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Wasserprozession zu Ehren des heiligen Johannes Nepomuk

Reden und Schweigen zur rechten Zeit

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Plattling, 8. August 2022. „Dann reden, wenn wir uns einsetzen sollen. Jemanden auch einmal in Schutz nehmen, auch den Kopf hinhalten. Und ein anderes Mal auch einmal schweigen.“ Mit diesen Worten hat Bischof Rudolf Voderholzer an den heiligen Johannes Nepomuk als Mahner für den respektvollen Umgang miteinander  erinnert. Dies tat er im 158. Jahr der Gründung Sankt-Johann-Nepomuk-Vereins Plattling e.V., als der Bischof am vergangenen Samstagabend das traditionsreiche Nepomuk-Heimatfest besuchte und an der Wasserprozession teilnahm.

Bischof Voderholzer drückte seine außerordentliche Freude darüber aus, dabeisein zu können, und sagte, dass er von diesem Fest schon viel gehört habe. Was er an diesem Abend erleben durfte, übersteige jedoch alle Erwartungen. So richtete er seinen Dank an alle, die vorbereitet und mitgeholfen haben, vor allem an Vorsitzenden Günther Rösch, an den Schirmherrn Landrat Bernd Sibler und Dekan Josef Geismar.

Eingeschworenes Team

Der Verein kann auf eine lange und bewegende Geschichte zurückblicken. Seit 38 Jahren leitet Günther Rösch den Nepomuk-Verein, der 260 Mitglieder zählt. Eigentlich gibt es das Heimatfest alle drei Jahre, aber durch die Corona-Pandemie wurde es nach 2017 von 2020 auf dieses Wochenende verschoben. Bereits im Jahr 2014 war Bischof Rudolf anlässlich des 150jährigen Jubiläumsfestes als Ehrengast dabei, damals als Hauptzelebrant der Pontifikalmesse am Sonntagmorgen. Dieses Mal beehrte er den Verein zum Höhepunkt der Festivität, der Wasserprozession am Samstagabend. Sie war wie immer eine Gemeinschaftsleistung von Nepomuk-Verein, Wasserwacht, Feuerwehr und dem Tauchsportclub Plattling. Sie alle trugen zum Gelingen bei. Der Nepomukverein sorgte für das feierliche Einholen der Statue des heiligen Johann Nepomuk aus der Kapelle. Und im gemeinsamen Festzug wurde die Figur unter den Klängen der Stadtkapelle Plattling unter der Leitung von Lorenz Pfisterer zur Plätte an der Isar geleitet. Hier stand bereits die alte Plätte aus dem Jahr 1946 bereit, die mittels Autokran bereits einige Tage zuvor zu Waser gelassen wurde. Eine Plätte ist ein hölzernes Arbeitsschiff. Mit der Statue des heiligen Johannes Nepomuk, Bischof Rudolf Voderholzer und verschiedenen Ehrengästen an Bord wurde die Plätte zum Ausgangspunkt der Wasserprozession flussaufwärts verlegt.

Immer mehr Zuschauer säumten die Isarbrücke, aber auch die beiden Isarufer. Die Zeit des Wartens auf den Beginn der Wasserprozession verkürzten Informationen über die Teilnehmer, die Isar und ihre Anwohner. So hörte man, dass die Isar im Moment 1,50 Meter Wassertiefe hier in Plattling hat. Bis zur Mündung in die Donau bei Deggendorf sind es noch acht Kilometer, bis zum Isarquelle im Karwendel hingegen 280 Kilometer. Und die Partnerstadt Scharnitz wartete auch auf die Wasserprozession.

Lichterkreuz im Wasser

Sie begann bei Einbruch der Dunkelheit. Die Feuerwehr Plattling erzeugte mit ihren Spritzen einen bunten Wasserbogen über die Isar, der von Schweinwerfern angestrahlt wurde. Und dann setzten sich viele Lichter flussabwärts in Bewegung. Sie wurden von der Wasserwacht Plattling und dem Tauchsportclub Plattling in die Isar eingesetzt. Im Zentrum das große Lichterkreuz, das die Isar hinunter zur Anlegestelle trieb. Mehr als 500 Schwimmer mit ihren Fackeln begleiteten das Lichterkreuz und auch die buntbeleuchtete Plätte mit den Ehrengästen. An der Anlegestelle folgte eine Andacht zu Ehren des heiligen Johannes Nepomuk, des Schutzpatrons der Schiffer, Flößer, Müller und Wasserbauer. Bischof Rudolf, bekannt als Brückenbauer zwischen Bayern und Böhmen, berichtete auch Persönliches. So sei er als gebürtiger Münchner quasi mit Isarwasser getauft worden und als Sohn einer gebürtigen Kladrauerin fühlt er sich sowohl dem Heiligen als auch Plattling als herausragendem Ort seiner Verehrung besonders verbunden. Nicht zuletzt erinnere auch die Brücke in seinem Wappen an die zentrale Rolle, die Kladrau beim Tod Johannes Nepomuk spielte.

Friedensstifter und Brückenbauer

Der heilige Johannes Nepomuk sei nicht zuletzt auch der Patron der Beichtväter und er habe der Legende nach sein Tacui – Ich habe geschwiegen – gesetzt. Er nahm Folter und Tod auf sich, zum Schutz der Würde des Menschen. Er blieb diskret. Bei der Graböffnung sei seine Zunge, eines unserer wichtigsten Organe, nicht verwest gewesen. Bischof Rudolf erinnerte aber auch daran, dass derzeit beim Ukrainekrieg so viele Brücken zerstört werden: Bauwerke, aber auch Brücken zwischen den Menschen. Sein Gebet für den Frieden mündete ein in den Wunsch „Lasst uns gut mit unserer Zunge umgehen“ und „Lasst uns Friedenstifter und Brückenbauer“ sein. Auch Schirmherr Landrat Bernd Sibler erinnerte daran, dass Johannes Nepomuk geschwiegen hat und er für sein Zusammenhalten verehrt wird. Hier dürfe man spüren, was es heißt, zu Hause zu sein und mit Freunden zu feiern. Nach den Fürbitten wurde der blumengeschmückte Kranz in die Isar geworfen „Zum Gedenken an alle Opfer der Isar“. Die Stadtkapelle intonierte verschiedene Kirchenlieder und nach dem Segen mit der Reliquie des heiligen Nepomuk durch Bischof Rudolf wurde das Tedeum angestimmt. Die Bayernhymne beendete die Andacht. Und ein Prunkfeuerwerk über der Isar beschloss die Wasserprozession. Am Sonntag zelebrierte Stadtpfarrer Josef Geismar in der Stadtpfarrkirche Sankt Magdalena den Gedenkgottesdienst. Irmgard Hilmer



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