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Zum synodalen Prozess der Weltkirche

Die Erneuerung der Kirche durch eine synodale Spiritualität

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Regensburg, 10. Oktober 2023

Vom 4. bis 29. Oktober 2023 findet in Rom die erste Sitzung der von Papst Franziskus einberufenen Bischofssynode zum Thema „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft – Teilhabe – Sendung“ statt. Die zweite, abschließende Sitzung soll im Oktober 2024 abgehalten werden.

Die grundlegenden Merkmale einer synodalen Kirche

Die in Rom tagende Synodalversammlung, in die auch Ordensangehörige, Priester und Laien als Mitglieder berufen wurden, verfolgt das Ziel, die grundlegenden Merkmale einer synodalen Kirche herauszuarbeiten – ausgehend von der Erfahrung des gemeinsamen Weges, den das Volk Gottes in den vergangenen zwei Jahren gegangen ist und der sich aus den Dokumenten ergibt, die in dieser ersten Phase entstanden sind. Auf dem gesamten Weg wird sich die Synodalversammlung nach der „Methode des Gesprächs im Geist“ (vgl. das 71-seitige „Instrumentum laboris“ [= IL], das als Praxishilfe für die Durchführung der Versammlung konzipiert wurde, Nr. 32-42) verfahren. Um die Vorbereitung der Synodalversammlung zu strukturieren, wurden 15 Arbeitsblätter erstellt, die sich auf verschiedene Aspekte des kirchlichen Lebens beziehen. Diese Arbeitsblätter können auch „für Treffen im synodalen Stil auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens, bei denen bestimmte Themen vertieft werden sollen, verwendet werden“ (IL, S. 25). Nach der zweiten Sitzung der Synodalversammlung im Oktober 2024 werden die Ergebnisse dem Papst unterbreitet, der dann ein Nachsynodales Apostolisches Schreiben verfassen wird.

Zu einer gemeinsamen Mission gerufen

Aus dem Hinhören auf das Volk Gottes – in der ersten Phase des Synodalen Prozesses 2021-2023 – entstand eine Synodalität, die durch die Bereitschaft motiviert ist, in einen dynamischen Prozess des konstruktiven, respektvollen und vom Gebet getragenen Dialogs einzutreten. Auf allen Kontinenten wurde die Einsicht zur Sprache gebracht, dass eine synodale Kirche auf der Anerkennung der gemeinsamen, in der Taufe begründeten Würde aufbaut, die die Getauften und Gefirmten zu Mitgliedern der Familie Gottes macht, die von dem einen Geist Gottes erfüllt und zu einer gemeinsamen Mission ausgesandt sind. Die synodale Kirche hat im Prozess des Zuhörens die Einsicht gewonnen, dass sie um Vergebung bitten und vieles lernen muss. In einigen während der ersten Etappe erstellten Dokumenten wird darauf hingewiesen, dass der synodale Weg ein Weg der Buße sein wird. Wir haben die konstitutive synodale Dimension der kirchlichen Gemeinschaft nicht immer gelebt. Das Gesicht der Kirche ist von Vertrauens- und Glaubwürdigkeitskrisen gezeichnet. Verschiedene Krisen haben die Kirche zu einer Gewissensprüfung gedrängt, damit sie auf einem Weg der Umkehr, der Wege der Versöhnung, Heilung und Gerechtigkeit eröffnet, „unter der Wirksamkeit des Heiligen Geistes nicht aufhöre, sich selbst zu erneuern“ (Lumen Gentium, Nr. 9).

