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Welttag der Suizidprävention am 10. September

Weil es das Leben wert ist

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Regensburg, 08.09.2022

In Deutschland nehmen sich jährlich rund 10.000 Menschen das Leben. Die Beratungsstelle Horizont in Regensburg hilft seit 35 Jahren Menschen, die Suizidgedanken haben. Der Welttag der Suizidprävention am 10. September will auf dieses Tabu aufmerksam machen.

0941 58181 – das ist die Nummer, die Leben rettet. Wer sie wählt, landet bei der Beratungsstelle Horizont in Regensburg. Menschen, die von dem Gedanken getrieben sind, sich das Leben zu nehmen, bekommen dort seit 35 Jahren professionelle Hilfe. Über 500 Personen wenden sich durchschnittlich im Jahr an die Beratungsstelle Horizont.

Alle 53 Minuten nimmt sich in Deutschland ein Mensch das Leben. Alle vier Minuten versucht es jemand. Laut des Statistischen Bundesamtes sterben jährlich etwa 10.000 Menschen durch Suizid. Das sind deutlich mehr Todesopfer als durch Verkehrsunfälle, illegale Drogen, Mord und Totschlag zusammen. Trotzdem ist Suizid in der Öffentlichkeit ein Tabuthema. Darauf will der Welttag der Suizidprävention am Samstag, den 10. September, aufmerksam machen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Initiative der Internationalen Gesellschaft für Suizidverhütung (IASP) haben ihn erstmals im Jahr 2003 ausgerufen. Das Motto in diesem Jahr: „Aktiv werden und Hoffnung schaffen.“

„Der Welttag der Suizidprävention macht aus einem Tabu ein Thema“, sagt die Psychologin Anne Komorek-Magin. Sie ist eine von vier Psychologen, die für die Beratungsstelle Horizont von Caritas und Diakonie in Regensburg arbeiten. Seit mehr als 15 Jahren begleitet sie Menschen, die Suizidgedanken haben, telefonisch und im direkten Gespräch. Komorek-Magin und ihre Kollegen Elfriede Heller, Georg Sammüller und die Leiterin Antje Lange sind sich einig: Das Thema braucht mehr Aufmerksamkeit. „Es ist wichtig zu zeigen, dass es Lösungsstrategien gibt“, sagt Heller.

Wie spricht man mit jemandem, der sich das Leben nehmen möchte? „Zuerst hören wir zu“, sagt Komorek-Magin. „Dann stellen wir erste Fragen.“ Es sei wichtig, dass die Psychologen der Beratungsstelle ein Gespür für die Anrufer entwickeln. Woher rührt die Verzweiflung? Was sind die größten Ängste, die dringendsten Sorgen? So kann es gelingen, Probleme zu sortieren und eine Brücke zum Gegenüber zu bauen. Erst wenn diese Verbindung da ist, erspüren die Experten den richtigen Moment, um das Gespräch zu beenden und einen Folgetermin zu vereinbaren, telefonisch oder am besten gleich persönlich.

Nicht nur Suizidgefährdete, auch Familienangehörige, Freunde oder Kollegen von Menschen, die sich das Leben genommen haben oder es offenbar vorhaben, wenden sich an die Beratungsstelle Horizont. Wenn sich ein Bekannter auffällig lebensmüde zeigt, gibt es den Psychologen zufolge nur eine Regel: Das Thema ansprechen. Oft befürchten Angehörige, die Suizidgedanken dadurch zu verstärken. „Aber unsere Erfahrung zeigt: Viele sind erleichtert, wenn sie ihre Gedanken benennen dürfen“, sagt Sammüller. Gründe, die Menschen in die Verzweiflung treiben, kennen die Psychologen viele: Stress im Job, Furcht vor Arbeitslosigkeit und sozialem Abstieg, Geldsorgen, Probleme in der Ehe oder der Partnerschaft, neuerdings immer öfter auch Mobbing im Internet.

Wer Menschen mit Suizidgedanken begleitet, steckt viel Zeit und Kraft in seine Aufgabe. Doch es lohnt sich. Weil es das Leben wert ist. Kürzlich klingelte es wieder bei Horizont - nicht am Telefon, sondern an der Bürotür in der Hemauer Straße 8. Der Besucher kam, um sich zu bedanken: Er habe in einer seiner schwärzesten Lebensphase Horizont angerufen - das habe ihm das Leben gerettet.

Team Horizont

Das Team der Beratungsstelle Horizont (v.li.): Olivia Mantwill, Verwaltungsfachkraft, und das Psychologenteam mit Elfriede Heller, Anne Komorek-Magin und Georg Sammüller.

Caritasverbände drängen auf Ausbau der Suizidprävention

Einrichtungen und Dienste der Caritas bieten bundesweit vielfältige suizidpräventive Maßnahmen an – von der persönlichen Begleitung vor Ort bis zur anonymen und kostenfreien Online-Beratung. Die Caritasverbände und andere Akteure drängen auf einen weiteren Ausbau der Angebote und damit verbunden auf eine gesetzliche Verankerung der Suizidprävention im Rahmen eines Suizidpräventionsgesetzes.

Titelbild: "Es ist wichtig zu sehen, dass es Lösungsstrategien gibt." Die Psychologin Elfriede Heller von der Beratungsstelle Horizont.
Text und Fotos: Schophoff/Caritas Regensburg

Weitere Infos

Beratungsstelle Horizont – Hilfe bei Suizidgefahr
Beratungstelefon 09 41/5 81 81
Hemauer Straße 8
93047 Regensburg
Beratungsstelle Horizont



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