München / Regensburg, 3. November 2024
Pünktlich zum Jahrestag der blutigen Vertreibung aller christlichen Einwohner aus der Region Arzach, auch bekannt als Bergkarabach, dem seit 1.700 Jahren christlichen Südosten Armeniens, möchte das dogmatisch-islamische Land Aserbeidschan im November offenbar mit einem religiös unverfänglichen und zugleich alle alle Menschen wichtigen Thema glänzen, dem Klimaschutz. In der Hauptstadt der Aseris, Baku, soll am 11. November die neueste Klimakonferenz der Vereinten Nationen, kurz COP29, eröffnet werden.
Ein Bündnis von Menschenrechtlern, bestehend aus dem Zentralrat der Armenier (ZAD), der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), der Arbeitsgruppe „Anerkennung, gegen Genozid, für Völkerverständigung“ (AGA), der internationalen Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity International (CSI) und dem Verein der Völkermordgegner e.V. mahnt angesichts der geplanten COP29-Konferenz in Baku: „Weit mehr als 120.000 Armenier wurden im Herbst und beginnenden Winter 2023 aus Arzach vertrieben. Aktuell werden bis zu einhundert Armenier aus Arzach, darunter acht ehemalige politische und militärische Führungspersönlichkeiten, in Gefängnissen Aserbaidschans festgehalten.“
Pfarrer Peter Fuchs von der CSI findet deutliche Worte: „Aserbaidschan steckt viel Geld in Lobbyarbeit und baut die Fassade eines modernen, weltoffenen Landes auf. Damit soll ganz offensichtlich vom Angriffskrieg auf Bergkarabach und der zuvor durchgeführten Hungerblockade abgelenkt werden. Aus meiner Sicht zieht sich eine Linie vom türkischen Völkermord an den Armeniern bis zur Eroberung Bergkarabachs und der de facto vollständigen Vertreibung der dortigen Karabach-Armenier. Durch den Weltklimagipfel und andere PR-Coups darf sich Aserbaidschan nicht reinwaschen.“ Zu deutsch: Die Konferenz hält er für ein durchsichtigen PR-Manövers aus Baku.
Nur durch zufällige Behördenwillkür war die christliche, seit Jahrtausenden auch politisch zu Armenien gehörende Region Arzach zu Sowjetzeiten an Aserbeidschan gefallen. Denn sowohl Armenein als auch Aserbeidschan waren damals sogenannte „Sowjetrepubliken“. Nach dem Ende der Sowjetunion konnte dies tragischerweise nicht korrigiert werden. Drei Jahrzehnte religiös motivierter Angriffe der mit der Türkei verbündeten, radikal-islamischen Aseris auf das uralte christliche Gebiet folgten; die Aseris sind ein Turkvolk und eng verschwistert sowie militärisch verbündet mit den Türken. Ende November 2023, der harte kaukasische Winter war gerade hereingebrochen, wurden dann weit über 120.000 Armenier – die letzten von wohl rund einer halben Million, die in ihrer angestammten Heimat unter härtesten Angriffen des Nachbarlandes Aserbeidschan ausgeharrt hatten – samt und sonders vertrieben.
Die angestammten Bewohner Arzachs flohen mit nur wenigen Habseligkeiten, auf Lastwagen oder in Autos gepfercht, einige erschütternde, verwackelte Fernsehbilder gingen um die Welt. Wer auch nur eine Ahnung davon hat, was in Ostpreußen 1945 geschah, mag sich vorstellen können, was den Arzach-Armeniern im Jahre 2023 angetan wurde. Aserbeidschan plant derweil bereits den nächsten Angriff gegen den Süden des verbliebenen Staates Armenien, so befürchten Beobachter. Mehrfach schon wurde die südarmenische Stadt Sjunik beschossen. Wird sich die Weltöffentlichkeit nur ein Jahr nach den Verbrechen von Arzach mit einer scheinheiligen Klimagipfel-Show in Baku ruhigstellen, ja, einlullen lassen?
Text: Sebastian Sigler