News Bild „Tassilo, Korbinian und der Bär – Bayern im frühen Mittelalter“

„Tassilo, Korbinian und der Bär – Bayern im frühen Mittelalter“

Der Kamm des heiligen Bonifatius

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Freising / Regensburg, 26. Oktober 2024

Nur noch bis 3. November ist die Bayerische Landesausstellung in Freising geöffnet. Dort, quasi vor den Toren des Bistums Regensburg, entführen Herzog Tassilo, der heilige Korbinian und sein Bär die Besucher in ein ganz anderes Bayern – in die frühe Alpengrafschaft vor 1.300 Jahren. Wir erzählen, wie die Menschen lebten, woran sie glaubten und wie es Herzog Tassilo III. schon damals fast gelang, ein mächtiges Königreich zu errichten.

Ein besonderes Highlight der Landesausstellung sollten Sie sich nicht entgehen lassen: ein Kamm, der das prachtvolle Scheibenreliquiar aus dem Dommuseum Fritzlar bekrönt, wird dem heiligen Bonifatius zugeschrieben. In der Tat könnte sich der „Apostel der Deutschen“ damit gekämmt haben, denn das Stück stammt aus dem 8. Jahrhundert. Warum aber brauchte ein Heiliger einen Kamm? Vor „heiligen Handlungen“ ordete der Priester seine Haare, strich sie streng nach hinten, um sich in einem symbolischen Akt böse Gedanken aus der Stirn zu wischen.

Auf vier Klauenfüßen steht das Fritzlarer Scheibenreliquiar, ein Werk rheinischer Meister des 12. Jahrhunderts, unser Bild zeigt einen Ausschnitt mit den zentralen Figuralpartien. In einem vergoldeten Bogenfeld mit farbig emailliertem Rand erscheint Christus. Unter ihm stehen, kostbar in Bein geschnitzt, die zwölf Apostel, anscheinend in Gespräche vertieft. Eine lateinische Inschrift verweist darauf, dass alles menschliche Tun dem Willen Gottes unterworfen ist. Sie lautet übersetzt: „Der Lauf des Läufers und der Wunsch des Wollenden – beide sind wirkungslos. Denn sie sind nicht Sache dessen, der glaubt, sondern alles liegt in den Händen des erbarmenden Gottes.“

Bonifatius und Bayern

Der heilige Bonifatius war besonders mobil. Von England nach Rom, von Franken nach Friesland war der Missionar unterwegs. Und auch in Bayern hat er nachhaltig gewirkt. Im Jahr 739 vollendete er zusammen mit Herzog Odilo die bayerische Bistumsorganisation – eine Struktur, die über 1000 Jahre gültig blieb. Ob sich Bonifatius vor der epochalen Tat mit dem Kamm die Haare ordnete?

Nochmals konkret gefragt: Hat sich wirklich der heilige Bonifatius mit jenem Kamm, der das prächtige Scheibenreliquiar bekrönt, die Haare aus der Stirn gestrichen? Tatsächlich handelt es sich um das Griffblatt eines Kamms, der in die Zeit des sogenannten Apostels der Deutschen, in das 8. Jahrhundert also, sehr passen könnte. Kämme hatten im frühen Mittelalter eine liturgisch-symbolische Funktion: Bei der Vorbereitung auf den Gottesdienst glättete und reinigte sich der Priester die Haare – Zeichen dafür, dass alle schlimmen Gedanken nun fern sein sollten.

Das nach seiner Form so benannte Scheibenreliquiar ist mit Schnitz-, Emaille- und Einlegearbeiten prachtvoll gestaltet. Über einem beinernen Apostelzug – die Jünger Jesu sind in Gruppen angeordnet und scheinen ins Gespräch vertieft – erhebt sich der segnende Christus über einer Wolke. Zur Rechten und zur Linken flankieren ihn zwei Engel mit weitausgebreiteten Flügeln. Auch dieses anspruchsvolle Bildprogramm passt zum Missionar Bonifatius, der das Wort Gottes verkündete und wie die Apostel den Märtyrertod erlitt.

Text: Andrea Rüth

(sig)

Weitere Infos

Tassilo, Korbinian und der Bär – Bayern im frühen Mittelalter

Bayerische Landesausstellung 2024 zum Diözesanjubiläum

Freising, Diözesanmuseum und Dom

Bis 3. November 2024 täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr, Erwachsene: 12 Euro, ermäßigt: 10 Euro, Eintritt frei für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, Schüler im Klassenverband und Studierende bis 30 Jahre sowie Mitglieder des Freundeskreises Haus der Bayerischen Geschichte



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