News Bild Ungewöhnlicher Reliquienbesuch im Kloster Weltenburg: Das Herz des Seligen Carlo Acutis
Ungewöhnlicher Reliquienbesuch im Kloster Weltenburg: Das Herz des Seligen Carlo Acutis

Ein Heiliger in Jeans und Turnschuhen

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Weltenburg, 25. Juli 2024

Die Herzreliquie des vor vier Jahren seliggesprochenen Teenagers Carlo Acutis ist vergangenen Montag nach Weltenburg gekommen. Mehr als 300 Menschen nahmen an der Prozession teil, bei der Bischof Dr. Rudolf Voderholzer die Monstranz von der Dorfkirche in die Abteikirche brachte. Nach dem Rosenkranzgebet und einer lateinischen Vesper traten die Gläubigen in der anschließenden Gebetsstunde an die Reliquien-Monstranz, um diese zu verehren. Nach Weltenburg sind weitere Stationen in Deutschland, den Niederlanden und in Belgien das Ziel.

Wer war Carlo Acutis?

Carlo wurde am 3. Mai 1991 in London geboren. Seine Eltern sind Italiener und hielten sich beruflich in London auf. Die Familie zog bald nach Mailand, wo er aufgewachsen ist. Viele Wochen und Monate verbrachte Carlo in Assisi, dort hatte die Familie ein Haus. Am 12. Oktober 2006 starb er nach kurzer Krankheit mit nur 15 Jahren an einer aggressiven Form von Leukämie. Obwohl die Familie nicht gläubig war, zog es Carlo schon von klein auf in die Kirche. Er hatte ein polnisches Kindermädchen, das, obwohl noch sehr jung, tief religiös war. Sie vermittelte Carlo die Grundzüge des Glaubens und lehrte ihn die ersten Gebete. Mit sieben Jahren empfing er die Erstkommunion und versäumte seither an keinem einzigen Tag die Heilige Messe. Täglich betete er den Rosenkranz, einmal die Woche ging er zur Beichte. Er kümmerte sich um Obdachlose und Bedürftige und war in seiner Pfarrei als Katechet tätig. Mit 14 Jahren stellte er die Ausstellung über die eucharistischen Wunder fertig, die später auf allen fünf Kontinenten gezeigt wurde. Zu sehen ist sie im Internet auf der von Carlo eigenhändig programmierten Seite http://www.miracolieucaristici.org/de/Liste/list.html, erzählt Pater Michael Gebhardt OSB vom Kloster Weltenburg. Er hatte sich dafür eingesetzt, dass die Reliquie auch im Bistum Regensburg Station macht.

 

2013, bereits 7 Jahre nach seinem Tod, erteilte Rom das Nihil obstat für die Einleitung des Seligsprechungsverfahrens. Am 10. Oktober 2020 wurde Carlo dann in Assisi seliggesprochen. Anfang Juli 2024 gab der Vatikan nun bekannt: Carlo wird heiliggesprochen. Mit ihm wird zum ersten Mal ein sogenannter „Millennial“ ins Buch der Heiligen eingeschrieben – damit ist die Generation gemeint, die um die letzte Jahrtausendwende geboren worden ist. Er ist der erste katholische Selige in Kapuzenpulli, Jeans und Turnschuhen, der zu Lebzeiten ein Facebook-Profil und eine E-Mail Adresse hatte. Der junge Italiener wird wegen seiner Affinität zum Internet auch als „Influencer Gottes“ und „Cyberapostel“ bezeichnet.

