Aachen / Regensburg, 7. April 2025
Am 7. April erinnert der Weltgesundheitstag daran, das UN-Nachhaltigkeitsziel 3 (SDG 3) - „Gesundheit und Wohlergehen“ - voranzubringen. In diesem Jahr liegt der Fokus auf der Gesundheit von Müttern und Neugeborenen: Alle elf Sekunden sterben weltweit statistisch gesehen eine schwangere Frau oder ein neugeborenes Kind – oft an vermeidbaren Krankheiten oder Komplikationen bei der Geburt. Besonders alarmierend ist die Lage im Südsudan, wo die Müttersterblichkeit weltweit am höchsten ist und nur 19 Prozent der Geburten von geschultem Gesundheitspersonal betreut werden können. Misereor zieht Bilanz und fordert eine verlässliche, langfristige Finanzierung der globalen Gesundheitsfürsorge.
„Im Südsudan sind gut ausgestattete Gesundheitseinrichtungen für die Behandlung von Müttern und Kindern eine Seltenheit. Der Mangel an lebenswichtiger medizinischer Versorgung macht die Geburt zu einem gefährlichen Risiko“, erklärt Misereor-Partner Dr. Rosario Iannetti vom Mary Immaculate Hospital in Mapuordit im Südsudan. Trotz der schwierigen Bedingungen in dem politisch instabilen Land, leistet das Krankenhaus Erstaunliches: Innerhalb von fünf Jahren wurden dort 3.192 Geburten durchgeführt, fast 21.000 Frauen nahmen an der Schwangerschaftsvorsorge teil. Ohne diese Vorsorge entgehen vielen Frauen lebenswichtige Untersuchungen – oft mit fatalen Folgen für sie und ihre Babys.
Wo SDG 3 noch nicht umgesetzt ist
Das SDG 3 zielt neben der Senkung der Mütter- und Kindersterblichkeit auf die Vorbeugung und Behandlung übertragbarer und nicht übertragbarer Krankheiten. Entscheidende Voraussetzung ist der Zugang zu grundlegenden Gesundheitsdiensten, ohne dass Menschen in finanzielle Not geraten. Misereor zieht dabei eine gemischte Bilanz: In Ländern mit hoher Armutsquote leben etwa 90 Prozent der Bevölkerung ohne Krankenversicherung. Täglich sterben rund 14.000 Kleinkinder, viele von ihnen an Infektionskrankheiten, die mit wenig Geld zuverlässig heilbar wären. Die Müttersterblichkeit sinkt nicht wie erhofft. Weltweit sterben täglich 830 Frauen an vermeidbaren Ursachen im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt.
Globale Gesundheitsdienste mit Erfolgen
Es gibt aber auch Erfolge: Seit 1990 ist die globale Sterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren um 60 Prozent gesunken. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Neugeborenen stieg seit 1960 weltweit von 51 auf 71 Jahre. In Afrika südlich der Sahara konnten dank des breiten Zugangs zu HIV-Behandlung in den letzten 30 Jahren fast 21 Millionen aidsbedingte Todesfälle verhindert werden, wodurch weniger Kinder zu Waisen wurden. Durch HIV-Tests und die HIV-Behandlung im Rahmen der Mutter-Kind-Versorgung wurden seit 2000 mehr als 3,4 Millionen HIV-Infektionen bei Kindern vermieden.
Mangelnde Finanzierung gefährdet Leben
„Trotz einiger positiver Entwicklungen bleibt die Ungleichheit in der weltweiten Gesundheitsversorgung erschreckend groß“, sagt Ellen Schmitt, Gesundheits-Expertin bei Misereor. Die Fortschritte beim SDG 3 haben durch die Corona-Pandemie einen Rückschlag erlitten, insbesondere in ärmeren Ländern. Nun droht der nächste Schock: Die USA, Deutschland, Großbritannien und die Schweiz kündigen drastische Kürzungen der Entwicklungshilfegelder an. Die USA wollen sich als global größter Geldgeber für Gesundheits-Projekte zurückzuziehen. „Das ist ein Horror-Szenario für Millionen Menschen – ein dramatischer Anstieg vermeidbarer und behandelbarer Krankheiten wie HIV, Tuberkulose oder Malaria ist zu erwarten. Wir entfernen uns weiter davon, das Recht auf Gesundheit und ein gesundes Leben für alle zu ermöglichen“, warnt Schmitt. Auch Dr. Rosario Iannetti betont, dass das Gesundheitssystem im Südsudan zu 80 Prozent auf ausländische Hilfe angewiesen ist. Misereor-Projektpartner*innen zeigen, dass gute Gesundheitsdienste Millionen Leben retten können – wenn sie finanziert werden.
Die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Agenda 2030 wurden 2015 auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung als globaler Plan zur Bekämpfung von Armut, Ungleichheit und zum Schutz der Umwelt ins Leben gerufen. Misereor setzt sich im globalen Süden mit seinen Partnern für die Erreichung dieser Ziele ein, besonders in den Bereichen Bildung, Ernährung, Wasser, Energie und nachhaltige Städte. Doch noch haben die Staaten ihre Verantwortung bis zur Zielmarke 2030 nicht ausreichend erfüllt.
Text: Misereor
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(lg)