Gemeinschaft, Sendung und Teilhabe

Zu den Ergebnissen der ersten Etappe und insbesondere der Kontinentalversammlungen zählt die Festlegung der drei Prioritäten, die im Oktober 2023 der Synodalversammlung vorgelegt werden. Diese drei Prioritäten (Gemeinschaft – Sendung – Teilhabe) müssen sowohl aus theologischer und kirchenrechtlicher Sicht als auch aus pastoraler und spiritueller Sicht beleuchtet werden: Die Gemeinschaft ist die Voraussetzung für die Glaubwürdigkeit der Verkündigung. Gleichzeitig wuchs die Erkenntnis, dass die Ausrichtung auf die Sendungdas einzige im Evangelium begründete Kriterium für die interne Organisationsform der christlichen Gemeinschaft ist. Erst im Verhältnis zu Gemeinschaft und Sendung kann die Teilhabe verstanden werden. Deshalb muss das Thema „Teilhabe“ nach den beiden anderen Aspekten behandelt werden. Die Teilhabe verleiht den Themen „Gemeinschaft und Sendung“ einen konkreten Ausdruck. Andererseits erhält die Teilhabe durch ihren Bezug auf Gemeinschaft und Sendung eine Dynamik, die sie davor bewahrt, zu hektischen Forderungen nach individuellen Ansprüchen zu werden und so unweigerlich zu spalten, anstatt zu einen.

Die Vielfalt der Charismen zur Geltung bringen

Wie können wir als kirchliche Gemeinschaft noch stärker zu einem Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott und für die Einheit der ganzen Menschheit (vgl. Lumen Gentium, Nr. 1) werden? Die Synodalversammlung kann nicht als repräsentativ und gesetzgebend im Sinne eines parlamentarischen Gremiums mit seiner mehrheitsbildenden Dynamik verstanden werden. Vielmehr sind wir aufgerufen, die Synode im Sinne der liturgischen Versammlung zu verstehen. Wie können wir Fähigkeiten und Aufgaben im Dienst des Evangeliums besser miteinander teilen? „Sendung ist nicht die Vermarktung eines religiösen Produkts, sondern die Gestaltung einer Gemeinschaft, in deren Beziehungen die Liebe Gottes durchscheint und das Leben selbst Verkündigung wird“ (IL, S. 21). Die zweite Priorität einer missionarisch-synodalen Kirche betrifft die Art, wie es ihr gelingt, die Vielfalt der Charismen zur Geltung zu bringen und die Beziehung zwischen hierarchischen und charismatischen Gaben zu integrieren. Die Perspektive der Sendung rückt die Charismen und Ämter in den Horizont des Gemeinsamen und entfaltet so ihre Fruchtbarkeit. Die AspekteGemeinschaft und Sendung laufen Gefahr, abstrakt zu bleiben, wenn sie nicht in einer kirchlichen Praxis verankert sind, die stets die Konkretheit der Synodalität zum Ausdruck bringt.

Kirchliche Autorität in einer synodalen Kirche

Die dritte Priorität, die aus der kontinentalen Etappe des Nachdenkens hervorging, ist die Frage nach der kirchlichen Autorität und ihrem Sinn. In welchem Stil soll Autorität innerhalb einer synodalen Kirche ausgeübt werden? Es stellt sich die Frage, wie kirchliche Autorität den Kriterien des Dienstes am besten entsprechen kann. In allen Dokumenten der ersten Phase des synodalen Prozesses der Weltkirche ist das Thema „Ausbildung“ präsent. „Nötig sind eine synodale Kultur und Spiritualität, beseelt von dem Wunsch nach Umkehr und abgestützt durch eine angemessene Ausbildung, wie … die Synthesen der Ortskirchen unermüdlich betont haben“ (IL, S. 23). Ausbildung ist als Mittel unerlässlich, um synodales Verhalten zu einem pastoralen Modell für das Leben der Kirche zu machen. „Die Ausbildung in synodaler Spiritualität steht im Mittelpunkt der Erneuerung der Kirche“ (IL, S. 23).

Text: Domkapitular Prof. Dr. Josef Kreiml, Bischöflicher Beauftragter für den Synodalen Weg im Bistum Regensburg, Bild: Bayerisches Pilgerbüro

 



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