das Hinausgehen aus sich ist unvergleichlich fordernder, wenn es nicht nur auf ein anderes Ich, sondern auf einen anderen Leib trifft – auf Andersheit, manifest bis ins Leibliche, Psychische, Geistige hinein. Wer diesem zutiefst Anderen ausweicht, weicht dem eigenen Leben aus, auch der eigenen Kraft zum elterlichen Dasein.

Mensch als Ebenbild Gottes – in geschlechtlicher Differenz

Der Mensch ist – so der Jesuit Markus Schmidt (Ehe und familiale Beziehungen, in: Zeitschrift für Kath. Theologie 2014, 286-301) – in seiner geschlechtlichen Differenz Ebenbild Gottes. „Ginge es tatsächlich nur um die verlässliche fürsorgende Beziehung zwischen Menschen, bräuchte es die geschlechtliche Differenz im Menschsein nicht“ (S. 294). Ebenbild-Gottes-Sein und Mann- und Frausein gehören zusammen. Aufschlussreich ist, dass das Buch Genesis nur beim Menschen die geschlechtliche Differenzierung erwähnt. „Das darf als Hinweis gewertet werden, dass es sich bei der menschlichen Sexualität um etwas Besonderes handelt“ (ebd.). Auch der evangelische Alttestamentler Claus Westermann macht deutlich, dass es ein Wesen des Menschen „unter Verleugnung seiner Zweigeschlechtlichkeit nicht geben“ (in seinem Buch: Genesis 1-11, S. 221) kann. Der Mensch ist gerade in seiner zweigeschlechtlichen Wirklichkeit als Mann und Frau Ebenbild Gottes – in seinem Unterschied und gleichzeitigem Miteinander. „Der Leib des Menschen drückt die bipolare Unterschiedenheit im Geschlecht aus und ermöglicht zugleich die Verschmelzung zu einer Einheit, wie sie ausschließlich Mann und Frau eigen und möglich ist“ (Schmidt, S. 300). Insofern kann nach biblischem Verständnis nur die Verbindung von Mann und Frau als „Ehe“ bezeichnet werden. Die gleiche Würde von Mann und Frau bedeutet „nicht eine abstrakte Gleichheit, sondern Ebenbürtigkeit in Gegenseitigkeit und Komplementarität“ (Walter Kardinal Kasper).

Einheit von Mann und Frau: besondere Teilhabe am Schöpfungswerk Gottes

Die Bibel spricht im Zusammenhang mit der Erschaffung des Mannes und der Frau auch von der „Einsetzung der Ehe durch Gott als unerlässlicher Voraussetzung für die Weitergabe des Lebens an die neuen Generationen, zu der Ehe und eheliche Liebe bestimmt sind“ (Papst Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben „Mulieris dignitatem“, Nr. 6). Die Lehre der Kirche über die Ehe und die Komplementarität der Geschlechter legt – so die Kongregation für die Glaubenslehre (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 162) – „eine Wahrheit vor, die der rechten Vernunft einsichtig ist und von allen großen Kulturen der Welt anerkannt wird“ (Nr. 2). Die Ehe, die keine beliebige Gemeinschaft menschlicher Personen ist, „wurde vom Schöpfer mit eigenen Wesenseigenschaften und Zielen begründet. Keine Ideologie kann dem menschlichen Geist die Gewissheit nehmen, dass es eine Ehe nur zwischen zwei Personen verschiedenen Geschlechts gibt, die durch die gegenseitige personale Hingabe, die ihnen eigen und ausschließlich ist, nach Gemeinschaft streben. Auf diese Weise vervollkommnen sie sich gegenseitig und wirken mit Gott an der Zeugung und an der Erziehung neuen Lebens mit“ (ebd.). Gott wollte der Einheit von Mann und Frau eine besondere Teilhabe an seinem Schöpfungswerk geben. Nach dem Plan des Schöpfers gehören die Komplementarität der Geschlechter und die Fruchtbarkeit zum Wesen der Ehe. Der Staat hat die Pflicht, die Ehe – eine für das Gemeinwohl „so wesentliche Einrichtung“ – zu fördern und zu schützen.

Text: Domkapitular Prof. Dr. Josef Kreiml, Ansprechpartner für den Synodalen Weg im Bistum Regensburg

Bild: Presse- und Medienabteilung



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