Regensburg, 25. Oktober 2024
Nach fast 30 Jahren im Fachbereich Liturgie und davon 20 Jahren als Domzeremoniar, übernahm Peter Nickl am 1. Juli 2024 die neu geschaffene Stelle als Referent für Pastorale Entwicklung im Bistum Regensburg. Er ist dort Ansprechpartner, Kommunikator, Moderator, Ideen- und Impulsgeber für diesen wichtigen Prozess innerhalb des Bistums und das Bindeglied zwischen den (Pfarreien-)Gemeinschaften und dem Bischöflichen Ordinariat. Nach ein paar Monaten der Eingewöhnung beantwortet Peter Nickl im Interview einige Fragen zu seiner neuen Aufgabe:
Was ist genau unter pastoraler Entwicklung zu verstehen und wann soll diese „umgesetzt“ sein?
Derzeit werden oft zwei Begriffe verwendet: „Pastorale Planung“ und „Pastorale Entwicklung“.
In den letzten 10 Jahren haben wir von der „Pastoralen Planung“ gesprochen. Hier lag der Fokus vor allem auf strukturellen Themen, wie die Erstellung einer neuen Dekanatsstruktur,oder die Festlegung, welche Pfarreien sich zu Pfarreiengemeinschaften zusammenschließen, um sich den zukünftigen Herausforderungen besser stellen zu können. Diese Planung gilt nun im Jahr 2024 in den großen Zügen als abgeschlossen.
Wir treten jetzt in eine neue Phase ein. In dieser Phase ist noch nichts vorgefertigt, was man einfach so aus der Schublade ziehen könnte. Es wird vielmehr ein gemeinsamer Weg sein, auf dem wir als Bistum miteinander die Zukunft gestalten. Wir sprechen daher von „Pastoraler Entwicklung“.
Es wird nun stärker um Fragen der Pastoral gehen: Wie können wir den Gläubigen unserer Gemeinden dabei helfen, gerade in den sich neu bildenden Pfarreiengemeinschaften, miteinander Kirche zu sein, den Glauben in der Welt von heute zu leben und den Menschen zu verkünden?
Auch dafür ist analog zur Pastoralen Planung eine Zeitspanne von 10 Jahren angedacht. Wir wissen natürlich nicht, ob wir in diesen zehn Jahren damit schon fertig sein können. Erwartungsgemäß wird das aber eher ein langfristiger, ein dauerhafter Prozess werden, der auch über das Jahr 2034 hinausgeht.
Warum ist es nötig schon heute dieses Thema in den Pfarreien zu besprechen?
Es ist immer gut, das Heft des Handelns in der Hand zu behalten. Aus der Not heraus zu reagieren, legt den Fokus stärker auf den Moment, der geregelt werden muss und engt automatisch ein.
Jetzt ist noch die Möglichkeit, nach vorne zu blicken, Schwerpunkte zu setzen, für jede Pfarreiengemeinschaft ein pfarrliches Konzept für die Pastoral vor Ort zu entwickeln und zusammenzuwachsen.
Vielleicht können Sie erklären, wie der derzeitige Stand ist und was Sie planen?
Die Pfarreien haben sich in den vergangenen Monaten intensiv damit auseinandergesetzt, wie die neuen Pfarreiengemeinschaften heißen sollen, wenn sie gebildet werden und welche beiden Pfarrhäuser dort im Bestand bleiben sollen: wo der Pfarrer wohnt, der die Pfarreiengemeinschaft leiten wird und der zusätzliche Pfarrvikar – ein zweiterPriester, der den Pfarrer in der Seelsorge unterstützt.
Der nächste Schritt, den wir gehen wollen, ist die Bewertung der Pfarr- und Jugendheime. Hier reichen finanzielle und wirtschaftliche Bewertungen allein nicht aus, um den künftigen Bestand festzulegen. Hier wird vor allem die Frage wichtig werden, welche Räume wir benötigen, um die Pastoral vor Ort zu gewährleisten. Bevor also Fragen nach Erhalt, Vermietung oder Verkauf beantwortet werden können, werden die Pfarreien gebeten, sich auf der Ebene der zukünftigen Pfarreiengemeinschaft auf ein pfarrliches Konzept der Pastoral zu verständigen und daraus den entsprechenden Bedarf zu ermitteln. Für diesen wichtigen und richtungsweisenden Schritt wollen wir uns ein Jahr Zeit nehmen.
Welche Herausforderungen beinhaltet die Pastorale Entwicklung für die einzelnen Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften?
Über die eigene Kirchturmspitze hinausschauen: Es wird entscheidend auf das Miteinander innerhalb der Pfarreiengemeinschaft ankommen. In dem Moment, in dem wir es schaffen, uns als ein größeres Ganzes zu verstehen, sind wir schon einen guten Schritt weiter.
Wir wissen, dass es ein „einfach-weiter-so“ nicht geben wird. Daher wäre es bereits in der jetzigen Phase schon wichtig,
- dass eine Zusammenarbeit der Gremien über die Pfarreigrenzen hinweg eingeübt wird.
- dass das gottesdienstliche Leben in den Pfarreien belebt wird. Jede Kirche sollte in der Öffentlichkeit nicht nur durch den Bau, sondern durch eine lebendige Gebetsgemeinschaft wahrgenommen werden können.
- dass untereinander Austauschforen eingerichtet werden, damit man voneinander weiß und sich unterstützen kann.
- dass sich die Pfarreien untereinander durch gemeinsame Veranstaltungen, Feste und Gottesdienste kennenlernen.
Müssen sich die Menschen vor der Strukturveränderung sorgen und wie kann man ihnen diese Sorgen nehmen?
Die Sorge sollte der Neugier weichen. Es gibt immer Wandel im Leben. Auch im privaten Umfeld gibt es immer Veränderungen. Man muss sich auf Neues einstellen und sich den Herausforderungen stellen. Strukturen ändern sich.
Seit ich die neue Arbeitsstelle angetreten habe, geht mir eine biblische Erzählung nicht mehr aus dem Kopf. Und ich denke, dass sie uns in der Betrachtung unserer derzeitigen Situation wirklich weiterhelfen kann.
Es ist die Erzählung im Matthäus-Evangelium, in der Jesus bei einem Seesturm auf das Boot der Jünger zukommt, indem er auf dem Wasser geht. Petrus steigt aus dem Boot, als Jesus ihn zu sich ruft, geht aber sofort unter, als ihn der Mut verlässt. Jesus zieht ihn heraus mit den Worten: „Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“ (Mt 14,31)
Es geht bei allem, was wir tun immer um unsere Christusbeziehung: Wer ist Christus für mich? Traue, vertraue ich ihm? Glauben wir dem Auferstandenen, der den zweifelnden und ängstlichen Jüngern und in der Folge auch uns in die Hand hinein versprochen hat: „Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt!“ (Mt 28,20)?
Ich denke, dass wir uns nicht sorgen müssen, wenn wir verantwortungsvoll tun, was wir tun müssen, wenn wir ihm glauben und vertrauen, der alle Wege mit uns geht: Jesus Christus.
Fragen: Dr. Stefan Groß
Text: Peter Nickl
(to)