Warum Weihnachten ein Familienfest ist – und was es für diejenigen bedeutet, die keine haben
Weihnachten ist ein Familienfest, da sind sich die meisten Deutschen einig. Es ist eine Zeit voller Rituale, eine Zeit der Geborgenheit im Kreis von Familie und Freunden. Doch was ist mit denen, die keine Familie mehr haben, die Weihnachten – aus welchen Gründen auch immer – alleine verbringen müssen? Bischof Rudolf Voderholzer liegen diese Menschen besonders am Herzen. Das Bistum Regensburg hat darum für alle, die das Gespräch suchen, ein Weihnachtstelefon eingerichtet.
Weihnachten wird diesmal anders. Auch für Annika. Sie ist 20 Jahre alt. Studentin an der Universität Regensburg. Für sie ist Weihnachten ein Fest voll Freude und Liebe. Die Familie zu treffen, mit ihren lieben Menschen, ihren besten Freunden zusammen zu sein, das gehört für sie auf jeden Fall dazu. Warum? „Gott hat uns seine Liebe gezeigt, als er auf die Welt gekommen ist.“ Und so ist sie am 25. Dezember nach Hause zu ihren Eltern in Neunburg vorm Wald gefahren. Sie haben gemeinsam gegessen. Nachmittags gab es Kaffee und Plätzchen. Wann sie ihre Onkel und Tanten sehen wird, ob sie noch ihre Oma im Altenheim besuchen kann, das weiß sie aber noch nicht.
Weihnachten ist ein Familienfest, für Annika wie für die meisten Deutschen. Es wird nicht nur die Familie von Betlehem, sondern auch die eigene Familie gefeiert. Rituale spielen dabei eine große Rolle. Besonders manifest wird dies beim Essen. William aus Steinberg am See, 29 Jahre alt, verheiratet: „Bei meiner Frau und mir sind da verschiedene Traditionen aufeinandergetroffen: In ihrer Familie gibt es an Heiligabend ‚saure Zipfel‘, in meiner Raclette oder Fondue.“ Ihm sind diese Rituale wichtig: „Die Weihnachtszeit, das ist die Zeit im Jahr, an der meine Familie zusammenkommt. Es ist eine feste Zeit nur für sie.“ Rituale und Feste beleben Beziehungen innerhalb der Familie – und darüber hinaus.
Was aber ist mit den Menschen, die allein sind? Die im Streit von ihrer Familie getrennt sind? Wenn sich die Familie nicht meldet, dann ist das in der Weihnachtszeit besonders niederschmetternd. Konflikte in der Familie und die eigene Einsamkeit werden umso sichtbarer. Der Deutsche Alterssurvey berichtet für die Jahre 2011 bis 2017 einen Anstieg der Einsamkeitsquote. Beinahe jeder zehnte unter den 45- bis 84-Jährigen fühlt sich einsam. Zunehmende Einsamkeit war schon vor der Corona-Pandemie ein Problem.
„Social distancing“ ist das Schlüsselwort, wenn es darum geht, die Corona-Pandemie zu bekämpfen. Es ist aber auch eine Herausforderung für uns Menschen: Wir brauchen den Kontakt mit anderen Menschen, wir wollen mit ihnen unsere Sorgen und Freuden teilen, gemeinsam die Abenteuer des Alltags erleben. Bischof Rudolf Voderholzer hat darum vielfach dazu aufgerufen, den Kontakt zu halten: ein Telefonat, eine Grußkarte als Zeichen der Verbundenheit.
Deshalb gibt es im Bistum Regensburg für die Zeit vom 23.12. bis zum 6.1. das Weihnachtstelefon. Acht Frauen und drei Männer freuen sich auf Ihren Anruf. Wer sich sorgt, wer jemanden zum Reden braucht, wer Freude oder Leid teilen will, wer sich ärgert oder wer enttäuscht ist, der ist herzlich eingeladen, zum Telefon zu greifen. Gerade in diesen Corona-Zeiten ist es wichtig, in Kontakt zu bleiben und sich an andere Menschen zu wenden. Zögern Sie also bitte nicht anzurufen! Herzliche Einladung.