Verehrung begann am Tag seiner Beerdigung

„Am Tag der Bestattung sind unglaublich viele Menschen gekommen. Carlos Grabstätte - noch bevor sie in das jetzige Santuario della Spogliazione verlegt wurde - war ein Ort des Gebetes, ein Pilgerziel geworden. Ständig kamen Menschen, um zu beten, eine Blume da zu lassen“, berichtet der italienische Franziskaner Pater Marco Gaballo. Er hat das Reliquiar aus dem Dom S. Rufino in Assisi zuerst nach München und nun nach Weltenburg gebracht. Er ist Rektor des Santuario della Spogliazione in Assisi, wo Carlo in Jeans und Turnschuhen in einem Glasschrein aufgebahrt ist. Und seither reißt die Verehrung von Acutis nicht ab. Auch in Weltenburg bringen an diesem Tag zahlreiche Gläubige ihre Anliegen vor Carlo, darunter auch Eltern mit Kleinkindern und Jugendliche. „Wenn man sieht, dass die ganze Welt sein Grab als Ort des Gebets auswählt und die Menschen aus den Staaten und aus Asien und Afrika kommen, muss die Kirche sehen, dass dieser junge Mann zu uns spricht und dass er etwas zu sagen hat, dass uns offensichtlich anzieht, das vor allem junge Menschen anzieht. Wir haben in Assisi einen Wallfahrtsort für Carlo Acutis, wo man tatsächlich wenig Menschen über 40 Jahre antrifft. Das ist ein Phänomen, Carlo zieht vor allem Kinder und Jugendliche an“, so Pater Marco Gaballo.

 

 

Heiligkeit, die für jeden lebbar ist

Dass Carlo in Assisi begraben ist, ist kein Zufall, sondern war sein Wunsch zu Lebzeiten, war doch der Heilige Franziskus sein Vorbild. Carlo sei ein ganz normaler Junge gewesen, ein Teenager, der all die Dinge tat, die Jugendliche in dem Alter gerne tun. Etwas ganz Besonderes sei aber seine Liebe zur Heiligen Eucharistie und sein Gebetsleben gewesen. Täglich habe er den Rosenkranz gebetet in einzelnen Abschnitten über den Tag verteilt, etwa auf den Schulweg, berichtet der Franziskanerpater aus Assisi. „Er macht deutlich: Die Spiritualität des Heiligen Franziskus ist universell, jeder, der möchte, kann aus ihr schöpfen.“ Und weiter: „Aber während der Heilige Franziskus ein Leben führte, das an Größe und Radikalität nicht hätte übertroffen werden können und das kein Mensch in der Lage gewesen wäre, es nachzuahmen, und dem nicht einmal seine Ordensbrüder nachfolgen konnten, verkörpert Carlo beinahe das Gegenteil: Carlo war ein ganz normaler Junge, mit einem normalen Leben, eines, das für jeden von uns lebbar ist. Genau deshalb hat er eine solche Anziehungskraft auf uns. Mit Carlo überbringt uns der Herr die Botschaft: Ich will nicht, wie wir Menschen oft glauben, dass man alle schönen Dinge hinter sich lässt, dass man sich auf einen Berg zurückzieht um wer weiß welche Buße zu tun. Die Schönheit und den Willen Gottes finden wir im täglichen Leben und in allen Dingen. Das ist die Art von Heiligkeit, die ich von euch will! Carlo hat das mit einem sehr sympathischen Satz gesagt. Zu seinem spirituellen Begleiter sagte er: ‚Vater, beten Sie für mich, ich möchte heilig werden, aber nicht wie der Heilige Franziskus der zu viel Verzicht geleistet hat, sondern auf eine leichtere Art.‘ “, erklärt Pater Marco Gaballo.

 

Tage, die einem geschenkt sind, sinnvoll für das Evangelium einsetzen

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer führte die Prozession von der Weltenburger Dorfkirche hinein in die Klosterkirche an. Dort segnete er die Reliquienmonstranz. In seiner Ansprache machte er deutlich: „Carlo Acutis gehört zu den Seligen, die man gern persönlich kennengelernt hätte. Diese Seligen und Heiligen sind ein Geschenk des Himmels für die Kirche im 21. Jahrhundert. Denn diese Heiligen führen uns nicht weg vom lebendigen Gott, sondern im Gegenteil zu ihm hin. Die Heiligen wollen uns helfen, Jesus Christus als den Herrn unseres Lebens anzuerkennen. Deswegen dürfen wir sie in der katholischen Kirche verehren, deswegen verehren wir heute Carlo Acutis. Von ihm können wir lernen: es kommt nicht darauf an, lange, sondern ewig zu leben. Es kommt nicht darauf an, viel für sich zu erleben, sondern die Tage, die einem geschenkt sind, sinnvoll für das Evangelium einzusetzen. Der selige Carlo Acutis, der sich für die Obdachlosen eingesetzt hat, ist uns in vieler Hinsicht darum ein Vorbild", so der Diözesanbischof.

Text: Silke Schötz / jas, Fotos: Bea Wiendl



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