News Bild „Tagebuch eines Landpfarrers“ in Regensburg neu erschienen – der Klassiker der französischen Literatur in frischer Übersetzung

„Tagebuch eines Landpfarrers“ in Regensburg neu erschienen – der Klassiker der französischen Literatur in frischer Übersetzung

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In Regensburg ist die Neuübersetzung des „Tagebuch eines Landpfarrers“ des Franzosen Georges Bernanos erschienen: „Journal d’un Curé de Campagne“. Die Diözese Regensburg und das Kollegiatstift St. Johann Regensburg haben das Erscheinen des Buches im Verlag Friedrich Pustet mit Druckkostenzuschüssen unterstützt. Der Klassiker der Weltliteratur stammt aus dem Jahr 1936 und schildert, wie ein junger Priester im nordfranzösischen Ambricourt als wahrhaft Geistlicher – als geistlicher Mensch – in der Pfarrei des Dorfes wirkt. Aber er scheitert an der Ignoranz und letztlich am Unglauben der „Gläubigen“, die am Ekel vor ihrer eigenen Existenz leiden. Immerhin: Bei allen ablehnenden und bornierten Typen, die den Curé auflaufen lassen, so etwa der Graf, gibt es doch gar nicht so wenige Menschen, die, wie auch immer solidarisch mit dem Landpfarrer, wenigstens mit ihm leiden. Und bei allem Untergang, der den christlichen Glauben nicht auszulöschen vermag, erscheint dahinter die Hoffnung, die ihrerseits den Glauben trägt, umso befreiender und motivierender. Der kurze Lebensweg des heiligmäßigen Pfarrers, angelehnt an den heiligen Pfarrer von Ars, endet im Tod, den er in der Nacht erleidet – womöglich ist dies die Nacht des Glaubens, die Heilige wiederholt zu durchleiden haben. Jedenfalls hält er sich da gerade bei einem Freund aus den Zeiten der gemeinsamen Seminarausbildung auf, der wenig zuvor seinen Dienst als Pfarrer verlassen hat und ihm kurz vor dem Tod die Lossprechung gibt.

 

Therese von Lisieux, Lieblingsheilige des Georges Bernanos: „Alles ist Gnade“

Das „Tagebuch“ ist das Lieblingswerk des Georges Bernanos (1888-1948), des sehn-süchtigen geistlichen Rabauken und katholischen Polemikers, der sein Leben lang auf der Suche war nach dem Kind, das er einst war. Die fürchterlichen Erfahrungen als Soldat im Ersten Weltkrieg verwüsteten auch sein inneres Leben. Zu großen Teilen findet Bernanos dieses Kind, das er war, aber im Landpfarrer wieder. Tatsächlich besteht der Roman aus den teilweise naiven Tagebucheinträgen des jungen Pfarrers, der, unerkannt von den meisten Dorfbewohnern, Jesus Christus nachfolgt und sein Kreuz bis zum bitteren Ende trägt. Seine letzten Worte, wie der ausgestiegene Priester dem geistlichen Begleiter des Landpfarrers nach dessen Tode schreibt, sind die Worte der heiligen Therese von Lisieux in ihren letzten Lebensmonaten: „Alles ist Gnade.“ Therese war – neben der heiligen Johanna von Orléans – die Lieblingsheilige des Georges Bernanos.

 

Anspruchsvolle geistliche Literatur in geistlichen Wüsten heute

Bernanos ist neben François Mauriac und Paul Claudel der bekannteste Vertreter der katholischen Laienschriftsteller-Bewegung „Renouveau catholique“. Die Neuübersetzung aus dem Französischen und die Kommentierung dazu hat Dr. Veit Neumann, Professor für Pastoraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Pölten, angefertigt. Sie soll Menschen auf der Suche die reiche Kulturwelt unseres Nachbarlandes eröffnen und ist insofern auch das Ausloten, wie anspruchsvolle geistliche Literatur heute Menschen in geistlichen Wüsten neue Zugänge zur Wahrheit des Glaubens ermöglichen kann.

 

Vielmehr: das Lebensprojekt des Pfarrers zum Leuchten bringen

Die „Tagebuch“-Übersetzung reagiert durch eine zeitgemäße Sprachgestaltung auf die Flexibilisierung der Lebensverhältnisse hierzulande und führt durchaus zu echten spirituellen Erfahrungen. Es ist eine Herausforderung, die Qualitäten eines scheinbar, aber eben nur scheinbar in die Jahre gekommenen Lebensprojekts – das des Pfarrers – weniger zu entstauben als vielmehr zum Leuchten zu bringen. Eine solche Landeskunde („civilisation“) – französische Spiritualität in der Wüste der Säkularisierung und die Klarheit des Gedankens im Land der Klassizität – ist sogar unterhaltsam so wie echte Unterhaltung auch anspruchsvoll ist. Und das ist die Neuübersetzung des „Journal d’un Curé de Campagne“ durchaus auch.

 

Georges Bernanos. Tagebuch eines Landpfarrers. Roman. Neu übersetzt und kommentiert von Veit Neumann, Schriften der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Pölten (Bd. 10), 344 Seiten, Regensburg 2015, 26,95 Euro, ISBN 089-3-7917-2722-6.



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